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UNSTAUSSTEL LUNGEN
NEUE GLASMALEREIEN
Eine Ausstellung von Glasmale- neuen Kunstgewerbe Führenden rücken, sehen sie zu-
reien hatte der vor kurzem gegrün- sammen-arbeiten mit Architekten wie Peter Behrens
dete „Künstlerbund für Glasmalerei" und August Endeil, und mit Thorn-Prikker, dem Hod-
bei Keller und Reiner veranstaltet. Diese Ausstellung 1er des Kunstgewerbes. Das wesentliche Verdienst,
war insofern bemerkenswert, als sie zeigte, in wel- die Talente in dieser Weise praktisch zusammengebracht
eher Weise moderne Glasmaler sich anschicken, nicht und den richtungslosen jungen Talenten ein wichtiges
nur die Periode eines beschämenden Tiefstandes, son- Bethätigungsfeld gewiesen zu haben, ist dem Inhaber
dem auch die sehr ernsthaften, aber grundsätzlich der bekannten Werkstätten für Glasmalerei Gottfried
angreifbaren Produkte eines Künstlers der Glasmalerei HeinersdorfF zu danken, der mit entschiedener Opfer-
wie Melchior Lechter es ist zu überwinden. Vorjahren freudigkeit und Begeisterung die Grenzen des Berufs
schien es, als könnte dieser für kunstgewerbliche auszuweiten strebt, der mit kluger Konsequenz und gros-
Wirkungen höheren Grades stark talentierte Kunst- ser Handwerksgründlichkeit der Glasmalerei wieder
ler der Glasmalerei ein Reformator werden. Aber er Züge ihrer alten Grösse zurückzuerobern unternimmt
ist in der Folge zu unmittelbar den alten Meistern ge- und der zu jenen wohlthätig wirkenden Persönlichkeiten
folgt, um den Resultaten der alten Meisterlichkeit das gehört, die als Werkstattinhaber und Kunsthandwerker
Ebenbürtige entgegensetzen zu können. Es ist gegangen sich mit weltmännisch gebildeter Intelligenz ganz in den
wie überall in unserer Kunst: die Nachahmung der alten Dienst der neu begriffenen Qualitätsarbeit stellen und
Meister hat nur um so weiter vom lebendigen Geist der damit einen neuen charaktervollen Typus des prak-
alten Kunst entfernt; erst die Betonung des unserer Zeit tischen Kunsthandwerkers bilden. Noch wichtiger
Eigentümlichen bringt den Künstler dem Geiste der aber ist angesichts der ausgestellten Glasfenster diese
grossen alten Kunst wieder nahe. Was in dieser Ausstel- Erkenntnis: bisher sind das neue Kunstgewerbe und die
lung am meisten Beachtung verdient, ist der Umstand, impressionistische Malerei nebeneinander, ohne Berüh-
dass zu den erfreulichen und neuartigen Resultaten rungspunkte fast einhergegangen. Den guten Malern
Maler gekommen sind, die als Mitglieder der „neuen ist das anspruchsvoll auftretende Kunstgewerbe fatal
Sezession" den allerradikalsten Revolutionären zuge- gewesen; und mancher Kunstgewerbler in führender
zählt werden. Es zeigt sich deutlich, worauf an dieser Stellung hat gemeint, mit dem Wort Impressionismus
Stelle schon oft hingewiesen wurde: dass die Begabung das der „Bewegung" Feindliche bezeichnen zu müssen.
dieser von van Gogh her-
kommenden Jugend entschie-
den auf eine dekorativ ange-
wandte Kunst gerichtet ist. In
ihren Glasfenstern — es sind ihre
ersten, und sie sind darum nur
um so charakteristischer, selbst in
ihren Unvollkommenheiten —,
wo diese Farben- und Linien-
schwelger strikt an deutliche,
einfache und grosse Konturen
gebunden sind, wo die auch aus
handwerklicher Nötigung er-
wachsene Komposition zur Rhyth-
misierung der Farben zwingt, hat
sich erst das dekorative Talent
dieser Übersezessionisten recht
entfaltet. Freilich zeigt sich auch
das akademisch Gebundene um
so deutlicher. Wir sehen Maler
wie Haraldt Bengen, Pechstein,
CesarKlein undandere, mit denen
das Publikum bisher nichts begin-
nen konnte, in die Nähe der im
CESAR KLEIN, PUTTO, AUSGEFÜHRT VON
G. HEINERSDORFF
AUSGESTELLT BEI KELLER UND KEINER
Diese jungen Künstler der „neuen
Sezession" sind nun im Begriff
eine Brücke zu schaffen und Er-
gebnisse des Impressionismus den
angewandten Künsten dienstbar
zumachen. Endlich! Das neue
Kunstgewerbe gewinnt dabei in
der Folge sicher Entscheidendes:
es wird durch solche Blutzufüh-
rung vor dem System, vor der
Herrschaft des Begriffs, vor der
fixen Idee bewahrt; und die Ma-
lerei gewinnt ihren dekorativ be-
gabten Talenten ein wichtiges
Arbeitsgebiet zurück. Es ist ein
schmaler Steg wenigstens gefun-
den, über den hinweg ein frucht-
barer Ideen- und Güteraustausch
stattfinden kann. Die Glasmalerei
kann dabei das ihr seit langer Zeit
verloren Gegangene zurückge-
winnen. Sie kann den letzten
Rest hemmender Nachahmungs-
schwäche abstreifen und in einer
