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Brauer, Ludolph [Editor]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Editor]; Meyer, Adolf [Editor]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

DOI article:
Strohl, Johannes: Das Concilium Bibliographicum in Zürich
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0702

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DAS CONCILIUM BIBLIOGRAPH ICUM IN ZÜRICH
Von
Db. JOHANNES STROHL
o. ö. Professor an der Universität Zürich, Direktor des Concilium Bibliographicum in Zürich
SOLIDE, auf Dauer berechnete, naturwissenschaftliche Forschung benötigt, so-
weit es sich nicht um die Betätigung genialer Intuition handelt, zum mindesten
drei Dinge: erstens klare, präzise Formulierung des Problems, zweitens technisch
geschicktes und exaktes Beobachten respektive Experimentieren, im Freien, im
Laboratorium oder im Museum, und endlich Kenntnis und Berücksichtigung dessen,
was frühere Forscher über das in Frage stehende Problem erreicht haben. Das
letztere, nämlich die Verarbeitung der erlangten Resultate mit dem bereits Be-
kannten, wird zwar, ebenso wie die sprachliche Formulierung der Problemstellung
und des Gefundenen, häufig gerade in den modernen Naturwissenschaften als etwas
Nebensächliches betrachtet, ist es indes nicht, was sowohl die Betrachtung der
Wissenschaftsgeschichte beweist, als auch der klare Blick geborener Organisatoren
im Gebiet der Naturwissenschaft von jeher deutlich erkannt hat.
Den erwähnten geschichtlichen Beweis erbringt die Tatsache, daß die Natur-
forscher überall dort am glücklichsten und originellsten gewirkt haben, wo sie zu
dem durch Tradition übernommenen Bestand von Kenntnissen bewußt das hinzu-
gefügt haben, was sie selbst zu beobachten und festzustellen in der Lage waren.
Ein großes eindrucksvolles Beispiel dafür ist jene Epoche der Renaissance, die
gerade als die Wiegezeit der modernen Naturwissenschaft betrachtet wird, und
deren einer Hauptgewinn der war, daß im 16. Jahrhundert europäische Binnen-
forscher und Entdecker ferner Weltteile ganz neue Feststellungen und Beobach-
tungen zu dem Kontingent von Erfahrungen hinzufügten, das von den Alten haupt-
sächlich am Mittelmeer gesammelt und durch die Humanisten überliefert worden
war. Durch solches Nebeneinanderhalten von Altem und Neuem entstanden nicht
nur Mehrung der Gesamtkenntnisse, sondern infolge Vergleiches der ganz verschie-
denen Gebieten entstammenden Materialien auchVerallgemeinerungsmöglichkeiten,
Fehlerkorrekturen und in reichstem Maße neue Probleme1.
Ein Beispiel für die klare Erkenntnis dieser Zusammenhänge durch einen ein-
zelnen, großzügigen Organisator moderner naturwissenschaftlicher Arbeit bietet
etwa das Vorgehen Anton Dohrns, der bald nach der Gründung der Zoologischen
Station in Neapel die Notwendigkeit der Schaffung eines bibliographischen Hilfs-
mittels für die von ihm neu inspirierte Forschungseinrichtung erkannte und den
Neapler „Zoologischen Jahresbericht“ ins Leben rief. Ebenso hat sich z. B. Pro-
fessor Arnold Lang in Zürich sehr häufig über die dringende Notwendigkeit guter
bibliographischer Hilfsmittel für das Zustandebringen gesunder Forschung in der
Biologie ausgesprochen.
Die Schwierigkeit, sich ein Bild zu machen von dem, was andere vorher über
ein bestimmtes Gebiet oder Teilgebiet gearbeitet haben, war in der Tat im Laufe
1 Vgl. dazu: Strohl, „Naturwissenschaft und Bücherwesen“, Vierteljahrsschr. d. Natur-
forsch. Gesellschaft Zürich, Jahrg. 72, 1927.
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