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CAMILLE PISSARRO, DOKFSTRASSE
BRUNNEN
VON
PAUL ADLER
gor den dunkeln Schnörkelhäusern der alten
Märkte, in den Dorfgassen und aufdenwenigen
monumentalen Plätzen zumeist kirchlicher Residen-
zen,— überall wo es bei uns noch schattig und still ist,
lassen die Brunnen, aus denen man trinken oder schöp-
fen kann, ihre fortrinnende kluge Rede vernehmen.
An die Stelle der oft verseuchten Einzelquellen ist
nun allerorts, wo sich dichtere Bevölkerungen zu-
sammendrängen, die gemeinsame Versorgung mit
Röhrenwasser getreten; aber während noch die
Ingenieure der päpstlichen Werke die Brunnen
an die grossen Ausfallspforten des Wassers setzten,
bezeichnen wir heute für diese Leitung meist un-
bedeutende Hauptpunkte des Menschenverkehrs
mit Kunstwerken, die die Eigenschaften der strö-
menden Materie darstellen. Wo nur ein hinrei-
chender Raum ist, dort gehört nach der Meinung
der Leute eine Fontäne hin. Und die Wassergötter
die hinter abwehrenden Stäben ihr schaumiges
Element in die Luft zerspritzen, oder aus Urnen,
aus denen niemand schöpfen kann, nutzlos auf
den Rasen zurückströmen, verbreiten, unbeachtet
von dem vorbei gehenden beschäftigten Volke, ihr
seichtes Geplälscher oder ihre bleierne Traurig-
keit . .
Wer unter einem Brunnen einen Ort leben-
digen ausgenützten Wassers und unter seinem
Standbild womöglich den Ausdruck der Einsicht
und der Dankbarkeit für diese gewährte Aus-
nützung versteht, der entdeckt vielleicht irgendwo
zwischen Bäumen oder Bergen den kleinen Ort,
wo mit der Quelle das Wäldchen am Stadtende
noch dem Spaziergänger Kühlung schenkt und
der hgurenreiche neue Kunststeinbrunnen noch
nicht auf einem ausgemessenen Platze aufs Trockne
gesetzt ist. Selbst die Kunstwerke unserer grössten
städtischen Gartenanlagen, Denkmäler und Brunnen,
Baumgruppen und Blumenschaustücke stehen,
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