Alfr. AlthcrN Damenzimmer. Möbelt Gilletbolz m. schwarzen Cinlagen u. Schnitzereien. Farben des Rauines: silber, matt-
rot, gold. — Ausführende: H. Schaette s- Co., Schreinerarbciten, Elberseld. Westdentsche Bronzewarenfabrik, vorm. Jos.
Louis, Kamin aus Bronze für Gas- u. Aentralheizung, Köln. N. Krause, Teppich, Polstcrarbeiten u. Dekorationen, Clberfeld.
Weshalb sell lch nlcht cinmal cinen Schrank mit reicher
Schnitzereh weshalb nicht cincn Stuhl mit schwarzen
Bcinen haben, wenn der reichgeschnitzte Schrank schön ist,
und wenn der schwarzbeinige Stuhl schön ist? Weöhalb
muß ein Uhrgchäuse stcts ein cinsacher Kasten und cine
Heizung iinmer ein versteckteS Aschenbrödel sein? Wie
fein ist die eigenartige Lösung deö Gasofens (Abb. S.I25),
der durchaus als schmückc>tdcs Möbel bchandelt ist.
Man überlegc sich doch cinmal: was in allcr Wclt
zwingt, wenn nicht beschränkte Mittel es tun, zur
Wohnungaökese? Etwa ästhctische Gründe? Daö
wäre eine sonderbare Asthctik, die sagte, daß Schmuck
unschön sei. Freilich gibt es Leute, die so etwaö alö
ästhetisches Dogma aufzustellen versuchen, und viele
andere gibt eö, dic blind dieseni Dogma nachlausen.
Deöhalb möchte ich ganz besondcrs auf die darin licgende
Gedankenarmut hinweisen, dic auo einer Stufe schon eine
Treppe, auö einem Wcg schon ein Iiel macht. Selbst-
verständlich müssen wir so lange die elementare Kon-
struktion- und Iwccksorm üben, biö sie so sest im Ge-
fühl wurzelt, daß sie eine schönc Auögestaltung erträgt.
Dann aber hindert nichtö mehr, auch wirklich schön
auözugestalten.
Unsere Acit als Ganzes ist zwar noch nicht so weit,
Einzelne aber dürfen gctrost diesen Schritt wagen. Iu
ihncn gehört Altherr; und wenn er manchmal zu weit
geht und gelegcntlich und versehentlich aus cinem Möbel
eine schöne Theorie macht, so ist das weniger Unfähig-
keit alö siiibarras äo riolrssso. Schon als er noch
ganz auf dcr Konstruktion sußte, drängte sein Kunstsinn
ihn, das Konstruktive schmucklich auözugestalten, wie
Riemerschmid es mit harter Konseguenz tut. Auch bei
manchem der hier abgebildeten Stücke kan» man dies
Prinzip z. B. in der konsequenten Vcrsteisung dcr Stuhl-
beine erkenne», wobei die zweckliche Konstruktion zu einem
Schmuckmotiv wird. Jndcm so im Handwerklichen
schon der Künstler drängt und treibt, gcwümt dieser
die Oberhand, je sichercr das Handwerkliche wird. Jch
schätze daher Altherr auch wcniger als dcn Architekten
für einsache Hauömöbel, sondern als Geftalter delikatcr
Wohnungeinrichtungen sür verwöhntc Bcdürsniffe. Er
ift zu sehr Künstler, um nur Handwerker zu sein, zu
sehr Ästhet, um in der einfachen Nutzsorm seine Be-
sricdigung zu findcn, zu kompliziert, um „gut bürgerlich"
zu sein, zu empfindsam, um Verzicht aus die vielen
Möglichkciten zu leistcn, die auö zarten Nuancen sich
ergebcn. Daö cmpfindet man vor allem auch bei der
ost raffinicrtcn Farbcnzusammenstellung in den einzelnen
Räumen, die manchmal bcinahc zu delikat sür die
Praxis erschiene, wenn nicht übcrall dic Absicht maß-
I2Z
rot, gold. — Ausführende: H. Schaette s- Co., Schreinerarbciten, Elberseld. Westdentsche Bronzewarenfabrik, vorm. Jos.
