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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

DOI Artikel:
Bleyer, Benno: Die Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0152

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DIE DEUTSCHE FORSCHUNGSANSTALT
FÜR LEBENSMITTELCHEMIE IN MÜNCHEN
Von
Dr. BENNO BLEYER
o. ö. Professor an der Universität München
I. MOTIVIERUNG FÜR DIE BEGRÜNDUNG DES INSTITUTS
DIE Erfahrungen des letzten Krieges haben mit mahnender Deutlichkeit erkennen
lassen, daß unsere Kenntnisse über die beste Art der Gewinnung, Aufbewahrung
und Zubereitung der Lebensmittel, im kleinen wie im großen, sowie über die Er-
nährungsfragen überhaupt, noch nicht auf der Höhe stehen, die die allgemeine
Wichtigkeit dieses Gegenstandes und die großen materiellen Interessen, welche in
der weitverzweigten Lebensmittelerzeugung, -Verarbeitung und -Verteilung be-
gründet sind, erfordern. Die verschiedenen Zweige der Lebensmittelversorgung
können vor allen Dingen die Mitarbeit der chemischen Wissenschaft nicht entbehren
und auch nicht die biologischen Zweige derjenigen Wissenschaften, welche mit der
Ernährungswissenschaft verbunden sind, so vor allem der Landwirtschaft, der
Physiologie, der Medizin, der Hygiene und der Bakteriologie. Nur eine Zusammen-
fassung der Arbeit dieser verschiedenen Zweige der Wissenschaft wird es ermög-
lichen, den Forderungen der neuen Zeit bezüglich einer rationellen Lebensmittel-
versorgung der Bevölkerung gerecht zu werden. Die fortschreitende Industriali-
sierung, welche fast alle Zweige des Lebensmittelgewerbes erfahren — es sei nur
beispielshalber auf die Mühlen-, Margarine-, Süß waren- und Genußmittelindustrie
hingewiesen, Industrien, die für die heutige Versorgung der großen Massen unent-
behrlich sind —, erfordert eine vermehrte Mitarbeit der Wissenschaft, die sich
zahlreicher, neu auftauchender Einzelfragen anzunehmen hat.
2. GESCHICHTLICHES
Ausgehend von diesen Erkenntnissen, veröffentlichte Theodor Paul im Juliheft
1917 der Süddeutschen Monatshefte einen Aufruf zur Gründung einer „Deutschen
Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie“, in welchem dargelegt wurde, daß auf
dem Gebiete der Lebensmittelchemie wissenschaftliche Arbeit auf breiter Grund-
lage nur dann möglich ist, wenn nach dem Vorbilde der auf anderen Wissens-
gebieten bereits bestehenden Forschungsinstitute eine eigene Forschungsanstalt ge-
schaffen wird. Dank dem Interesse, das diesem Aufruf in weitesten Kreisen
Deutschlands und insbesondere auch von der bayerischen Staatsregierung entgegen-
gebracht wurde, konnte dieser Plan nach Sammlung nicht unerheblicher Geldmittel
verwirklicht werden. Die Anstalt wurde durch Stiftungsurkunde vom 3. April 1918
errichtet und ist eine selbständige, öffentliche Stiftung, die mit der Universität
München in enger Verbindung steht, jedoch in ihrem gesamten Betriebe von ihr
unabhängig ist. Die Stiftung wird von einem Stiftungsrat verwaltet, dem je ein
Vertreter der zuständigen bayerischen Staatsministerien, der Universität München
und der Technischen Hochschule in München und der Direktor der Forschungs-
anstalt angehören und für den weitere geeignete Persönlichkeiten namentlich aus

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