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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Flamand, F.: Die Kunst auf der internationalen Ausstellung zu Brüssel
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0448

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Die Kunst auf der internationalen Ausstellung zu Brüssel.

Wäscherinnen am Uns;, von Michael von Munkäcsy.

Die ttunst auf der internationalen Aufstellung zu Brüssel.

rüssel besitzt in diesem Augenblick eine internationale
Ausstellung, und diese alle Zweige der Industrie
und Wissenschaften umfassende Ausstellung mußte natür-
lich auch eine Abteilung der „Leaux ^rts" erhalten.
Wie das nun in diesem so überaus praktisch veranlagten
Lande geht, wurde dieser der Industrie-Ausstellung ein-
verleibte Salon lediglich als Mittel zum Zweck, Besucher
anzuziehen, betrachtet und demnach zusammengestellt. Auf
der anderen Seite ist sich Belgien und namentlich Brüssel
völlig klar, daß es Wohl viele Kunstwerke erzeugt, aber
sie unmöglich selbst aufbraucht. Belgien ist ein einziges
großes und dankbares Atelier, aber die in ihm ver-
fertigte Kunstware strebt durchaus über die engen natio-
nalen Grenzen hinaus. So ist es gekommen, daß in
Dresden und Venedig, in Stockholm und Paris die
belgische Kunst würdig und meisterhaft vertreten ist,
während man für die eigene Ausstellung im ganzen und
großen die Lückenbüßer übrig behielt; denn so weit geht
der Patriotismus doch nicht, daß er sich in das eigene
Fleisch beißt. Und es ist thatsächlich diese Klugheit der
Künstler auch geboten; denn während in der Industrie-
Abteilung, besonders in der französischen Sektion unter
den reizenden Sächelchen des unvergleichlichen Pariser
Kunstgewerbes und in der italienischen unter den kunst-
reichen, aber fabrikmäßig hergestellten Karrara-Arbeiten
die Verkaufszettel zu Dutzenden hängen, habe ich in der
internationalen Abteilung der Künste keine solch ver-

heißungsvolle und das Künstlerherz beglückende Anzeige
gesehen. Und wie die Einheimischen so zwitschern auch
die Ausländer. Frankreich beteiligte sich ebenso stark
wie Belgien selbst an dem Brüsseler Salon, aber wo
sind seine künstlerischen Offenbarungen? Die hat man
offenbar auf dem Pariser Marsfelde zurückgelassen. Eng-
land tritt sehr stattlich auf, aber mit den Schätzen
seiner öffentlichen und privaten Sammlungen, so weit die
besseren Gemälde in Frage kommen. Italien hat eine kleine,
aber desto unglücklichere und ungeschicktere Ausstellung
zuwege gebracht. Alles übrige ist in Ermangelung
einer regeren Beteiligung seitens der weiteren Staaten
„international". Wenn ich nun noch gesagt habe, daß
der Salon der schönen Künste auf der Brüsseler inter-
nationalen Ausstellung 2222 Kunstwerke enthält — Paris
zählt diesmal 2392 Werke in seinem Salon —, wovon
787 Nummern auf Belgien selbst, ebenso viele auf
Frankreich, 225 auf Holland, 205 auf England, 92 auf
Italien und der Rest von 105 auf die internationale
Abteilung kommen, so ist das Gesamtbild der hiesigen
Ausstellung fast erschöpft. Nein, doch noch nicht ganz.
Während aus der einen Seite allzu einseitig und cliquen-
haft bei der Auswahl der aufzunehmenden Werke vor-
gegangen sein soll — wenigstens hatte die Brüsseler
Künstlerschaft große Meetings veranstaltet und schon einen
„Salon ckes Netuses" vorgesehen — hat man auf der
anderen in den jetzt endlich erschienenen Katalog der Aus-
 
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