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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

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Magyary, Z.: Ungarische Forschungsinstitute
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0641

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UNGARISCHE FORSCHUNGSINSTITUTE
Von
Dr. z. magyary
Ministerialrat und Chef der Hochschulabteilung im Kgl. Ungarischen Ministerium
für Kultus und Unterricht in Budapest
DAS UNGARISCHE BIOLOGISCHE FORSCHUNGSINSTITUT
IN TIHANY AM BALATON1
Von
Professor FRIEDRICH VERZAR
DIE charakteristische moderne Wissenschaft ist die Biologie. Seit den Scholastikern
wird ihr Name gebraucht; aber erst seit Treviranus (1802) ist sie enger um-
schrieben. „Die Biologie ist die Wissenschaft vom Organischen“2.
Ihr werden in den letzten Jahrzehnten überall neue Institute gebaut und dieser
Forderung der Zeit folgend und durchdrungen von der Überzeugung, daß die Förde-
rung der biologischen Forschung zu den wesentlichsten Aufgaben einer modernen
Wissenschaftspolitik gehört, hatte der kgl. ungarische Kultusminister Graf Kuno
von Klebelsberg 1926 den Entschluß gefaßt, ein biologisches Forschungsinstitut
zu gründen. Die Frucht dieses Entschlusses ist das neue ungarische Biologische
Forschungsinstitut in Tihany am Balatonsee.
Am 25. August 1926 fand die Grundsteinlegung statt, und bereits am 3. Septem-
ber 1927 wurde es in Gegenwart des Reichsverwesers und des 10. Internationalen
Zoologen-Kongresses eröffnet. Im Herbst 1927 wurde das neue Personal ernannt,
und im Frühjahr 1928 begann die eigentliche Arbeit. Im Sommer 1928 war das
Institut mit begeisterten Arbeitern voll besetzt.
Dieses Institut ist in verschiedener Hinsicht neuartig. Einesteils sollte es so er-
baut und eingerichtet werden, daß es den strengsten Wünschen in bezug auf
wissenschaftliche Einrichtung entgegenkommt, anderseits mußte es so umfassend
angelegt werden, daß es nicht nur einer Disziplin, sondern möglichst allen biologi-
schen Disziplinen Arbeitsmöglichkeiten gibt. Dieser Gesichtspunkt war besonders
auch durch ökonomische Bedenken begründet. Ungarn hat nicht die Möglichkeit,
eine Reihe von Forschungsinstituten zu erbauen, und wenn deshalb ein vorzüglich
eingerichtetes Institut geschaffen wurde, so mußte dieses auch möglichst vielen ver-
wandten Disziplinen zur Verfügung gestellt werden. Das ist der Grund, warum wir
nicht eine „Hydrobiologische Station“ gebaut haben, sondern ein „Biologisches
Forschungsinstitut“. Wir haben auf diese Weise erreicht, daß wir für hydrobiolo-
gische Forschungen eine solche Einrichtung besitzen, wie sie nur großen Instituten
zukommt; wir haben aber anderseits das Institut nicht nur für dieses, sondern für
ein weit größeres Gebiet, praktisch für die ganze theoretische biologische For-
schung geeignet gemacht.
Aus diesen Gedanken heraus wurde das Institut in zwei Abteilungen geteilt.
Die eine, welche unter der Leitung eines Zoologen steht und als ständigen Mit-
1 Mit 2 Abbildungen im Tafelanhang.
2 Ad. Meyer 1926.

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