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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0218

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325

1891. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 10.

32G

tierischen Schmuck der Handschrift wiedergeben. Letz-
terer zeigt die Eigenartigkeit der Komposition nach
Inhalt und Malweise vollauf. Zur weiteren Erkenntnifs
der Wirkung der Bilder, hätte die Ausführung einer
Darstellung in Farbendruck wesentlich beigetragen,
auch einen Vergleich gestattet mit den neuerdings er-
folgten Veröffentlichungen der reich ausgestatteten Werke
des Karolingischen Zeilalters, denen das Hildesheimer
Evangeliar in Farbe und Zeichnung nachsteht. —
Immerhin haben Verfasser, Herausgeber und Verleger
der Beschreibung mit derselben einen wichtigen Bei.
trag zur Geschichte und Beurkundung jener liturgischer.
Bücher geliefert, welche als gewichtige Zeugen christ-
licher Kunstthätigkeit im frühen Mittelalter noch heute
unsere Bewunderung erregen, unser vollstes Interesse
wachrufen. Heimann.

Ueber die Entstehung und Bedeutung der
Blockbücher mit besonderer Rücksicht auf den »Li-
ber Regum seu Historia Davidis« stellt Privatdozent
Dr. Rudolf Hochegger in einer mit einer Fac-
simile-Tafel versehenen, bei Otto Harrassowitz in Leip-
zig erschienenen Broschüre sehr eingehende Untersuch-
ungen an, die alle Beachtung verdienen. An die Be-
schreibung des Innsbrucker Sammelbandes, der die drei
Blockbücher der »Biblia pauperum«, der »Ars moriendi«,
des »Liber Regum« enthält, knüpft der Verfasser zu-
nächst Erörterungen über den Zweck der Blockbücher,
die er nicht für Malerbücher (wie Laib und Schwarz),
noch für blofse Andachtsbücher (wie Schnaase und
Lützow), sondern für eigentliche Unterrichtsbücher
hält, wie sie die Beschaffenheit der Unterrichtsmittel im
XV. Jahrh. erfordert habe. Auch aus dem Inhalt und
der Form der Blockbücher, sowie aus deren zahlreichen
Auflagen und verhältnifsmäfsig sehr geringen Anzahl
von erhaltenen Exemplaren sucht er diese seine Haupt-
These zu begründen. Sodann werden die drei den
Innsbrucker Sammelband bildenden Blockbücher einer
eingehenden Analyse unterworfen, aus denen Folger-
ungen in Bezug auf ihre Ursprungszeit (1450 bis 1468)
und ihren Ursprungsort (Niederrhein) gezogen werden.
Gründliche Beschreibung und kunstgeschichtliche Wür-
digung des »Liber Regum« bilden den Schlufs der sehr
verdienstvollen Schrift, welche in Bezug auf diese jetzt
sehr zeitgemäfse Frage die Forschung erheblich fördert.
----------------- D.

Aus der Mappe eines verstorbenen Freundes
(Friedrichs von Klinggräff), von Heinrich Frei-
herrn Langwerth von Simmern. 2 Bände. 8<>.
Berlin 1891, Behr.
Ein in vielfacher Beziehung sehr bemerkenswerthes
Buch, zunächst durch das vom Herausgeber entwor-
fene Lebensbild seines geistvollen, für das Gute und
Schöne begeisterten Schwagers, sodann durch die auf
die wichtigsten, unsere Gegenwart bewegenden B'ragen
bezüglichen, in einem „Nachworte" des Herausgebers
zusammengefafsten Aufzeichnungen des letzteren. Hier-
orts kann nur eben auf das die Kunst Betreffende
hingewiesen werden. Wie durchweg auf den anderen
in Betracht gezogenen Gebieten, bildet da gewisser-
mafsen den Grundton der Ausspruch: „Das Einzige,
was uns Deutsche retten kann, ist der Ver-
such, den vom Christenthum in jahrhunderte-

langer Arbeit geschulten, echten deutschen
Geist wieder zur Herrschaft zu bringen." In
der Architektur erblicken die Verfasser die Grundlage
aller bildenden Kunst. Innerhalb des Bereiches der-
selben gilt es, die durch den pseudoantiken Humanis-
mus verdrängte Gothik wieder zu beleben. In ein-
schneidender Weise wird das „welsch-klassische Ideal",
im Gegensatze zum echt-deutschen Wesen, charakteri-
sirt, sowie im weiteren Verfolge das durchschnittliche,
in ursächlichem Zusammenhang mit unserem Unter-
richtswesen stehende Verhalten der „Gebildeten" zu
den Hervorbringungen der Kunst. Besonders beach-
tenswerth ist die ins Einzelne gehende Beweisführung,
dafs die Gothik nicht blofs für kirchlichen Zwecken
Dienendes sich vorzugsweise eigne: „Kein Stil der
Welt", so heifst es auf S. 178 Bd. 2, „ist so zu Prof an-
bauten geeignet, weil keiner so sehr und so leicht
Schwierigkeiten überwindet. Bei absoluter Freiheit von
aller Symmetrie kann er jede Verschiedenheit des Ni-
veaus benutzen; er kann jede Art von Material, jed-
wede Bogenform verwenden, stets das Maleria] und
die Konstruktion zeigend." — „Für uns Deutsche
bleibt die antikisirende Klassizität nun einmal falsch;
deutscher und klassischer Geist widerstreben sich so
sehr, dafs sie einander ausschliefsen." (Bd. 2 S. 5.)
Der verstorbene Verfasser hat sich nicht darauf be-
schränkt, seiner vorstehend gekennzeichneten Anschau-
ungsweise in Worten Ausdruck zu geben: auf seinem
Landsitze Pinnow bei Neubrandenburg (Mecklenburg-
Schwerin) verwirklichte er dieselbe durch das Erbauen
einer Behausung und durch deren innere Einrichtung
in entschieden gothischem Stil. Beides bestand derart
die Probe, dafs Freiherr Langwerth in Bezug auf seinen
Landsitz Wichtringhausen, im Hannoverschen, dem
Vorgange des „verstorbenen Freundes" zu folgen sich
veranlafst fand. Auf Grund eigener Erprobung, als
Gast beider Verfasser, kann seinerseits der Unterzeich-
nete Diejenigen beruhigen, welche die vielfach laut ge-
wordene Besorgnifs hegen oder zu hegen vorgeben,
die Gothik sei unvermögend, den „Anforderungen des
modernen Kulturlebens" zu genügen.

Köln. A. Reich en sperger.

Beitrag zur Geschichte der Maltechniken.
Vollständige Anleitung zur Freskomalerei.
Unter diesem Titel gibt Franz Gerh. Crerner
nach Art des Handbuches der Malerei vom Berge
Athos recht brauchbare Fingerzeige für die praktische
Ausführung der soliden Freskotechnik, die leider bei
unsern Kirchenmalereien so selten zur Verwendung
kommen kann. Der Anfänger in der Technik findet
in diesem Broschürchen hinreichende Auskunft über
Einrichtung der Kartons, über die Bereitung und Be-
handlung des Mörtels und die verwendbaren Farben-
Stoffe. Im Wesentlichen ist ziemlich alles angegeben,
was zur Freskomalerei zu wissen nothwendig ist. Sache
der Uebung und Erfahrung bleibt es, diese Technik
mit Sicherheit zu verwenden. Göbbels.

Von Erich Frantz's »Geschichte der christ-
lichen Malerei« beginnt endlich der II. (Schlufs-)
Theil zu erscheinen, dessen Vollendung bis Ostern 1892
zu erwarten ist, mit Einschlufs der alsdann nachzu-
 
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