DAS KAISER WILHELM-INSTITUT FÜR
PHYSIKALISCHE CHEMIE UND ELEKTROCHEMIE
BERLIN-DAHLEM
Von
Professor Dr. FRIEDRICH EPSTEIN, Rerlin
und
Professor Dr. HERRERT FREUNDLICH, Berlin-Dahlem
DAS Kaiser Wilhelm-Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie wurde
im Jahre 1911 als eine rechtsfähige Stiftung von dem preußischen Staate
und der Leopold Koppel-Stiftung errichtet und am 23. Oktober 1912 zusammen mit
dem benachbarten Kaiser Wilhelm-Institut für Chemie eingeweiht. Es waren dies
die ersten Forschungsanstalten, die aus der Anregung Wilhelms II. bei der Hundert-
jahrfeier der Universität Berlin hervorgegangen waren. Zum Direktor des Physika-
lisch-chemischen Instituts wurde der damalige Professor an der Technischen Hoch-
schule in Karlsruhe Dr. Fritz Haber ernannt.
Das neue Institut erhielt die Bezeichnung als Kaiser Wilhelm-Institut und ent-
sprach in seinem Aufbau und in seinen Aufgaben den Grundsätzen der Kaiser
Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, ohne aber zunächst in
deren Verwaltungsbereich zu fallen. Daß die wissenschaftliche Forschung in den
neuen Instituten mit derselben vollen Freiheit betrieben werden mußte wie an den
deutschen Hochschulen, war der erste und wichtigste unter jenen Grundsätzen, die
keineswegs engherzig formuliert waren. Ganz im Gegenteil ließen sie dem Direktor
jede nur wünschenswerte Freiheit; ihm gewährte die Satzung alle Rechte in der
Wahl seiner wissenschaftlichen und technischen Mitarbeiter, und seine Sache war
es letzten Endes auch, dem Institut die konkrete Form zu geben, die unter den je-
weils gegebenen äußeren Bedingungen den größten Nutzeffekt zu sichern versprach.
In dieser Weise konstruiert, war das Kaiser Wilhelm-Institut für physikalische
Chemie und Elektrochemie vom Standpunkt des Direktors aus betrachtet eine Ar-
beitsstätte, die sich von einem großen Hochschulinstitut der gleichen Fachrichtung
hauptsächlich durch den Wegfall der Vorlesungen und des Anfangsunterrichts so-
wie durch seine vergleichsweise bedeutenderen technischen Hilfsmittel unterschied.
Denn es war möglich gewesen, den neuen Bau mit Werkstätten, maschinellen Ein-
richtungen und Apparaten reichlich auszustatten. Man wollte in der Lage sein,
gerade die Seiten des Faches besonders zu pflegen, die anderswo zurückgestellt
werden mußten, weil solche Hilfsmittel dort in ähnlichem Ausmaße nicht zur Ver-
fügung standen. Es war beabsichtigt, die Zahl der wissenschaftlich arbeitenden
Personen zunächst jedenfalls klein zu halten. Etliche Assistenten sollten den Direk-
tor unterstützen und darüber hinaus einige wenige wissenschaftliche Gäste zur
Ausführung spezieller Forschungsarbeiten mit den besonderen Hilfsmitteln des
Instituts zeitweilig herangezogen werden.
Dies waren die wichtigsten Punkte des Programms, das die Entwicklung des
Instituts in seinen Anfängen bis zum Ausbruch des Krieges bestimmte — ein Er-
eignis, das für das Institut außerordentliche Veränderungen zur Folge hatte. Der
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PHYSIKALISCHE CHEMIE UND ELEKTROCHEMIE
BERLIN-DAHLEM
Von
Professor Dr. FRIEDRICH EPSTEIN, Rerlin
und
Professor Dr. HERRERT FREUNDLICH, Berlin-Dahlem
DAS Kaiser Wilhelm-Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie wurde
im Jahre 1911 als eine rechtsfähige Stiftung von dem preußischen Staate
und der Leopold Koppel-Stiftung errichtet und am 23. Oktober 1912 zusammen mit
dem benachbarten Kaiser Wilhelm-Institut für Chemie eingeweiht. Es waren dies
die ersten Forschungsanstalten, die aus der Anregung Wilhelms II. bei der Hundert-
jahrfeier der Universität Berlin hervorgegangen waren. Zum Direktor des Physika-
lisch-chemischen Instituts wurde der damalige Professor an der Technischen Hoch-
schule in Karlsruhe Dr. Fritz Haber ernannt.
Das neue Institut erhielt die Bezeichnung als Kaiser Wilhelm-Institut und ent-
sprach in seinem Aufbau und in seinen Aufgaben den Grundsätzen der Kaiser
Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, ohne aber zunächst in
deren Verwaltungsbereich zu fallen. Daß die wissenschaftliche Forschung in den
neuen Instituten mit derselben vollen Freiheit betrieben werden mußte wie an den
deutschen Hochschulen, war der erste und wichtigste unter jenen Grundsätzen, die
keineswegs engherzig formuliert waren. Ganz im Gegenteil ließen sie dem Direktor
jede nur wünschenswerte Freiheit; ihm gewährte die Satzung alle Rechte in der
Wahl seiner wissenschaftlichen und technischen Mitarbeiter, und seine Sache war
es letzten Endes auch, dem Institut die konkrete Form zu geben, die unter den je-
weils gegebenen äußeren Bedingungen den größten Nutzeffekt zu sichern versprach.
In dieser Weise konstruiert, war das Kaiser Wilhelm-Institut für physikalische
Chemie und Elektrochemie vom Standpunkt des Direktors aus betrachtet eine Ar-
beitsstätte, die sich von einem großen Hochschulinstitut der gleichen Fachrichtung
hauptsächlich durch den Wegfall der Vorlesungen und des Anfangsunterrichts so-
wie durch seine vergleichsweise bedeutenderen technischen Hilfsmittel unterschied.
Denn es war möglich gewesen, den neuen Bau mit Werkstätten, maschinellen Ein-
richtungen und Apparaten reichlich auszustatten. Man wollte in der Lage sein,
gerade die Seiten des Faches besonders zu pflegen, die anderswo zurückgestellt
werden mußten, weil solche Hilfsmittel dort in ähnlichem Ausmaße nicht zur Ver-
fügung standen. Es war beabsichtigt, die Zahl der wissenschaftlich arbeitenden
Personen zunächst jedenfalls klein zu halten. Etliche Assistenten sollten den Direk-
tor unterstützen und darüber hinaus einige wenige wissenschaftliche Gäste zur
Ausführung spezieller Forschungsarbeiten mit den besonderen Hilfsmitteln des
Instituts zeitweilig herangezogen werden.
Dies waren die wichtigsten Punkte des Programms, das die Entwicklung des
Instituts in seinen Anfängen bis zum Ausbruch des Krieges bestimmte — ein Er-
eignis, das für das Institut außerordentliche Veränderungen zur Folge hatte. Der
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