charles camoin, das spiel
I
ERINNERUNGEN AN CEZANNE
von
CHARLES CAMOIN
Deutsch von albert dreyfüs
Tm November 1901 kam ich als Soldat nach Aix-
en-Provence.
Vom ersten Tag meiner Ankunft an beschloß
ich, die Bekanntschaft Cezannes zu machen, dessen
damals in der rue Laffitte ausgestellten Werke die
Heiterkeit der Passanten, aber auch so viele leiden-
schaftliche Diskussionen im Atelier Gustave Mo-
reaus erregten.
Ich kannte seine Adresse nicht, aber ich war
sicher, daß der erste beste sie mir angeben könne.
Ich erkundigte mich indessen vergeblich. Da kam
ich auf den Gedanken, in der Kathedrale nachzu-
fragen. Der Küster gab mir sogleich die Adresse
der Damen Cezanne, der Schwestern des Künstlers,
die eifrige Kirchenbesucherinnen waren.
Es war ungefähr acht Uhr abends, als ich vor
dem Hause rue Boulegon 25 stand. Wie mich bei
dem Meister einführen, den ich als den Größten
seiner Epoche schätzte? Ich klingelte einige Male.
Endlich öffnete sich ein Fenster im zweiten Stock,
und eine Stimme ruft: „Wer da?"
Ich bin so eingeschüchtert, daß ich nichts ant-
worte und warte eine Weile. Ein schwerer Schritt
macht sich hinter der Tür bemerkbar, Cezanne,
halbbekleidet, öffnet selbst.
Er war schon zu Bett gegangen und meinet-
wegen aufgestanden!
Ich stammelte einige Worte der Entschuldi-
gung-
Ich sprach ihm von den Bildern, die ich in
der rue Laffitte gesehen hatte, und ich wollte wieder
fort. Aber er lud mich ein, zu bleiben.
Ich betrete ein kleines bürgerliches Provinz-
Speisezimmer.
Inj.
nu
i et e
des
210
I
ERINNERUNGEN AN CEZANNE
von
CHARLES CAMOIN
Deutsch von albert dreyfüs
Tm November 1901 kam ich als Soldat nach Aix-
en-Provence.
Vom ersten Tag meiner Ankunft an beschloß
ich, die Bekanntschaft Cezannes zu machen, dessen
damals in der rue Laffitte ausgestellten Werke die
Heiterkeit der Passanten, aber auch so viele leiden-
schaftliche Diskussionen im Atelier Gustave Mo-
reaus erregten.
Ich kannte seine Adresse nicht, aber ich war
sicher, daß der erste beste sie mir angeben könne.
Ich erkundigte mich indessen vergeblich. Da kam
ich auf den Gedanken, in der Kathedrale nachzu-
fragen. Der Küster gab mir sogleich die Adresse
der Damen Cezanne, der Schwestern des Künstlers,
die eifrige Kirchenbesucherinnen waren.
Es war ungefähr acht Uhr abends, als ich vor
dem Hause rue Boulegon 25 stand. Wie mich bei
dem Meister einführen, den ich als den Größten
seiner Epoche schätzte? Ich klingelte einige Male.
Endlich öffnete sich ein Fenster im zweiten Stock,
und eine Stimme ruft: „Wer da?"
Ich bin so eingeschüchtert, daß ich nichts ant-
worte und warte eine Weile. Ein schwerer Schritt
macht sich hinter der Tür bemerkbar, Cezanne,
halbbekleidet, öffnet selbst.
Er war schon zu Bett gegangen und meinet-
wegen aufgestanden!
Ich stammelte einige Worte der Entschuldi-
gung-
Ich sprach ihm von den Bildern, die ich in
der rue Laffitte gesehen hatte, und ich wollte wieder
fort. Aber er lud mich ein, zu bleiben.
Ich betrete ein kleines bürgerliches Provinz-
Speisezimmer.
Inj.
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