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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0175

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'257

1891.

ZEITSCRHIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

258

Kastorkirche ist vollständig erneuert im Innern
und Aeufsern. Die Liebfrauenkirche bot dagegen
noch eben vor Thorschlufs ein wichtiges Er-
gebnifs. Heute glänzen ihre Thürme in frischer
Reinheit, denn man hat den alten Verputz ent-
fernt und „so tritt der Stein in natürlicher Schön-
heit vor die Augen". Für wie lange? Es scheint
fast sicher, dafs die Thürme ursprünglich mit
Verputz bedeckt und durch ihn vor Verwitte-
rung geschützt waren. Hat der Farbensinn des

fallend genau. Es ist freilich nicht nach den
Regeln der Perspektive entworfen, sondern um-
geht dieselben, um die beiden Thürme und das
Chor zu zeigen. Am Chor ist die obere Zwerg-
gallerie zu grofs gerathen. Die Giebel, welche
wohl, wie in Sinzig und Münstermaifeld, ehedem
in das Dach überleiteten, sind verschwunden.
Richtig hat der Graveur in den zwei obern Stock-
werken des Thurmes und in dessen Giebel die
Fenster angegeben. Jetzt ist aber um diese obern



Mittelalters einfachen weifsen Verputz ohne ver-
schiedene Färbung vertragen? Aus dem britti-
schen Museum hatte ich durch Vermittelung des
P. Dreves einen schönen Abdruck des dorthin
verschlagenen Bopparder Siegels erhalten, der
hier in Abbildung wiedergegeben ist. Es fragt
sich nun, ob das Siegel vielleicht die ältere
Form der dortigen Kirche aufweise, vor allem,
aber, was die Fugenschnitte an den Mauern der
Stadt und am Unterbau der Thürme besagten.
Freilich sind die meisten auf Siegeln dargestellten
Bauten sehr ungenau, mehr eine Andeutung als
eine Abbildung des Originals. Indessen ist das
vorliegende Siegel in manchen Punkten auf-

Stockwerke eine Einfassung von Bogen und
Lisenen vorhanden, und der untere Theil der
Thürme ist ebenfalls durch Bogen und Lisenen
in drei Stockwerke gegliedert. Zeigt das Siegel
vielleicht den altern Zustand der ohnehin räthsel-
haften Thürme? (Man vergleiche die bei Bock
»Rheinland's Baudenkmale« 11, 10 S. 7 gegebene
Abbildung und das von ihm im Text S. 5 Ge-
sagte.) Noch räthselhafter ist die Darstellung
des Schiffes. Das Siegel gibt einen durch acht
grofse Fenster erhellten Mittelbau; die Kirche
zeigt dagegen heute drei Schiffe und in jedem
Seitenschiff sechs Abtheilungen. Es scheint denn
doch unannehmbar, die. Severuskirche habe zur
 
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