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Brauer, Ludolph [Editor]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Editor]; Meyer, Adolf [Editor]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

DOI article:
Atzler, Edgar: Das Kaiser Wilhelm-Institut für Arbeitsphysiololgie
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0029

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DAS KAISER WILHELM-INSTITUT
FÜR ARBEITSPHYSIOLOGIE
Von
Professor Dr. EDGAR ATZLER
Direktor des Kaiser Wilhelm-Instituts für Arbeitsphysiologie, Dortmund
DAS Kaiser Wilhelm-Institut für Arbeitsphysiologie wurde am 1. April 1913 in
Berlin eröffnet. Erwägungen finanzieller Art veranlaßten die Kaiser Wilhelm-
Gesellschaft, zunächst von der Gründung eines selbständigen Instituts abzusehen.
Der damalige Direktor des Physiologischen Instituts der Universität Berlin, Herr
Geheimrat Rubner, brachte das Arbeitsphysiologische Institut fürs erste provisorisch
in Kellerräumen seines Instituts unter. Erst 1917 konnte das Arbeitsphysiologische
Institut in der Invalidenstraße in Berlin ein eigenes Heim beziehen. Während der
Kriegs- und der ersten Nachkriegsjahre hatte es sich fast ausschließlich mit Er-
nährungsproblemen zu beschäftigen. Bald traten aber neue Aufgaben heran.
„Steigerung des Arbeitsertrages mit allen Mitteln der Technik und Wissen-
schaft“, das war die Parole, die von Amerika nach Deutschland herüberschallte zu
einer Zeit, als unser Wirtschaftskörper nach dem verheerenden Weltkrieg noch aus
tausend Wunden blutete. Rechtzeitig erkannte man bei uns, daß es in diesem
Kampfe nicht genügt, die Maschine und die Organisation zu verbessern, sondern daß
auch der Faktor „Mensch“ in Rechnung gestellt werden muß.
So kam es, daß die aus der Not der Zeit heraus geborene Arbeitsphysiologie sich
fast stürmisch entwickelte. Die alten Räumlichkeiten des Berliner Kaiser Wilhelm
Instituts für Arbeitsphysiologie genügten den Anforderungen bei weitem nicht mehr.
Das großzügige Angebot der Stadt Dortmund, dem Institut ein neues Heim zu
schaffen, wurde von der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissen-
schaften um so lieber aufgegriffen, als dadurch das Institut in den Mittelpunkt der
deutschen Schwerindustrie gerückt wurde. Ein kleineres, vorwiegend Unterrichts-
zwecken dienendes Filialinstitut wurde in Münster errichtet.
Am 22. und 23. Oktober 1929 wurden die beiden Institute der Kaiser Wilhelm-
Gesellschaft unter lebhafter Anteilnahme der Regierung, der Wissenschaft und der
Wirtschaft feierlich eröffnet.
Die Vielgestaltigkeit des Problems „Mensch und Arbeit“ bedingt die Vielseitig-
keit der hier gepflegten Forschungen. Man darf sich heute unter beruflicher Arbeits-
leistung keineswegs Leistungen vorstellen, wie sie von einer Maschine bewältigt
werden. Die moderne Industrie läßt die rohe körperliche Arbeit mehr und mehr
zurücktreten. Neue Arbeitsformen sind im Entstehen, bei denen es mehr auf den
Intellekt und den Arbeitswillen als auf die mechanische Kraft ankommt. Das
Studium der Einwirkungen der verschiedenen Formen der Arbeit auf den mensch-
lichen Organismus bildet die Grundlage, die Anpassung der Arbeitsbedingungen an
die naturgegebenen Eigenheiten des beseelten Motors den Weg, auf dem vorwärts-
geschritten werden soll. Hinter diesem Programm verbirgt sich eine Fülle wissen-
schaftlicher Kleinarbeit. Es muß geklärt werden, welche Arbeitsformen, welche
Arbeitsbedingungen sind günstig, welche nicht. Das Problem der Ermüdung und der
Erschöpfung in seinem ganzen Umfange rollt sich auf: Die Ermüdung als Freund

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