ADAM VAN VIANEN. SALZFASS. UTRECHT 1612
BERLIN, SAMMLUNG MARGARETE OPPENHEIM
SILBERARBEITEN VON ADAM VAN VIANEN
Der Utrechter Goldschmied Adam van Vianen
(1570—1627), der jüngere Bruder des Prager Hof-
künstlers Paul van Vianen, verdankt seine Stellung
in der Kunstgeschichte nicht so sehr seinen nur in
geringer Zahl erhaltenen Silberwerken, als vielmehr
den Ornamentstichen, die sein Sohn Christian nach
ausgeführten Arbeiten und Entwürfen des Vaters
nach 1650 unter dem Titel „Modelli artificiosi“
herausgegeben hat. Diese phantastischen Radie-
rungen sind eine der merkwürdigsten Erscheinun-
gen in der Stilgeschichte der Goldschmiedekunst.
Adam van Vianen erweist sich darin als der erste
und konsequenteste Gestalter — man möchte fast
sagen der Erfinder — des barocken „Knorpelwerks“.
Eristin der Auf lösungtektonischer Überlieferungen,
im Kneten, Ziehen, Dehnen und Erweichen der For-
men soweit gegangen, daß man selbst im ausschwei-
fendsten Rokoko kaum etwas Ähnliches finden kann.
Adam van Vianen hat dadurch einen besonderen
holländischen Goldschmiedestil ins Leben gerufen,
der bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts
blühte und auch nach England sich auswirkte. Er-
staunlich ist die Vorzeitigkeit der Entwürfe, die
vor seinem Todesjahr 1627 entstanden, in einer
Zeit, als Architektur und Kunsttischlerei seiner Hei-
mat noch im Renaissancefahrwasser trieben, wäh-
rend in Deutschland bei seinen Zeitgenossen wie
Lucas Kilian in Augsburg und Christoph Jamnitzer
in Nürnberg nur die ersten Vorläufer des Knorpel-
stils sich hervorwagten.
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