Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0201
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Heft 4
DOI Artikel:Scheffler, Karl: Notizen über die 23. Ausstellung der Berliner Sezession
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LOVIS CORINTH, LITHOGRAPHIE
NOTIZEN ÜBER DIE 23. AUSSTELLUNG DER BERLINER
SEZESSION
VON
KARL SCHEFFLER
s wird von Jahr zu Jahr schwerer, Aus-
stellungen moderner Kunst bedeutend
und interessant zu gestalten. Wir müssen
der Thatsache ins Auge sehen, dass
zwei Jahrzehnte, wie wir sie eben er
lebt haben, im Ausstellungswesen so bald nicht
wiederkommen werden. Das Wesentliche der frem-
den Kunst ist nun gezeigt, das letzte Jahrhundert
der deutschen Kunst ist so durchforscht, dass zwar
viele Einzelheiten noch aber nicht grosse Über-
raschungen mehr zu erwarten sind, und die Haupt-
werke der Meister von heute sind bekannt. Das
heisst: die aufschlussreichen Begegnungen sind im
wesentlichen schon herbeigeführt worden. Bleibt
also die Jahresproduktion. Die ist, in der Berliner
Sezession wenigstens, gut, ja sie wird im all-
gemeinen von Jahr zu Jahr besser, wenn auch
neue überragende Talente nicht hervortreten. Aber
da diese Jahresproduktion nun in erster Linie das
Gesicht der Sezessionsausstellungen bestimmt, wo
früher das charaktervolle Nebeneinander interna-
tionaler Künstlererscheinungen weite Perspektiven
eröffnete, so erleben wir das Schauspiel, dass der
Wert der Sezessionsausstellungen langsam zurück-
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NOTIZEN ÜBER DIE 23. AUSSTELLUNG DER BERLINER
SEZESSION
VON
KARL SCHEFFLER
s wird von Jahr zu Jahr schwerer, Aus-
stellungen moderner Kunst bedeutend
und interessant zu gestalten. Wir müssen
der Thatsache ins Auge sehen, dass
zwei Jahrzehnte, wie wir sie eben er
lebt haben, im Ausstellungswesen so bald nicht
wiederkommen werden. Das Wesentliche der frem-
den Kunst ist nun gezeigt, das letzte Jahrhundert
der deutschen Kunst ist so durchforscht, dass zwar
viele Einzelheiten noch aber nicht grosse Über-
raschungen mehr zu erwarten sind, und die Haupt-
werke der Meister von heute sind bekannt. Das
heisst: die aufschlussreichen Begegnungen sind im
wesentlichen schon herbeigeführt worden. Bleibt
also die Jahresproduktion. Die ist, in der Berliner
Sezession wenigstens, gut, ja sie wird im all-
gemeinen von Jahr zu Jahr besser, wenn auch
neue überragende Talente nicht hervortreten. Aber
da diese Jahresproduktion nun in erster Linie das
Gesicht der Sezessionsausstellungen bestimmt, wo
früher das charaktervolle Nebeneinander interna-
tionaler Künstlererscheinungen weite Perspektiven
eröffnete, so erleben wir das Schauspiel, dass der
Wert der Sezessionsausstellungen langsam zurück-
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