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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Barth, Hans: Die internationale Kunstausstellung von Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0218

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,67

Skudirukopf. Nach einem Aquarell von Dora ksitz.

L°L

Die Internationale Kunstausliellunn in Florenz.

Nachdruck verboten.

langjähriger Pause endlich eine italienische
Ausstellung, wo die ausländische Kunst reich und
würdig vertreten ist. Natürlich schicken wir voraus, daß
es sich hier um keine Monstre-Ausstellung, wie die in
Paris, München, Berlin handelt. Die Quantität ist
bescheiden, die Qualität dagegen (von der Bildhauerei
abgesehen) desto besser. Drei Gemälde bilden die »Zreat
attraction«: Vittorio Corcos „Träumerei", Dick-
sees „Vision", Giacomo Grossos „Virginia Reiter".
Alle drei in ihrer Art Meisterwerke der Technik. Corcos'
träumerisch auf einer Bank sitzende junge Dame, das
von etwas wirrem Haar umrahmte Köpfchen auf die
Hand gestützt und mit den schönen, geistvollen Augen
ins Leere starrend — da ist alles so fein, so zart und
doch wieder so unendlich realistisch ausgeführt, daß es
eine wahre Freude ist. Der rosige, blühende Teint, der
süße, kirschrote Mund, das perlgraue elegante Kleid mit
den gleichfarbigen langen Handschuhen, der Strohhut mit
dem grünen Band, der mattgelbe Hintergrund des Hauses,
das Grün der die Bank beschattenden Zweige — das stimmt
alles so zusammen und ist dabei so unendlich natürlich,
daß man vermeint, die Kleine müsse jeden Augenblick aus
dem Rahmen heraustreten. Von raffinierter Technik,
namentlich im Beleuchtungs-Effekte, ist des Engländers
Dicksee „Vision": am Klavier eine spielende und singende
junge Frau, neben ihr am Kamin ein in Träumen ver-
sunkener Mann, vor dessen Auge urplötzlich eine geister-
hafte Frauengestalt aufsteigt — der Kontrast zwischen dem
matten Lampenlichte vom Flügel her und dem Dunkel,
aus dem sich die Geistergestalt wie ein Nebelgebilde, ein
feiner weißer Schleier, abhebt, wirkt packend. Endlich —
die dritte im Bunde — Grossos „Virginia Reiter". Ein
pompöses, üppiges Weib, eine modern gekleidete Venus
(nicht die vom Kapitol, sondern die vom Hörselberge) so
sitzt die schöne italienische Schauspielerin in mattgelbem
Neglige vor uns — in ihrem eleganten Boudoir, neben
ihr der große, orangegelbe Mantel und Federhut, hinter ihr
die gelbe Nüance der Seidentapete; ein wahres Schwelgen
in Gelb aller Töne, vom zartesten Blaß bis zum vollsten,
prächtigsten Goldton. Dazu der von schwarzen Löckchen

umrahmte edle Kopf mit dem echt italienischen Profil,
den mandelförmigen Augen, dem halbgeöffneten Munde,
dem blassen Teint. Ein Bild, das vielleicht weniger ein
Porträt als eine Farbenstudie sein mag, das aber un-
streitig ein Kunstwerk ist und das wir gern auch dem
deutschen Publikum vorführen möchten. Nur -schade,
daß bisher noch keine deutsche Jury Herrn Grosso geladen
hat, während sie so manchem Pfuscher diese Ehre wider-
fahren ließ! So muß sich Grosso damit trösten, nur in

Nommunikankin. Nach einem Aquarell von Hutes lvengel
 
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