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Pantheon — 1.1928 = Jg 1.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.57094#0295

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KUNSTLITERATUR
Simon Meller, Die Bronzestatuetten der deutschen Renais-
sance. (Pantheon Casa Editrice, Florenz, Kurt Wolff Verlag,
München.)
Schon der Titel dieser glänzend ausgestatteten und wissen-
schaftlich fruchtbaren Publikation weist auf ein Problem hin,
fordert er doch zum Vergleich der deutschen mit der italieni-
schen Bronzestatuette heraus. Die Übersicht über das vom
Verfasser vorgelegte Material läßt den Unterschied deutlich
werden. Es handelt sich in Deutschland nur selten um Kunst-
werke, die als autonome Schöpfungen im Zeichen eines gleich-
sam fest umrissenen geistigen Programms entstehen —die Aus-
nahmen sind hervorragend, doch fordern sie eine individuelle
Erklärung — denn mannigfachere Beziehungen scheinen die
deutschen Kleinbronzen mit Werken anderer „Kunstzweige“
zu verbinden: die Grenze zur Großplastik in Bronze ist weder
durch eine soziale noch durch eine künstlerische Schranke be-
zeichnet; die Beziehungen zu anderen Gattungen der Klein-
plastik — namentlich zu der noch wenig erforschten Gold-
schmiedekunst sind die engsten. Die thematische Abgrenzung
der vorliegenden Arbeit innerhalb der „Deutschen Plastik in
Einzeldarstellungen“, die sich aus äußeren Gründen ergeben
haben mag, hat dem Verfasser nicht die Möglichkeit eröffnet,
diese Beziehungen zu verfolgen und aufzuklären. Doch aus
der Beschränkung ergab sich der Gewinn klarer Anordnung
und überzeugender Gruppierung.
In den wenigen Seiten des Textes nimmt der Verfasser zunächst
das Problem der Entwicklung Peter Vischer d. Ä. wieder auf-
er hat es erst kürzlich in seiner meisterhaften Biographie be-
handelt — (vgl. dazu meine Anzeige D. L. Z. 1926, Sp. 1448 ff.)
um die zeitliche Einreihung der seither aufgetauchten Gruppe
„Herkules und Antäus“ zu versuchen. Meller setzt sie zwischen
1500 und 1508. Ich gestehe, hier nicht folgen zu können. Die
von Berliner (Münchner Jahrbuch 1926) vertretene Datierung
in die Spätzeit, in die rätselhaften sechzehn arbeitslosen Jahre
des alternden, doch physisch wie psychisch ungebrochenen
Mannes, scheint mir vorsichtiger zu sein.
Meisterhaft sind die knappen Sätze zur Frage der Innsbrucker
Heiligenfiguren. Die Deutung der urkundlichen Nachrichten
weist völlig überzeugend auf L e o n h a r d Magt hin, in dem
der Verfasser auch den Meister des Innsbrucker Rudolf von
Flabsburg und der schönen Kriegerstatuette des Grazer Muse-
ums erkennt (vgl. dazu auch Berliners Anzeige D. L. Z. 1927,
Sp. 2505). Die methodische Grundlage dieser Zuschreibung
muß unterstrichen werden. Denn die Scheidung zwischen
Gießer und Bildhauer — in diesem Falle Godl und Magt — er-
weist sich auch sonst als fruchtbar. So wird nach Pelzers (übri-
gens noch nicht näher begründeter) Bestimmungin J oh. Gregor
v. d. Schardt der Meister der Bronzefiguren erkannt, die Wenzel
Jamnitzer an Kaiser Rudolf II. lieferte und in Lienhardt
Schacht der Bildhauer, der für die Bronzen des Georg Laben-
wolf die Modelle verfertigte. Der „Erfinder“ der traditionell
dem Pankraz Labenwolf zugeschriebenen Werke hat sich noch
nicht ermitteln lassen; der „Meister des Gänsemännchens“,
dessen Werke Meller gesammelt hat, bleibt ein Anonymus,
der indessen im Nürnberger Kunstkreis eine beträchtliche
Rolle gespielt zu haben scheint — eine Anzahl von Gold-
schmieden haben sich seiner Modelle bedient — so daß sein
Name sich wohl bald wird ermitteln lassen.
In einem gewichtigen Satze streift Meller die Möglichkeit


KRIEGER. BRONZESTATUETTE
WIEN, SAMMLUNG DR. BLOCH
Abbildung aus nebenstehendem Werk

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