DAS TAUNUS-OBSERVATORIUM
DES PHYSIKALISCHEN VEREINS
Von
Dr. franz linke
o. ö. Professor an der Universität Frankfurt a. M.
Direktor des Taunus-Observatoriums zu Feldberg im Taunus
DAS Taunusgebirge, das sich nördlich des unteren Mainlaufes etwa von Süd-
südwest nach Nordnordost hinzieht und im steilen Aufsteigen bis 880 m die
Mainebene um fast 800 m überhöht, ist schon seit 100 Jahren von Mitgliedern des
Physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. zu gelegentlichen meteorologischen Beob-
achtungen benutzt worden. Durch ein Vermächtnis des langjährigen meteorolo-
gischen Beobachters, Professor Julius Ziegler, wurde im Jahre 1903 auf dem
Gipfel des Großen Feldbergs bereits eine Meteorologische Station II. Ordnung ge-
gründet, so daß seit dieser Zeit — abgesehen von älteren Niederschlagsbeobach-
tungen — lückenlose klimatologische Daten vorliegen.
Als jedoch der Physikalische Verein, dessen physikalische Abteilung bislang die
meteorologischen Arbeiten betrieben hatte, sich im Jahre 1906 entschloß, ein be-
sonderes Meteorologisches Institut zu gründen, das dann bei Gründung der Uni-
versität als „Universitätsinstitut für Meteorologie und Geophysik“ übernommen
wurde, betrieben die jeweiligen Leiter dieses Instituts, zunächst Professor Dr. Kurt
Wegener, seit 1908 der Referent, die Gründung eines allen Ansprüchen an wissen-
schaftliche Forschung genügenden Observatoriums auf dem höchsten Gipfel des
Taunus, dem Feldberge.
Den Anlaß gab besonders der Durchgang der Erde durch den Schweif des
HALLEYschen Kometen im Mai 1910, dessen merkwürdige geophysikalischen
Folgeerscheinungen vom Großen Feldberg einwandfrei beobachtet werden konn-
ten. Der damalige Vorsitzende des Physikalischen Vereins, Professor Dr.-Ing.
Eugen Hartmann, der Mitbegründer der rühmlichst bekannten Fabrik für Prä-
zisionsmeßinstrumente Hartmann & Braun in Frankfurt a. M., der schon vor
Jahren dieses Bedürfnis erkannt hatte, nahm sich der Angelegenheit an, vom Vor-
sitzenden des Meteorologischen Ausschusses, Professor Dr. Wilhelm Boller,
wirkungsvoll unterstützt.
Ein Versuch, staatliche Beiträge zu bekommen, schlug fehl, und wie gewöhnlich
war Frankfurt wieder auf die freiwillige Mithilfe seiner Bürger angewiesen, die
dann auch binnen einem Jahre die nötigen Mittel zusammenbrachten, so daß die
Arbeiten des neuen Observatoriums schon im Herbst 1912 aufgenommen werden
konnten.
Von der großen Reihe der Stifter soll hier nur Frau Baronin Antonie v.Reinach
erwähnt werden, die das Andenken an ihren verstorbenen Gatten, den Privat-
gelehrten und Taunusgeologen Dr. Albert v. Reinach, durch Gründung einer
Erdbebenwarte und Stiftung eines Wohnhauses und weiterer erheblicher Mittel
für die Herrichtung des Geländes ehrte. Im ganzen sind etwa Rm. 200 000.—- auf-
gebracht.
Als geeigneter Platz des Observatoriums wurde die Kuppe des Kleinen Feld-
bergs von 10^2 ha Ausmaß gewählt und von der Preußischen Forstverwaltung
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DES PHYSIKALISCHEN VEREINS
Von
Dr. franz linke
o. ö. Professor an der Universität Frankfurt a. M.
Direktor des Taunus-Observatoriums zu Feldberg im Taunus
DAS Taunusgebirge, das sich nördlich des unteren Mainlaufes etwa von Süd-
südwest nach Nordnordost hinzieht und im steilen Aufsteigen bis 880 m die
Mainebene um fast 800 m überhöht, ist schon seit 100 Jahren von Mitgliedern des
Physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. zu gelegentlichen meteorologischen Beob-
achtungen benutzt worden. Durch ein Vermächtnis des langjährigen meteorolo-
gischen Beobachters, Professor Julius Ziegler, wurde im Jahre 1903 auf dem
Gipfel des Großen Feldbergs bereits eine Meteorologische Station II. Ordnung ge-
gründet, so daß seit dieser Zeit — abgesehen von älteren Niederschlagsbeobach-
tungen — lückenlose klimatologische Daten vorliegen.
Als jedoch der Physikalische Verein, dessen physikalische Abteilung bislang die
meteorologischen Arbeiten betrieben hatte, sich im Jahre 1906 entschloß, ein be-
sonderes Meteorologisches Institut zu gründen, das dann bei Gründung der Uni-
versität als „Universitätsinstitut für Meteorologie und Geophysik“ übernommen
wurde, betrieben die jeweiligen Leiter dieses Instituts, zunächst Professor Dr. Kurt
Wegener, seit 1908 der Referent, die Gründung eines allen Ansprüchen an wissen-
schaftliche Forschung genügenden Observatoriums auf dem höchsten Gipfel des
Taunus, dem Feldberge.
Den Anlaß gab besonders der Durchgang der Erde durch den Schweif des
HALLEYschen Kometen im Mai 1910, dessen merkwürdige geophysikalischen
Folgeerscheinungen vom Großen Feldberg einwandfrei beobachtet werden konn-
ten. Der damalige Vorsitzende des Physikalischen Vereins, Professor Dr.-Ing.
Eugen Hartmann, der Mitbegründer der rühmlichst bekannten Fabrik für Prä-
zisionsmeßinstrumente Hartmann & Braun in Frankfurt a. M., der schon vor
Jahren dieses Bedürfnis erkannt hatte, nahm sich der Angelegenheit an, vom Vor-
sitzenden des Meteorologischen Ausschusses, Professor Dr. Wilhelm Boller,
wirkungsvoll unterstützt.
Ein Versuch, staatliche Beiträge zu bekommen, schlug fehl, und wie gewöhnlich
war Frankfurt wieder auf die freiwillige Mithilfe seiner Bürger angewiesen, die
dann auch binnen einem Jahre die nötigen Mittel zusammenbrachten, so daß die
Arbeiten des neuen Observatoriums schon im Herbst 1912 aufgenommen werden
konnten.
Von der großen Reihe der Stifter soll hier nur Frau Baronin Antonie v.Reinach
erwähnt werden, die das Andenken an ihren verstorbenen Gatten, den Privat-
gelehrten und Taunusgeologen Dr. Albert v. Reinach, durch Gründung einer
Erdbebenwarte und Stiftung eines Wohnhauses und weiterer erheblicher Mittel
für die Herrichtung des Geländes ehrte. Im ganzen sind etwa Rm. 200 000.—- auf-
gebracht.
Als geeigneter Platz des Observatoriums wurde die Kuppe des Kleinen Feld-
bergs von 10^2 ha Ausmaß gewählt und von der Preußischen Forstverwaltung
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