DER SAMMLER
VON
ALFRED LICHTWARK
SCHI..USS
n der jüngsten Zeit ist der
Ankauf ausländischer Kunst
durch den bekannten Künst-
lerprotest in Frage zu stellen
versucht worden. Solange die
Künstler für ihre internatio-
nalen Kunstausstellungen aus-
ländische Kunst minderen
Wertes herangezogen und sie den Museen, die sich
nötigen Hessen, auf diesen Ausstellungen zu kaufen,
und vielen Kunstfreunden aufgedrängt haben, sind
von den Künstlern selbst keinerlei Einwendungen
erhoben; im Gegenteil, sie haben den Vertrieb aus-
ländischer Kunst befürwortet, weil sie dadurch im
Ausland für die Beschickung ihrer Ausstellungen
wirkten. Der Kunsthandel war ihnen willig gefolgt
und hat mit den Künstlern zusammen bewirkt,
dass Deutschland von minderwertigen Italienern,
Spaniern, Franzosen, Schotten und Engländern
überschwemmt wurde. Der Volkswirt musste diese
Propaganda für geringe ausländische Kunst als eine
Gefahr und Schädigung ansehen. Ungeheure Sum-
men guten deutschen Geldes gingen ins Ausland
für wertlose Machwerke und waren für das Na-
tionalvermögen und für die Befruchtung der deut-
schen Kunst verloren, zu einer Zeit, wo die Bilder
der Leibl, Trübner, Liebermann in Deutschland
unverkäuflich waren. Wer von Norddeutschland
über Berlin oder München in die Bäder ging, brachte
von dem wertlosen Zeug mit nach Haus. Von
einer Protestbewegung der Künstler hat man in den
achtziger und neunziger Jahren nichts gehört.
Sie setzte erst ein, als die Sezession in Berlin
und der Berliner Kunsthandel begann, statt der Ita-
liener, Spanier, Franzosen und Engländer zweiter
Hand die grossen Meister der französischen Ent-
wicklung einzuführen. Um 1890 hätte man sie in
Deutschland so wohlfeil haben können wie unsere
eigenen grossen Meister. Unterdes waren sie in
den grossen Kulturstaaten der englischen Welt er-
kannt und begehrt worden und hatten die Markt-
preise der alten Meister erreicht. Bis zur Schule
von Barbizon waren in Berlin und Hamburg die
grossen Sammler unter der Führung des Berliner
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