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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

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Wertheimer, Fritz: Das Deutsche Ausland-Institut in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0416

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DAS DEUTSCHE AUSLAND-INSTITUT
IN STUTTGART

Von
Dr. FRITZ WERTHEIMER
Generalsekretär des Deutschen Ausland-Instituts in Stuttgart
DAS Deutsche Ausland-Institut in Stuttgart ist nach langen Vorbereitungen am
10. Januar 1917 zunächst als ,,Museum und Institut zur Kunde des Ausland-
deutschtums und zur Förderung deutscher Interessen im Ausland“ begründet wor-
den. Schon weniger als ein Jahr darauf wurde der lange und umständliche, in
seiner populären Abkürzung „Deutsches Ausland-Museum“ die eigentlichen Auf-
gaben und Ziele der Organisation nicht kenntlich machende Titel zugunsten des
heutigen knapperen, treffenderen als Untertitel in den Hintergrund geschoben.
Es ist aber wichtig festzuhalten, daß schon dem Gründer auch unter dem Begriff
„Museum“ durchaus eine aktive, sich nicht auf das Sammeln beschränkende, son-
dern eine Auswertung in der Praxis ins Auge fassende Tätigkeit vor Augen stand.
Die neue Organisation entstand unter tätiger Mitwirkung des letzten Königs von
Württemberg durch die Initiative des noch heute den Vorsitz im Vorstand führen-
den Herrn Generalkonsuls Kommerzienrat Dr. h. c. Theodor G. Wanner, der da-
mals schon 18 Jahre leitendes Vorstandsmitglied des Württembergischen Vereins
für Handelsgeographie war. Dieser Verein, der im Museum für Länder- und Völker-
kunde — Lindenmuseum — eines der schönsten ethnographischen Museen Deutsch-
lands besitzt und pflegt, führte seinerseits als Untertitel den Namen „zur Förderung
deutscher Interessen im Ausland“; in seinen Räumen entstanden die Anfänge der
Bibliothek des Deutschen Ausland-Instituts und waren für Jahresfrist dort gastfrei
untergebracht, aus seinem Besitz ging als Morgengabe eine Ausstellung kolonialer
Modelle und Produkte als Grundlage für das künftige „Museum“ des Instituts in
den Besitz der neuen Vereinigung über.
Dem Gründer schwebte von Anbeginn an eine „zentrale Arbeitsstätte“ für alle
das Deutschtum im Ausland berührenden Fragen vor, ähnlich wie die „Deutsche
Bücherei“ in Leipzig eine solche Zentralstelle für die deutsche Buchproduktion und
das „Deutsche Museum“ in München eine solche für die Errungenschaften der
Technik darstellt. Keine bessere Sonderarbeit und Sonderpflicht konnte für das
Schwabenland und seine Hauptstadt erstrebt werden, als eine die „Erhaltung und
Engerknüpfung der Beziehungen zwischen dem Deutschtum im Ausland und dem
Mutterlande und die Förderung der Kenntnis von der Bedeutung des Ausland-
deutschtums zusammenfassende Stätte“ (§ 1 der Satzungen). Besitzen doch die
Ströme deutscher Auswanderung nach dem Banat wie nach Rußland, nach Nord-
wie nach Südamerika in Schwaben ihre am stärksten fließenden Quellen, und
stammt doch auch heute noch, nachdem die Überlandwanderung großen Stiles
unterbunden ist, der von allen deutschen Stämmen mächtigste Prozentsatz der
Überseewanderer aus Württemberg. So erstrebten von vornherein die Gründer für
das Institut eine über den schwäbischen Bezirk weit hinausreichende Arbeits-
geltung für das ganze Reich und darüber hinaus für das gesamte deutsche Volks-
tum in seiner Zerstreuung über zahlreiche Länder und Staaten ungeachtet aller

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