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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 3
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Grisebach, August: Wandbilder von Hermann Huber
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0121

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HERMANN HUBER, CHRISTUS UND DIE SÜNDERIN

WANDBILDER VON HERMANN II UBER

Tn Zürich -Wiedikon entstand im vorigen Jahre ein „Kirch-
gemeindehaus", das Kirche und Vortragssaal, Wohn- und
Lehrräume vereinigt. Der bildnerische Schmuck dieses von den
Gebrüdern Bräm zweckgemäß schlicht und liebevoll errichteten
„Zwinglihauses" wurde einer Reihe von jüngeren Künstlern
übertragen, die, im selben Sprengel geboren, gleichalt und
von verwandter Gesinnung sich der willkommenen Aufgabe
mit besonderer Zuneigung gewidmet haben. Von OttoKappcler
stammen die bildhauerischen Arbeiten, Otto Meyer-Amden ent-
warf ein Glasfenster, Paul Bodmer, Hermann Huber, Reinhold
Kündig, Carl Roesch haben die Fresken gemalt.

Auf Huber entfiel der Hauptanteil, die sechs großen Wand-
bilder im Predigtsaal. Die Themen waren ihm freigestellt.
Außer den hier wiedergegebenen hat Huber den „Sturm auf
dem Meere", „Christus und die Samariterin" und „Lasset die
Kindlein zu mir kommen" gewählt. Dagegen war das schwie-
rige Oktogonformat Bedingung. Auch der Platz war gegeben:
die Bilder sitzen ziemlich hoch zwischen Balkendecke und
den Zwickeln der Bogen, die sich zu den SeitenschifFemporen
öffnen.

Mit der „Flucht nach Ägypten" begann die Arbeit, „Der
verlorene Sohn" steht an dritter, „Christus im Hause Simon"
steht an vorletzter Stelle. Entbehrt die erste Komposition
mit ihrem feinen Gespinst noch der Wirkung auf weitere Sicht
— so stimmungsvoll diese Kirchenlandschaft auch ist —, so
kommt in den späteren Bildern mit dem Gewicht ihrer großen
Figuren die Funktion des Freskos stärker zum Ausdruck. Die
Fläche wird mit entschiedeneren Akzenten durchsetzt und
durch ein geschlosseneres Gefüge gebunden.

In einem Hause, das Zwingiis Namen trägt, darf man keine
ekstatische Kunst erwarten. Und das entspräche auch Hubers
Wesen nicht. Wenn man in biblischen Darstellungen „ex-
pressionistischer" Maler einen Zug hat sehen wollen, der
katholischer Anschauung entgegenkommt, so kann man von
llubers Auffassung sagen, sie sei ausgesprochen protestantisch.
Seine Gestalten und ihr Beisammensein im Bildraum sind von
„heilig nüchterner" Art. Seine Kunst hat weder das einfältig
Kindliche seines alemannischen Stammesgenossen Thoma noch
Steinhausens dünnblütige Frömmigkeit. Huber ist eine kom-
pliziertere, eigensinnigere Natur. So sehr er sich von seinen

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