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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0031

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39

1891. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

40

Bücherschau.

Die Kunstdenkmäler des Grofsherzogthums
Baden. Beschreibende Statistik im Auftrage des
Grofsherz. Bad. Ministeriums der Justiz, des Kultus
und des Unterrichts und in Verbindung mit Dr. J o s.
Durm und Geh. Hofrath Dr. E. Wagner bearbeilet
von Dr. Fr. X. Kraus, Professor in Freiburg und
Gh. Konservator der kirchlichen Alterthü'mer. II. Bd.:
Die Kunstdenkmäler des Kreises Villingen.
Freiburg 1890, J. C. B. Mohr (P. Siebeck).
Der II. Band vorgenannten Werkes ist dem von
mir in der »Zeitschrift für christliche Kunst«, I. Jahrg.
Sp. 447, zur Anzeige gebrachten I. Bande rasch gefolgt.
Die Anordnung ist die gleiche geblieben, nur hinsicht-
lich-der Drucklegung erfolgten zu Gunsten der Raum-
ersparnifs kleinere Aenderungen.

Zur Beschreibung gelangen die Kunstdenkmäler des
Kreises Villingen, näherhin der Aemter Donaueschingen,
Triberg u. Villingen. Die alemannischen und römischen
Reste, die kirchlichen und profanen Bauwerke, die Schöp-
fungen kirchlicher u. profaner Malerei, Bildnerei u. Klein-
kunst vom frühesten Mittelalter bis zur Zopfzeit werden
je nach ihrer Bedeutung bald eingehend beschrieben
und abbildlich dargestellt, bald nur kurz aufgeführt.
Besonders dankbar darf man dem verdienten Heraus-
geber dafür sein, dafs er einen grofsen Theil der herr-
lichen Miniaturen des dem Ende des XIII. Jahrh. an-
gehörenden Pergamentkodex (Breviarium) Nr. 309 der
Fürstenbergischen Bibliothek in Donaueschingen durch
vorzügliche Lichtdrucke weiten Kreisen bekannt ge-
macht hat, desgleichen einige Bilder des Wildensteiner
Meisters in der dortigen Galerie, hinsichtlich dessen
er nachweist, dafs die Annahme Woltmanns irrig sein
müsse, der in ihm Barthel Beham erkannt haben will.
Reiche Ausbeute hält der Kunstfreund im Amte
Villingen, dessen Beschreibung den gröfseren Theil
dieses Bandes füllt, und zwar vorzugsweise in der Stadt
Villingen selbst. Die Darstellungen des Kreuzweges
in sieben Gruppen am Körper und an dem Treppen-
geländer der spätgothischen Steinkanzel des dortigen
Münsters legen den Wunsch nahe, dafs durch Bekannt-
gebung aller auf deutschem Boden uns erhaltenen alten
Kreuzweg-Darstellungen eine Geschichte ihrer künst-
lerischen Entwicklung ermöglicht'und namentlich fest-
gestellt werde, wann die jetzt üblichen Kreuzwege in
vierzehn feststehenden Gruppen die früher so beliebten
sogen, sieben Fufsfälle mit stets abweichendem Darstel-
lungskreise verdrängt haben, neben denen noch Kreuz-
wege mit 10 bis 34 Gruppen vorkamen. Die sieben
Darstellungen an der Kanzel in Villingen sind wesentlich
andere, als die an den sieben ,.Fällen" des Adam Krafft
in Nürnberg (1488) und an einem ebenfalls dem XV.
Jahrh. angehörenden Kreuzwege mit fast lebensgrofsen
Holzfiguren zu Bozen, welchen J. Stockbauer (»Organ
für christliche Kunst«, XX. Jahrg. S. 198) beschreibt.
Die Tafel XVI abgebildete Monstranz von Villingen
wird doch wohl richtiger als ein Werk des Rococo
(nicht Barock, S. 124) bezeichnet. Dafs der Tafel XIII
abgebildete herrliche Kachelofen des Hans Kraut (ca.
1550 bis 1000) noch „vor wenigen Jahren" ins Aus-
land verkauft werden konnte (S. 144), bleibt beschämend

für unser vaterländisches Kunstinteresse bezw. für Jene,
welche die öffentlichen Sammlungen nicht mit den zu
seiner Befriedigung erforderlichen Geldmitteln versahen.

