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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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Aus dem Briefwechsel des Grafen Athansius Raczynski mit Wilhelm von Schadow
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WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von t. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße^

Neue Folge. XVII. Jahrgang 1905/1906

Nr. 6. 24. November

--y™.™™ erscheint als Beiblatt zur .Zeitschrift für V^^^^^^^S^^ der .Zeitschrift fürb.ldende
»onaten Juh bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaß - 33 ™c™ eingesandt werden, leisten Redakt.on und
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Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen s.nd zu "chten .^.^ ^"haasenstein & Vogler. Rud. Mosse usw. an
die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasens

AUS DEM BRIEFWECHSEL
DES GRAFEN ATHANASIUS RACZYNSKI MIT
WILHELM VON SCHADOW

Im Jahre 1826 hatte Wilhelm Schadow die Direk-
tion der Düsseldorfer Kunstakademie übernommen,
und bald entwickelte sich unter seiner Leitung ein
reges künstlerisches Treiben, besonders da er sich
bemühte, die malerische Technik mehr, als es sonst
in Deutschland geschah, in den Mittelpunkt des Unter-
richts zu stellen. Einem Manne, wie dem Grafen
Raczynski, der seit längerer Zeit schon der Entwicklung
der zeitgenössischen Malerei aufmerksames und tätiges
Interesse entgegen brachte, mußte er verdienterweise
vorteilhaft bekannt sein. So erwarb der Graf in den
dreißiger Jahren, als Schadows Ruhm durch die neuere
belgische und französische Malerei noch nicht ver-
dunkelt wurde, sondern als er auf der Höhe seiner
Erfolge stand, zwei Ölgemälde von ihm, den Tempel-
herrn und die Herodias mit dem Haupte Johannis
des Täufers, beides Halbfiguren, die noch heute den
Gräflich Raczynskischen Kunstsammlungen angehören.

Der Briefwechsel über die Erwerbungen1) beginnt
1832 und endigt 1841, nachdem sich ein engeres
Verhältnis zwischen den beiden Männern angebahnt
hatte, in dem auch allgemeinere Fragen künstlerischer
Art zur Sprache kommen. Von Kopenhagen aus
richtet der Graf am 8. Oktober 1832 die Anfrage an
Schadow, ob er den Tempelherrn für ihn wiederholen
wolle. Zugleich bittet er ihn um seine Mitwirkung
für seinen Wunsch, von C. Fr. Lessing eine Wieder-
holung des trauernden Königspaares zu erhalten. Scha-
dow erwidert für sich durchaus entgegenkommend; was
Lessing angeht, so betont er, daß »ein so beschäftigter
Künstler sich ungern wiederholt, und Lessing mehr
als die meisten anderen den zeitlichen Erwerb ver-
schmäht«. Für ein vom Grafen der Akademie ge-
schenktes Werk dankt Schadow in einem Brief vom
5- Februar 1833. »Wie sehr wünschte ich ähnliche
Beschützer hier in unserer Mitte, da sich in der That
immer mehr ausgezeichnete Talente zusammen finden,

dif nni. ^o- K ..£______1 1 •-----.»~ KorW'.rftpn

"■■■■ei iuenr ausgezeichnete laiente zusammen unucn,
üe nur der Aufmunterung und Unterstützung bedürften,
um das Außerordentliche zu leisten.« Von Lessing
und Sohn seien schwer Wiederholungen ihrer Werke

1) Zurzeit im Kaiser-Friedrich-Museum zu Posen be-
findlich.

zu erlangen; er selbst, Schadow, rate auch dazu,
lieber neue Arbeiten zu bestellen. Mit dem Wunsche,
der Graf möge einmal nach Düsseldorf kommen,
schließt der Brief; »Die universelle Richtung der
hiesigen Anstalt macht die Atteliers zu einer fort-
währenden Kunstausstellung.«

Am 9. August 1833 erfolgt die Übersendung des
Tempelherrn nach Kopenhagen, zugleich mit der
Mitteilung, daß von Lessing zurzeit kein Bild, vom
Sohn vielleicht unter Umständen eine Diana mit den
Nymphen und Aktäon zu bekommen sei, ein Sujet,
das den Grafen indessen nicht anspricht.

Ein Brief Schadows vom 10. März 1834 gibt
nach einem Aufenthalt Raczynskis in Düsseldorf eine
interessante Charakteristik dortiger Maler:

. . Zur Beantwortung der an mich gerichteten
Fragen, erlaube ich mir in Betreff des Maler Sohn zu
sagen, daß sein Talent für die Erfindung weder reich noch
vielseitig scheint, hingegen besitzt er eine außerordentliche
Kraft für die Ausführung des einmal coneipirten Gegen-
standes. Seine Hauptneigung geht auf antike Gegenstände
anmuthiger Art. Die Diana mit den Nymphen, seine
letzte Arbeit, war in jeder Beziehung vortrefflich.

Hühners vorzüglichste Arbeiten sind der Fischerknabe
von Göthe, und die Scene aus dem Ariost, den rasenden
Roland vorstellend, Welches Euer Hochgeboren gesehen,
außerdem ist er ein vortrefflicher Portraitmaler. Die
Sphäre seines Genius liegt meiner Ansicht nach im Gebiete
des Romantischen.

Hildebrand, welcher ebenfalls ein vortrefflicher Portrait-
maler ist, (vielleicht der beste) ist im edlen und größern
Sinne ein ausgezeichneter Genremaler; in Bezug auf Farbe,
Wirkung und tiefe Charakteristik stellt er sich dem Rem-
brandt gleich. Die vorzüglichsten Werke desselben sind
der kranke Rathsherr mit seinem Töchterlein, ein Krieger,
welcher mit seinem Knäbchen spielt, und ein Bild, welches
Judith mit Holofernes vorstellt, in welchem die Lichf-
wirkung unübertrefflich war.

Magnus gehört garnicht zu meiner Schule, ich kenne
von ihm einige sehr schöne Portraits.

Ebers ist Genremaler und hat eine sehr glückliche
Phantasie für launige Gegenstände. Er ist spät zur Kunst
gekommen und besitzt noch keine vollendete Ausbildung.

Schrötter, der eigentlich weit ausgebildeter ist, besitzt
' ein eben so großes Talent in derselben Richtung und ver-
dient deßhalb mehr Aufmerksamkeit.«

Die nächsten Briefe beziehen sich mehrfach auf
des Grafen Werk über die Geschichte der neueren
deutschen Kunst, ein Unternehmen, »welches in der
 
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