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Pantheon — 1.1928 = Jg 1.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.57094#0280

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REITER- AQU AMAN I L I E N. 1

und platt herabhängenden Gewandschöße gleichen
vollkommen dem im Schalsee bei Lübeck gefundenen
Simsonleuchter (Amtl. Berichte Berliner Museen
1926, Heft 2, S. 22), so daß man den Falkenjäger doch
als deutsche Arbeit nach einem französischen Vor-
bild ansehen möchte. Ein stark verwittertes Reiter-
aquamanil aus Grodno im Museum zu Wilna bleibt
vorläufig unbestimmbar, weil die Abbildungen in der
Revue archeologique (Paris 1926, B. 24, S. 23) un-
zulänglich sind. Als das älteste Stück deutschen
Fundorts ist noch ein Reiterfragment im Alter-
tumsmuseum von Kiel zu erwähnen, das durch den
Spitzhelm mit Nasenschutz auf das 12. Jahrhun-
dert datiert wird (Abb. 9, S. 250). Es ist ein dünner
Hohlguß und kann daher nur von einem Gießgefäß
herstammen.
Sucht man nach den Anregungen, die zur Verwen-
dung des für Wasserkannen doch recht fernliegenden
Reitermotivs als Gießgefäß geführt haben, so stößt
man einerseits auf die Aquamanilien in Tierform
und andererseits auf die romanischen Leuchter. Die
orientalischen Bronzetiere, die auf die frühen Tier-

aquamanilien des Abendlandes sichtlich eingewirkt
haben, kommen hier nicht in Betracht, weil sie keine
Reiter aufzuweisen haben. Mir ist überhaupt nur
ein einziges vorderasiatisches Reiteraquamanil (im
Kunsthandel) zu Gesicht gekommen (Abb. 10, S. 250),
das jedoch den Ritteraquamanilien des 13. und
14. Jahrhunderts zeitlich in weitem Abstand nach-
folgt. Von den frühen tierförmigen Aquamanilien
war bis zur’Ritterfigur im Zeitalter des Rittertums,
der Kreuzzüge und Turniere kein weiter Schritt, nach-
dem die Ritter schon im 12. Jahrhundert ein häufiges
Motiv des romanischen Ornaments geworden waren
(Abb. 13, s. unten). Als unmittelbares Vorbild kamen
dann die romanischen Bronzeleuchter hinzu, die
ohne feste Bindung an eine Zweckform als freie
figürliche Plastik gestaltet werden konnten. Das Ber-
liner Schloßmuseum und der Louvre besitzen je einen
romanischen Reiterleuchter französischer Herkunft,
die den Aquamanilien um ein gutes Jahrhundert
vorausgehen.
Auf drei andere Gruppen von Reiteraquamanilien
denke ich später zurückzukommen.

EMAILPLÄTTCHEN
VON NIC. v. VERDUN


AM ALBINUSSCHREIN
IN KÖLN, UM 1190

ABB. 13

EIN UNBEKANNTES FRÜH WERK CARPACCIOS

VON AUGUST L. MAYER

Die Anfänge Carpaccios sind noch immer nicht
völlig geklärt. Datierte Werke des Künstlers setzen
bekanntlich erst 1490 ein. Damals ist er aber min-
destens 20 Jahre, wahrscheinlich jedoch schon 25 bis
30 Jahre alt gewesen. Dafür sprechen nicht nur die
überaus kargen uns bekannten biographischen Da-
ten und die Tatsache, daß man selbst einen Probe-
auftrag bzw. ein Probebild für einen so bedeuten-
den Zyklus wie jenen der Ursula-Legende, schwer-
lich einem knapp Zwanzigjährigen erteilt haben
wird, sondern auch jene zwei allgemein als Jugend-
arbeiten anerkannten Bilder, vor allem die Frank-

furter Madonna, die sicher einige Jahre vor dem
ersten Bild des Ursula-Zyklus entstanden sind.
Wir glauben heute den Frühwerken des Meisters ein
weiteres Stück hinzufügen zu können. Es ist eine klei-
nere Holztafel (h. 53 cm, br. 42 cm) mit der Darstel-
lung des büßenden hl. Hieronymus, gegenwärtig im
Besitz der Kunsthandlung Paul Bottenwieser in Ber-
lin. Die Zeichnung, die Proportionen, die Art der Fal-
tenbehandlung, die gewisse Einflüsse Mantegnas ver-
rät, sind bereits ganz die des uns bekannten Carpac-
cios. Ihm besonders eigentümlich ist die Behandlung
der Haare und der Lichter in den Haaren, nament-

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