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Pantheon — 1.1928 = Jg 1.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.57094#0054

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EINE UNVERÖFFENTLICHTE FARBENSKIZZE AUS DER
FRÜHZEIT DES P. P. RUBENS
von CORN. HOFSTEDE DE GROOT

Die hier reproduzierte Skizze zu der Anbetung
der Könige in Madrid1) taucht zum ersten Male auf
in der anonymen Versteigerung bei Christie’s am
19. Dezember 1908 als „Attributed to Rubens“. Sie
brachte damals £ 430 s. 10. Nochmals wurde sie
bei Christie’s verkauft als Nr. 118 der ebenfalls ano«
nymen Versteigerung vom 21. Juli 1924 und wieder«
um nur als „Rubens zugeschrieben“. Diesmal kaufte
sie für L 63 Mr. Silva White. Sie soll damals unter
ganz dunklem und schmutzigem Firnis kaum zu
unterscheiden gewesen sein. Die Kunsthändler As«
scher, Koetser und Welker erwarben sie und ließen
sie reinigen. Sie stellte sich als tadellos erhalten her«
aus. Verfasser kaufte sie im Oktober desselben Jahres
von dieser Firma und verleibte sie seinem Geschenk
an das Museum der Stadt Groningen ein. Jedoch
unter Beding lebenslänglicher Nutznießung.
1) Photographiert von Anderson als Nr, 16265. Abgebildet im Rubens=Band der
Klassiker der Kunst 4. Aufl.S. 26, .Max Rooses Rubens’ Leven en Werken S. 124.


RUBENS, STUDIENKOPF
ROM, GALLERIA NAZIONALEfC ORSINI)

Über die Geschichte des Madrider Gemäldes be«
richtet Max Rooses (Oeuvre de Rubens Bd. 1, S. 203
bis 207, Nr. 157 und Rubens’ Leven en Werken 1903
S. 123-127):
Das Bild wurde vom Antwerpener Magistrat um 1608 bestellt.
Es sollte mit einer Reihe anderer Werke den Schmuck des
sogen. Staatenzimmers im Antwerpener Stadthaus bilden.
Rubens erhielt am 29. April 1610 eine erste Rate von fl. 1000,
am 4. Aug. die Schlußrate von fl. 800 für das Bild. Außerdem
bekam er noch eine silberne Schale zum Geschenke.
Das Bild blieb jedoch nur kurz an der Stelle, wofür es gemalt
war. Am 28. August 1612 besuchte Don Rodrigo Calderon,
Graf von Oliva, ein geborener Antwerpener, als außerordent«
licher Ambassadeur des Königs von Spanien seine Geburts«
Stadt. Am 1. September beschloß der Große Rat ihm das Bild
als Geschenk anzubieten, um den Staatsmann günstig zu stim«
men und als Zeichen von Dankbarkeit für die zahlreichen
Wohltaten, die er den Kirchen, Klöstern und Armen der Stadt
erwiesen hatte. Namentlich hoffte man auch durch Calderon
vom König von Spanien den Stapel von den Kolonial« und
anderen Waren aus Spanien zu erlangen. Man bot es ihm an als
„das schönste und seltenste Geschenk“, über das der Magistrat
verfügte. Der Gesandte akzeptierte das Geschenk mit Dankbar«
keit und versprach, es in seiner Wohnung aufzuhängen.
Jedoch bereits im Jahre 1618 verlor Calderon, der Freund des
damals als Minister gestürzten Herzogs von Lerma, die Gunst
des Königs. Er wurde vom Herzog von Olivarcs, Lerma’s
Nachfolger, des Mordes beschuldigt, verurteilt und 1621 ent«
hauptet. Aus der Nachlaßversteigerung kaufte der König den
Rubens.
Das Bild wurde von Rubens während seines zweiten
Madrider Aufenthalts (1628/29) rechts um etwa
einen Meter breiten Streifen vergrößert. Dies wird
nicht nur durch eine Naht in der Leinwand ange«
deutet, sondern auch beglaubigt durch Pacheco
(Arte de la Pintura) und Cruzada Villaamil (Rubens
diplomatico Espanol) überliefert. Denkt man sich
diesen Streifen, der u. a. das Selbstbildnis von Rubens
enthält, weg und vergleicht man das Format und
die Darstellung des überbleibenden Stückes mit
denen1 der Skizze, so ist man geneigt anzunehmen,
daß gleichzeitig auch ein oberer Streifen von etwa
66 Zentimetern, der die beiden schwebenden Putti
enthält, hinzugefügt wurde. Hierüber scheintjedoch
keine Nachricht erhalten zu sein und ich selbst habe
keine Gelegenheit gehabt, das Gemälde hieraufhin
zu prüfen. Daß es damals nicht bei einer Anstük«
kung durch einen oder vielleicht sogar zwei Streifen
geblieben ist, sondern daß der Künstler auch Ände«

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