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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 1
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Bode, Wilhelm von; Bredius, Abraham; Hofstede de Groot, Cornelius Philipp: Rembrandts Mühle
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0035

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Ich möchte aber doch noch ein Wort zu gunsten
dieses Bildes wagen, das bisher allgemein als Rem-
brandts schönste Landschaft, als eine der gross-
artigsten Landschaften, die je gemalt worden, ge-
feiert worden ist. Die Behauptung, dass die „Mühle"
ein englisches Bild des achtzehnten Jahrhunderts sei,
will ich nicht zu widerlegen suchen, da sie meines
Wissens bisher nur mündlich geäussert wurde;
wer das Bild einmal aufmerksam hat prüfen können
und weiss, wie solche englische Nachahmungen
aussehen, wird eine solche Behauptung, die einmal

Künstler sei, lässt sich jedenfalls nicht durch die
Inschrift auf dem Bilde beweisen, denn von ihr ist
nicht eine Spur zu entdecken, wovon sich jeder
während und nach der Restauration hat überzeugen
können. Aber auch abgesehen davon, wenn auch
die Empfindung und Stimmung in der „Mühle"
eine ähnliche ist wie in Segers' herrlicher Landschaft
der Ufhzien, die so lange unter Rembrandts Namen
ging, Behandlung und Färbung sind vollständig
verschieden, wesentlich moderner als bei Segers, der
unter den holländischen Landschaftern zu den

GUSTAVE COUKBET, BLUMENSTILLEBEN

leichtsinnig hingesagt ist, gewiss nicht aufrecht er-
halten. Auch spricht allein schon der Umstand,
dass Old Crome im achtzehnten Jahrhundert das Bild
(es befand sich damals in der Galerie Orleans ■—
wahrlich keine Sammlung, in der man englische
Fälschungen erwartet!), kopiert hat, gegen eine
solche Hypothese. Die Behauptung, dass Segers der

liehen Gründe auf mehreren seiner Passionsbilder in der Galerie
zu Aschaffenburg. Auch die in ihrer Art besonders gute
„Landschaft mit Boas und Ruth" in der Berliner Galerie, die
sich danach wie nach den Figurenbildern wohl mit Sicherheit
als ein Werk des A. de Gelder bestimmen lässt, zeigt eine
ganz abweichende Formen- und Farbengebung und hat nichts
von der ergreifenden Poesie der „Mühle".

„Primitiven"gehört. Daliegt es in der That näher,
an einen von Rembrandts Nachfolger oder Schüler
zu denken, wenn das Bild in der That so viel
unrembrandtsche Züge aufweist, wie Woldemar
von Seidlitz kürzlich in einem Aufsatz in dieser
Zeitschrift nachzuweisen gesucht hat. Er meint,
dass diese „Art einer überlegten Komposition wie
auch die wohldurchdachte Durchführung aller
Einzelheiten im Gegensatz steht zu der himmel-
stürmenden und dabei doch tief innerlichen Poesie
eines Rembrandt." Nun, gerade diese Poesie hat
doch wohl jeder in der „Mühle" in allerstärkstem

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