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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0104

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143

1891. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 5.

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namenten verziert. Es schiert dem Goldschmied
aber nothwendig, auf dem Fufse und unter dem
Schafte ein mit Mafswerk und mit kleinen
Strebepfeilern reich verziertes Glied anzubringen,
um so den Fufs höher erscheinen und seine
breite obere Fläche in
den dünneren Schaft
um so besser über-
gehen zu lassen. Dieser
Aufsatz ist reich durch-
brochen, hatZinnenbe-
krönung, und sein gut
gegliedertes, scharf ge-
schnittenes Mafswerk
ist mit grünem Email
hinterlegt. Der Schaft
zeigt einfache, vierecki-
ge, tief profilirte Oeff-
nungen, deren Grund
blaues Email bildet.
Sehr hübsch und prak-
tisch ist der Nodus ge-
staltet. Seine vier run-
den Pasten entwickeln
sich aus einem ca. 2 cm
breiten, tief profilirten
Ringe, welcher in den
vier Abtheilungen grün
und violett emaillirtes
Laubwerk auf blauem
Grunde in email-trans-
lucide zeigt. Die Pasten
sind auf tiefliegendem
blauem Email-Grunde
je mit einem kleinen,
sauber modellirten ge-
gossenen Adler ge-
schmückt.

Sehr gut und sehr
passend als Verzierung
des Gewölbes sind die
vier ausgeschnittenen
und dann etwas getrie-
benen und gebogenen
Blattornamente, welche
ebensowohl wie der Nodus sich an der Ratinger
Monstranz wiederfinden, mit Bezug auf welche
ich bemerke, dafs an ihr der Nodus ursprünglich
auch vier Pasten hatte.

Höchst originell und sehr hübsch sind die
Basen für die Seitenpfeiler durch zwei kauern-
de, der Schräge aufgelöthetc Thiergestalten ge-

wonnen, deren Modelle sicherlich anderwärts
auch als Wasserspeier gedient haben. Die bis
zur Aufnahme der Einfassung des Glascylinders
sich verengende Schräge ist hier durch einen
Draht etwas gegliedert und dadurch, wie das
Gewölbe, im Profil rei-
cher und weniger lang-
weilig gestaltet, als es
gewöhnlich der Fall ist;
aufserdem ist dieselbe
durch mattsilberne Ro-
setten mit vergoldeten
Fruchtknoten dekorirt.
Von den Seitenpfei-
lern gehen zwei sehr
leichte Sprengbogen
gegen die Hohlkehle
über dem Glascylinder.
Diese hat als Bekrö-
nung eine reiche Laub-
bordüre, hinter wel-
cher eine einfachere in
Zinnen endende Galle-
rie hervortritt, welche
direkt die Glas-Halb-
kugel einfafst. Vier rei-
zende Strebepfeiler an
diese letztere Gallerie
gelöthet, liegen an der
Glaskugel an und sind
durch blattkrabbenver-
zierte Metallstreifen
mit einem Vierecke ver-
bunden, in welchem,
als die Monstranz zur
Reparatur kam, der
obere Baldachin fest-
safs, so dafs die Spreng-
bogen an diesen Stre-
bepfeilern frei in der
Luft endeten. Es konnte
kein Zweifel obwalten,
dafs hier ein Glied fehl-
te. Andeutungen lagen
vor, dafs dasselbe be-
quem in das Viereck auf der Halbkugel gepafst
hatte. Deshalb habe ich unter Benutzung der
vorhandenen Strebepfeiler-Modelle dieses Zwi-
schenglied neu gemacht und damit das Richtige
zu treffen gehofft.

In dem oberen Baldachine steht ein reizen-
des Madonnenfigürchen, leider stets durch den
 
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