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Brauer, Ludolph [Editor]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Editor]; Meyer, Adolf [Editor]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

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Otto, Richard: Das Institut für Infektionskrankheiten „Robert Koch“
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0103

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DAS INSTITUT FÜR INFEKTIONSKRANKHEITEN
„ROBERT KOCH“1
Von
Geh. Medizinalrat Professor Dr. RICHARD OTTO, Berlin
DAS Preußische Institut für Infektionskrankheiten wurde in Berlin gegründet, um
Robert Koch eine Arbeitsstätte zu schaffen, an der er sich, frei von sonstiger
Berufstätigkeit, seinen wissenschaftlichen Forschungen ungehindert widmen und
auch deren Ergebnisse der praktischen Verwertung zuführen könne.
Die unmittelbare Veranlassung hierzu gab die von Koch am 4. August 1890 in
einem Vortrag gelegentlich des in Berlin abgehaltenen 10. internationalen medi-
zinischen Kongresses gemachte Mitteilung von der Auffindung des Tuberkulins
und die bald darauf hierüber erschienenen Publikationen Kochs. Unter dem Ein-
druck dieser Arbeiten wurde am 29. November 1890 in dem Preußischen Abge-
ordnetenhause eine Interpellation an die Königliche Staatsregierung eingebracht,
welche Schritte sie zur Förderung und Nutzbarmachung des Kochschen Tuber-
kuloseheilverfahrens in Aussicht genommen habe. In seiner Antwort auf diese
Interpellation teilte der damalige Kultusminister v. Gossler mit, daß Koch zu der
Überzeugung gekommen sei, die Direktion des Hygienischen Instituts der Uni-
versität aufgeben zu müssen, um sich ganz seinen wissenschaftlichen Arbeiten
widmen zu können. Kochs Plan ginge dahin, einerseits eine Krankenabteilung
innerhalb eines Krankenhauses zu leiten, wo er sich aus dem Material das zum
Studium der Infektionskrankheiten Geeignete heraussuchen könne, und andrer-
seits ein Institut zur Verfügung zu haben, in dem die erforderlichen wissenschaft-
lichen Untersuchungen durchgeführt werden könnten. Zu diesen Plänen habe das
Kultusministerium und das Finanzministerium seine Zustimmung gegeben.
Das nach den Wünschen Robert Kochs aufgestellte Projekt eines ,,Instituts
für Infektionskrankheiten“ führte zunächst zur Errichtung des provisorischen
Instituts in der Schumannstraße. Dieses bestand aus zwei Abteilungen. Neben einer
Krankenabteihmg von 128 Betten im Gharite-Krankenhause wurde eine wissen-
schaftliche Abteilung in einem unmittelbar der Charite benachbarten, auf dem
sogenannten Triangelgrundstück zwischen Unterbaum- und Schumannstraße ge-
legenen Gebäude eingerichtet. Dieses Haus hatte bisher zu Wohnzwecken gedient.
Unter Robert Koch als Direktor wurden R. Pfeiffer und L. Brieger zu
Vorstehern der wissenschaftlichen bzw. der Krankenabteilung ernannt. Die wissen-
schaftliche Abteilung enthielt Laboratorien für bakteriologische und chemische
Arbeiten, Arbeitsplätze für etwa 20 wissenschaftliche Arbeiter, ein photographi-
sches Atelier, Tierställe usw. Außerdem stand dem Institut ein Hörsaal für etwa
50—60 Personen zur Verfügung.
Die Ausführung des Umbaues geschah mit solcher Beschleunigung, daß am
1. Juli 1891 bereits die wissenschaftliche Abteilung eingerichtet war. Die Kranken-
abteilung konnte am 17. August desselben Jahres in Betrieb genommen werden.
In dem neugeschaffenen Institut begann alsbald unter Leitung Robert Kochs
eine überaus eifrige und vielseitige Forschungsarbeit auf den Gebieten der Ätio-
logie, bakteriologischen Diagnostik, Verhütung, Bekämpfung und Heilung der
1 Mit drei Abbildungen im Tafelanhang.

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