Neben der sorgfältigen Behandlung des Textes in
den Litteraturangaben und in der Denkmälerbeschrei-
bung müssen noch die schönen eingedruckten (32) Ab-
bildungen, sowie die 19 Lichtdrucktafeln und die
archäologische Karte des Kreises Villingen anerkennend
erwähnt werden.

Viersen. _____^__ Aldenlcirchen.

»Der byzantinische Zellenschmelz« von Joh.
Schulz, Pfarrer. (Als Manuskript gedruckt.) Mit
22 Tafeln. Frankfurt a. M. 1890, Aug. Osterrieth.
Diese Studien hatte der am 17. August 1889 ver-
storbene Verfasser auf Veranlassung des russischen
Staatsrathes von Swenigorodsko'i ausgearbeitet, der sie
nunmehr durch Dr. A. Curtius in opulenter Ausstattung
hat herausgeben lassen. An das durch Phologravure
hergestellte wohlgelungene Portrait des Verstorbenen
schliefst sich ein kurzer Ueberblick über sein Leben und
seine Studien an. Die „Einleitung" behandelt den „Be-
griff des farbigen Schmelzes", der I. Theil die „Ge-
schichte des Zellenschmelzes", der II. Theil die
„Technik des Zellenschmelzes", der III. Theil
den „heutigen Zustand des Zellenschmelzes",
d.h. die Aufzählung der „aufser der Swen.'schen Samm-
lung bekannten Zellenemails" und die Beschreibung der
„Swen.'schen Sammlung", aber nur der 9 Medaillons,
welche auf den ersten 9 Tafeln dargestellt sind, da es
dem Verfasser nicht mehr vergönnt gewesen ist, auch
den auf den folgenden 12 Tafeln abgebildeten theils
figuralen, theils ornamentalen Schmuckstücken eine ein-
gehende Erklärung zu widmen. — Die gründlichen tech-
nischen Kenntnisse, welche der Verf. auf diesem schwie-
rigen Gebiete besafs, die Sorgfalt, mit welcher er einen
grofsen Theil des einschlägigen Materials zu prüfen ver-
mochte, die Hingebung, mit welcher er sich in diese Arbeit
vertiefte, haben ihn befähigt, die mehrfach noch dunkle
F'rage aufzuhellen, irrige Auffassungen zu berichtigen,
neue Gesichtspunkte aufzustellen. Dazu kommt das grofse
Verdienst, die einzige Sammlung in die Kunstgeschichte
eingeführt zu haben, welche sich demnächst noch viel
eingehender mit ihr beschäftigen soll in einem von Prof.
Kondakoff zu veröffentlichenden Prachtwerke. s.

Von dem „Handbuch der kathol. Liturgik"
von Thalhofer, dessen I. Band wir in dieser Zeitschr.,
I. Jahrg. Sp. 258, auch wegen seinen vortrefflichen
Unterweisungen über kirchl. Kunst rühmlichst hervor-
heben konnten, ist die sehnlichst erwartete Fortsetzung
erschienen in der I. Abtheilung des II. Bandes.
Sie beginnt mit der speziellen Liturgik und be-
handelt deren wichtigsten Theil, die Erklärung der
Liturgie des hl. Mefsopfers in der dem hochver-
ehrten Verf. eigenen, durchaus klaren und warmen Art,
durch die er sich so viele Freunde erworben hat. Die
archäologischen u. kuhstgeschichtlichen Notizen, welche
auch hier, wo immer es angebracht schien, eingeflochten,
sind sehr lehrreich und anregend. (;,
 
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