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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

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Wilhelm, Richard: Das China-Institut in Frankfurt a. M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0434

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DAS CHINA-INSTITUT IN FRANKFURT a. M.
Von
D. Dr. phil. h. c. RICHARD WILHELM f
vormals o.ö. Professor an der Universität Frankfurt a. M.. Direktor des China-Instituts in Frankfurt a. M.
DAS China-Institut ist ein wissenschaftliches Institut für Chinakunde und China-
forschung. Damit ist sein Aufgabenkreis gegeben. Als Institut für Chinakunde
hat es in erster Linie Aktenmaterial über China zu sammeln, und da das Institut
China nicht als eine tote, sondern als eine lebende Nation ansieht, muß dieses
Material sich natürlich über den ganzen Zeitraum von dem Beginn der chinesischen
Geschichte bis auf die Gegenwart beziehen.
Um die verschiedenen Gebiete möglichst vollständig erfassen zu können, sind
entsprechende Abteilungen unter besonderen Assistenten eingerichtet:
1. Eine chinesische Bibliothek, die mit der Zeit zu einer möglichst umfassenden
Sammlung des chinesischen Quellenmaterials ausgebaut werden soll. Da aber die
chinesische Literatur so umfangreich ist, daß es schwer sein dürfte, eine allseitig
vollkommene Sammlung der Quellen zusammenzubringen, so mußte ihr von Anfang
an ein besonderer Charakter gegeben werden. Als solcher ist in erster Linie die
Sammlung der konfuzianischen klassischen Literatur mit den wichtigsten Kommen-
taren vorgesehen, ebenso der taoistischen und der buddhistischen Literatur. Da-
neben werden historische und kulturhistorische Texte besonders gesammelt. Das
Ziel ist, einen Überblick zu bekommen über die geistigen und wirtschaftlichen Be-
wegungen des chinesischen Kulturraums von den ältesten Zeiten bis auf die Gegen-
wart, um dadurch das Material zusammenzubekommen für eine Prognose der
chinesischen Entwicklung in der nächsten Zukunft. Von besonderem Wert sind
dabei die Neuausgaben alter Drucke, Sammlungen von Nachschlagewerken, die
Literatur der Volkssprache, kurz alles, was die gegenwärtige äußerst wichtige litera-
risch-wissenschaftliche Bewegung über China produziert. Namentlich wird auch die
wissenschaftliche Zeitschriftenliteratur berücksichtigt.
2. Außer der chinesischen Bibliothek ist natürlich eine europäische Arbeitsbiblio-
thek von besonderer Wichtigkeit. Auch hier ist bei den beschränkten Mitteln des
Instituts der Hauptnachdruck nicht auf bibliophile Werke der älteren Zeit, sondern
auf wichtige Neuerscheinungen gelegt. Der Umstand, daß eine ernsthafte wissen-
schaftliche Beschäftigung mit China eigentlich kaum vor Beginn des 20. Jahr-
hunderts einsetzte, so daß außer einigen Standardwerken aus früherer Zeit, deren
Zahl äußerst gering ist, fast alles, was vor 1900 veröffentlicht ist, heute als wissen-
schaftlich veraltet, höchstens als historisch interessant gelten kann, ermöglicht eine
wirksame Konzentration der Kräfte, so daß mit bescheidenen Geldmitteln eine
Bibliothek gesammelt werden konnte, die über alle Gebiete sachlicher Arbeit im
chinesischen Kulturraum Auskunft gibt. Auch hier ist auf die Nachschlagewerke
und die führende Zeitschriftenliteratur besondere Rücksicht genommen. Eine
Standortkartothek soll außer den im Institut vorhandenen Werken auch die übrigen
in deutschen Bibliotheken zugänglichen Veröffentlichungen erschließen, so daß
Arbeitern auf diesem Gebiet im China-Institut das nötige Material in kurzer Zeit
stets beschafft werden kann. Um die Bibliothek für den Gebrauch des Instituts
möglichst fruchtbar zu gestalten, wurde festgesetzt, daß sowohl die chinesische als

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