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NEUE GLASMALEREIEN
Eine Ausstellung von Glasmale- neuen Kunstgewerbe Führenden rücken, sehen sie zu-
reien hatte der vor kurzem gegrün- sammen-arbeiten mit Architekten wie Peter Behrens
dete „Künstlerbund für Glasmalerei" und August Endeil, und mit Thorn-Prikker, dem Hod-
bei Keller und Reiner veranstaltet. Diese Ausstellung 1er des Kunstgewerbes. Das wesentliche Verdienst,
war insofern bemerkenswert, als sie zeigte, in wel- die Talente in dieser Weise praktisch zusammengebracht
eher Weise moderne Glasmaler sich anschicken, nicht und den richtungslosen jungen Talenten ein wichtiges
nur die Periode eines beschämenden Tiefstandes, son- Bethätigungsfeld gewiesen zu haben, ist dem Inhaber
dem auch die sehr ernsthaften, aber grundsätzlich der bekannten Werkstätten für Glasmalerei Gottfried
angreifbaren Produkte eines Künstlers der Glasmalerei HeinersdorfF zu danken, der mit entschiedener Opfer-
wie Melchior Lechter es ist zu überwinden. Vorjahren freudigkeit und Begeisterung die Grenzen des Berufs
schien es, als könnte dieser für kunstgewerbliche auszuweiten strebt, der mit kluger Konsequenz und gros-
Wirkungen höheren Grades stark talentierte Kunst- ser Handwerksgründlichkeit der Glasmalerei wieder
ler der Glasmalerei ein Reformator werden. Aber er Züge ihrer alten Grösse zurückzuerobern unternimmt
ist in der Folge zu unmittelbar den alten Meistern ge- und der zu jenen wohlthätig wirkenden Persönlichkeiten
folgt, um den Resultaten der alten Meisterlichkeit das gehört, die als Werkstattinhaber und Kunsthandwerker
Ebenbürtige entgegensetzen zu können. Es ist gegangen sich mit weltmännisch gebildeter Intelligenz ganz in den
wie überall in unserer Kunst: die Nachahmung der alten Dienst der neu begriffenen Qualitätsarbeit stellen und
Meister hat nur um so weiter vom lebendigen Geist der damit einen neuen charaktervollen Typus des prak-
alten Kunst entfernt; erst die Betonung des unserer Zeit tischen Kunsthandwerkers bilden. Noch wichtiger
Eigentümlichen bringt den Künstler dem Geiste der aber ist angesichts der ausgestellten Glasfenster diese
grossen alten Kunst wieder nahe. Was in dieser Ausstel- Erkenntnis: bisher sind das neue Kunstgewerbe und die
lung am meisten Beachtung verdient, ist der Umstand, impressionistische Malerei nebeneinander, ohne Berüh-
dass zu den erfreulichen und neuartigen Resultaten rungspunkte fast einhergegangen. Den guten Malern
Maler gekommen sind, die als Mitglieder der „neuen ist das anspruchsvoll auftretende Kunstgewerbe fatal
Sezession" den allerradikalsten Revolutionären zuge- gewesen; und mancher Kunstgewerbler in führender
zählt werden. Es zeigt sich deutlich, worauf an dieser Stellung hat gemeint, mit dem Wort Impressionismus
Stelle schon oft hingewiesen wurde: dass die Begabung das der „Bewegung" Feindliche bezeichnen zu müssen.
dieser von van Gogh her-
kommenden Jugend entschie-
den auf eine dekorativ ange-
wandte Kunst gerichtet ist. In
ihren Glasfenstern — es sind ihre
ersten, und sie sind darum nur
um so charakteristischer, selbst in
ihren Unvollkommenheiten —,
wo diese Farben- und Linien-
schwelger strikt an deutliche,
einfache und grosse Konturen
gebunden sind, wo die auch aus
handwerklicher Nötigung er-
wachsene Komposition zur Rhyth-
misierung der Farben zwingt, hat
sich erst das dekorative Talent
dieser Übersezessionisten recht
entfaltet. Freilich zeigt sich auch
das akademisch Gebundene um
so deutlicher. Wir sehen Maler
wie Haraldt Bengen, Pechstein,
CesarKlein undandere, mit denen
das Publikum bisher nichts begin-
nen konnte, in die Nähe der im
CESAR KLEIN, PUTTO, AUSGEFÜHRT VON
G. HEINERSDORFF
AUSGESTELLT BEI KELLER UND KEINER
Diese jungen Künstler der „neuen
Sezession" sind nun im Begriff
eine Brücke zu schaffen und Er-
gebnisse des Impressionismus den
angewandten Künsten dienstbar
zumachen. Endlich! Das neue
Kunstgewerbe gewinnt dabei in
der Folge sicher Entscheidendes:
es wird durch solche Blutzufüh-
rung vor dem System, vor der
Herrschaft des Begriffs, vor der
fixen Idee bewahrt; und die Ma-
lerei gewinnt ihren dekorativ be-
gabten Talenten ein wichtiges
Arbeitsgebiet zurück. Es ist ein
schmaler Steg wenigstens gefun-
den, über den hinweg ein frucht-
barer Ideen- und Güteraustausch
stattfinden kann. Die Glasmalerei
kann dabei das ihr seit langer Zeit
verloren Gegangene zurückge-
winnen. Sie kann den letzten
Rest hemmender Nachahmungs-
schwäche abstreifen und in einer
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