145
18'Jl. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.
146
vorliegenden Pfeiler verdeckt, und es ist wohl
der gröfste Fehler an dieser Monstranz, dafs
dieser Baldachin nicht seine offene Seite nach
vorne kehrt, wodurch das Madönnchen frei zu
sehen wäre. Die Konstruktion dieses Baldachins
ist klar und bedarf
keiner Erklärung.
Der geschindelte,
mit Krabben auf den
Kanten verzierte
Helm endigte sehr
dick, so dafs als
Schliffs eine getrie-
bene und gebogene
Blume nach dem
Vorbilde der Ge-
wölbe-Blätter ange-
brachtwerden mufs-
te. Auf die Einrich-
tung für Glascylin-
der u. Lunula kom-
me ich nach Bespre-
chung der zweiten
Monstranz zurück.
Die auf S. 145 u.
146 abgebildete, der
Pfarrkirche von Al-
tenahr gehörende,
63 cm hohe Mon-
stranz ist erheblich
später angefertigt,
aber im Detail eben-
sogut durchgeführt,
wenn auch nicht zu
verkennen ist, dafs
sie in technischer
Hinsicht hinter der
erstem zurücksteht.
Der sternförmige
Fufs ist ungemein
flach und beweist
dieser, sowie der
sehr mangelhaft ge-
triebene Nodus und
jede Flachpartie an
der Monstranz, dafs ihr Urheber das Treiben nicht
zu seinen besten Leistungen zählte. Hier war
der mit Strebepfeilern umgebene, gut omamen-
tirte und profilirte Aufsatz auf dem Fufse abso-
lut nothwendig, um zu dem nur mit gravirten
flachen Fenstern verzierten Schaft einen passen-
den Uebergang zu gewinnen. Der Nodus mit
durchbrochenen Fenstern hat viereckige Pasten
(mit Kreuz und dem Namen IESVS in Email),
ist in Folge dessen weniger bequem, auch nicht
so gefällig, wie überhaupt die ganze Anlage
plumper und weniger reich als die vorhin be-
sprochene ist. Rei-
cher gestaltet sich
die Gallerie, welche
das Gewölbe oben
umgiebt und durch
ihre Zinnendekora-
tion die Hohlkehle
über dem Gewölbe
glücklich verdeckt.
— Diese Gallerie so
breit zu gestalten,
war für den Meister
eine Nothwendig-
keit, wollte er sei-
ner Monstranz über-
haupt Haltbarkeit
geben; denn jetzt
erst konnte er die
ziemlich hohen Ka-
sten, in welche er die
Scitenpfeiler durch
Nieten befestigte, so-
lide anlöthen. Der
Mangel an Schrau-
bengewinden, die
Furcht vorgröfseren
Löthungen, auch die
Umständlichkeiten
bei dem Feuerver-
golden, zwangen die
alten Meister zu al-
lerlei Aushülfsmit-
teln, die heute si-
cherlich nicht mehr
benutzt werden dür-
fen. — Alle alten
Monstranzen sind in
ihren Nieten und in
diesen Kasten lose,
und dürfte keine Re-
paratur vorgenommen werden, ohne dafs diesem
Uebelstande durch Löthungen oder Verschrau-
bungen wirksame Abhülfe würde. — Die Seiten-
pfeiler sind gut aufgebaut, auch ziemlich breit,
doch dürften bei Neuarbeiten die Nischen und
die Figürchen in denselben etwas höher, wenn
auch nur wenig breiter werden. Durch freiere
-___J
18'Jl. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.
146
vorliegenden Pfeiler verdeckt, und es ist wohl
der gröfste Fehler an dieser Monstranz, dafs
dieser Baldachin nicht seine offene Seite nach
vorne kehrt, wodurch das Madönnchen frei zu
sehen wäre. Die Konstruktion dieses Baldachins
ist klar und bedarf
keiner Erklärung.
Der geschindelte,
mit Krabben auf den
Kanten verzierte
Helm endigte sehr
dick, so dafs als
Schliffs eine getrie-
bene und gebogene
Blume nach dem
Vorbilde der Ge-
wölbe-Blätter ange-
brachtwerden mufs-
te. Auf die Einrich-
tung für Glascylin-
der u. Lunula kom-
me ich nach Bespre-
chung der zweiten
Monstranz zurück.
Die auf S. 145 u.
146 abgebildete, der
Pfarrkirche von Al-
tenahr gehörende,
63 cm hohe Mon-
stranz ist erheblich
später angefertigt,
aber im Detail eben-
sogut durchgeführt,
wenn auch nicht zu
verkennen ist, dafs
sie in technischer
Hinsicht hinter der
erstem zurücksteht.
Der sternförmige
Fufs ist ungemein
flach und beweist
dieser, sowie der
sehr mangelhaft ge-
triebene Nodus und
jede Flachpartie an
der Monstranz, dafs ihr Urheber das Treiben nicht
zu seinen besten Leistungen zählte. Hier war
der mit Strebepfeilern umgebene, gut omamen-
tirte und profilirte Aufsatz auf dem Fufse abso-
lut nothwendig, um zu dem nur mit gravirten
flachen Fenstern verzierten Schaft einen passen-
den Uebergang zu gewinnen. Der Nodus mit
durchbrochenen Fenstern hat viereckige Pasten
(mit Kreuz und dem Namen IESVS in Email),
ist in Folge dessen weniger bequem, auch nicht
so gefällig, wie überhaupt die ganze Anlage
plumper und weniger reich als die vorhin be-
sprochene ist. Rei-
cher gestaltet sich
die Gallerie, welche
das Gewölbe oben
umgiebt und durch
ihre Zinnendekora-
tion die Hohlkehle
über dem Gewölbe
glücklich verdeckt.
— Diese Gallerie so
breit zu gestalten,
war für den Meister
eine Nothwendig-
keit, wollte er sei-
ner Monstranz über-
haupt Haltbarkeit
geben; denn jetzt
erst konnte er die
ziemlich hohen Ka-
sten, in welche er die
Scitenpfeiler durch
Nieten befestigte, so-
lide anlöthen. Der
Mangel an Schrau-
bengewinden, die
Furcht vorgröfseren
Löthungen, auch die
Umständlichkeiten
bei dem Feuerver-
golden, zwangen die
alten Meister zu al-
lerlei Aushülfsmit-
teln, die heute si-
cherlich nicht mehr
benutzt werden dür-
fen. — Alle alten
Monstranzen sind in
ihren Nieten und in
diesen Kasten lose,
und dürfte keine Re-
paratur vorgenommen werden, ohne dafs diesem
Uebelstande durch Löthungen oder Verschrau-
bungen wirksame Abhülfe würde. — Die Seiten-
pfeiler sind gut aufgebaut, auch ziemlich breit,
doch dürften bei Neuarbeiten die Nischen und
die Figürchen in denselben etwas höher, wenn
auch nur wenig breiter werden. Durch freiere
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