Louis, Kamin aus Bronze für Gas- u. Aentralheizung, Köln. N. Krause, Teppich, Polstcrarbeiten u. Dekorationen, Clberfeld.
Weshalb sell lch nlcht cinmal cinen Schrank mit reicher
Schnitzereh weshalb nicht cincn Stuhl mit schwarzen
Bcinen haben, wenn der reichgeschnitzte Schrank schön ist,
und wenn der schwarzbeinige Stuhl schön ist? Weöhalb
muß ein Uhrgchäuse stcts ein cinsacher Kasten und cine
Heizung iinmer ein versteckteS Aschenbrödel sein? Wie
fein ist die eigenartige Lösung deö Gasofens (Abb. S.I25),
der durchaus als schmückc>tdcs Möbel bchandelt ist.
Man überlegc sich doch cinmal: was in allcr Wclt
zwingt, wenn nicht beschränkte Mittel es tun, zur
Wohnungaökese? Etwa ästhctische Gründe? Daö
wäre eine sonderbare Asthctik, die sagte, daß Schmuck
unschön sei. Freilich gibt es Leute, die so etwaö alö
ästhetisches Dogma aufzustellen versuchen, und viele
andere gibt eö, dic blind dieseni Dogma nachlausen.
Deöhalb möchte ich ganz besondcrs auf die darin licgende
Gedankenarmut hinweisen, dic auo einer Stufe schon eine
Treppe, auö einem Wcg schon ein Iiel macht. Selbst-
verständlich müssen wir so lange die elementare Kon-
struktion- und Iwccksorm üben, biö sie so sest im Ge-
fühl wurzelt, daß sie eine schönc Auögestaltung erträgt.
Dann aber hindert nichtö mehr, auch wirklich schön
auözugestalten.
Unsere Acit als Ganzes ist zwar noch nicht so weit,
Einzelne aber dürfen gctrost diesen Schritt wagen. Iu
ihncn gehört Altherr; und wenn er manchmal zu weit
geht und gelegcntlich und versehentlich aus cinem Möbel
eine schöne Theorie macht, so ist das weniger Unfähig-
keit alö siiibarras äo riolrssso. Schon als er noch
ganz auf dcr Konstruktion sußte, drängte sein Kunstsinn
ihn, das Konstruktive schmucklich auözugestalten, wie
Riemerschmid es mit harter Konseguenz tut. Auch bei
manchem der hier abgebildeten Stücke kan» man dies
Prinzip z. B. in der konsequenten Vcrsteisung dcr Stuhl-
beine erkenne», wobei die zweckliche Konstruktion zu einem
Schmuckmotiv wird. Jndcm so im Handwerklichen
schon der Künstler drängt und treibt, gcwümt dieser
die Oberhand, je sichercr das Handwerkliche wird. Jch
schätze daher Altherr auch wcniger als dcn Architekten
für einsache Hauömöbel, sondern als Geftalter delikatcr
Wohnungeinrichtungen sür verwöhntc Bcdürsniffe. Er
ift zu sehr Künstler, um nur Handwerker zu sein, zu
sehr Ästhet, um in der einfachen Nutzsorm seine Be-
sricdigung zu findcn, zu kompliziert, um „gut bürgerlich"
zu sein, zu empfindsam, um Verzicht aus die vielen
Möglichkciten zu leistcn, die auö zarten Nuancen sich
ergebcn. Daö cmpfindet man vor allem auch bei der
ost raffinicrtcn Farbcnzusammenstellung in den einzelnen
Räumen, die manchmal bcinahc zu delikat sür die
Praxis erschiene, wenn nicht übcrall dic Absicht maß-
I2Z