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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

DOI Artikel:
Magrini, G.: Die Forschungsinstitute Italiens
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0580

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DIE FORSCHUNGSINSTITUTE ITALIENS
Von
Professor Dr. G. MAGRINI
Generalsekretär des Consiglio Nazionale delle Ricerche, Rom
BIS vor kurzer Zeit lag die wissenschaftliche Forschungsarbeit ganz in Händen
einzelner Forscher und wurde in Universitätslaboratorien durchgeführt.
Angesichts der großen Anzahl der in Italien bestehenden Universitäten konnten
diese Laboratorien nur mit unzureichenden finanziellen Mitteln ausgestattet wer-
den; infolgedessen waren nur jene Forschungen durchführbar, für die eben diese
beschränkten Mittel genügten. Häufig war es der Uneigennützigkeit des Forschers
selbst zu danken, wenn trotz dieser Unzulänglichkeit auch große Arbeiten zustande
kamen, oder man mußte, um zum Ziele zu gelangen, zu genialen Auswegen Zu-
flucht nehmen.
Nur in vereinzelten Fällen stellte der Staat und insbesondere die Kriegsmarine
einigermaßen zureichende Mittel für Forschungen zur Verfügung, die von ganz be-
sonderer Bedeutung schienen und auch dies erst nach Ablauf der ersten, für den
Forscher sicherlich schwersten Zeit seiner Arbeit. An dieser Stelle soll die wirklich
großzügige Förderung erwähnt werden, die die Kgl. Marine Guglielmo Marconi
zuteil werden ließ und die es ihm ermöglichte, seine geniale Erfindung in die Praxis
umzusetzen.
Sogar auf Gebieten, die ganz besonders das Interesse der Volkswirtschaft Italiens
verdienten, wurde der Forschungsarbeit von Seiten des Staates bis vor kurzem wenig
Teilnahme entgegengebracht.
Erst in den letzten Jahren wurde in Italien die unermeßliche Bedeutung des
Problems in seiner ganzen Tragweite richtig erfaßt und ein eigenes Organ ge-
gründet, das für die Verbreitung und die harmonische Zusammenarbeit aller wissen-
schaftlichen Forschungsbestrebungen des Landes Sorge tragen soll.
Dieses Organ „Consiglio Nazionale delle Ricerche“ benannt, wurde im Jahre
1923 gegründet, um in erster Linie als Bindeglied zwischen der italienischen Wissen-
schaft und dem „Conseil International des Recherches“ in Brüssel zu dienen; im
Jahre 1927 wurde es auf andern Grundlagen neu organisiert und dieser Organisa-
tion seitens des Staates die Aufgabe erteilt, die wissenschaftliche Forschungsarbeit
in Italien zu fördern, was insbesondere, nach Maßgabe der vorhandenen Mittel,
durch Errichtung von unabhängig von den Universitäten arbeitenden Forschungs-
stätten geschehen sollte. Der wichtigste Punkt des Programms des „Consiglio“ ist
in der Tat die deutliche Trennung der systematischen wissenschaftlichen For-
schungsarbeit vom Unterricht. In allen jenen Fällen, wo ein Professor bei Vorlage
eines klar durchgearbeiteten Arbeitsprogramms den Wunsch ausspricht, sich der
Durchführung desselben widmen zu wollen, hat der „Consiglio“ dafür zu sorgen,
daß der betreffende Forscher während der für die Studien erforderlichen Zeit-
spanne vom Unterricht befreit und durch eine andere Lehrkraft ersetzt werde.
Nach dem Gesetz, das die Gründung des „Consiglio“ vorsieht, besteht seine Auf-
gabe darin: ,,... alle Bestrebungen des Landes auf sämtlichen Gebieten der Wissen-
schaft und deren Anwendung, auch im allgemein wirtschaftlichen Interesse des

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