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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

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Linke, Franz: Das Taunus-Observatorium des Physikalischen Vereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0188

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erpachtet. Der höchste Punkt liegt 826 m über dem Meeresspiegel, während der
1^2 km nordnordöstlich gelegene Große Feldberg diese Kuppe noch um 62 m über-
ragt. Der schlagreife Hochwald von mehr als 100jährigen Tannen und Fichten,
der das Gelände bedeckte, fiel; eine kreisrunde Lichtung, konzentrisch zu der
Kuppe, von etwa 150 m Halbmesser wurde geschaffen, die sich durch Windbruch
nach Südwesten hin allmählich erweiterte. Nachdem während des Ruhrkampfes
die französische Besatzung den Hochwald außerhalb des Geländes des Observa-
toriums fast ringsherum niedergeschlagen hat, rahmt ein ringförmiger Hochwald-
streifen das Observatoriumsgelände ein und schafft für die Bewohner und ihre
Arbeiten einen sehr wichtigen Windschutz.
Das Arbeitsprogramm des Taunus-Observatoriums war von Anfang an sehr
weit gesteckt: Es sollten alle geophysikalischen Disziplinen hier oben gepflegt
werden und nacheinander entstehen nach Maßgabe der vorhandenen Mittel. Ja,
bei der im August 1913 erfolgten offiziellen Einweihung des Observatoriums wurde
von Professor Hartmann sogar der Plan eines Astrophysikalischen Observatoriums
aufgeworfen, der auch sicherlich zur Tat geworden wäre, wenn nicht der ehemals
so reichen und für wissenschaftliche Stiftungen stets bereiten Bürgerschaft durch
den unglücklichen Ausgang des Krieges ihre Gebefreudigkeit arg beschränkt wäre.
So konnten bisher nur folgende Abteilungen eingerichtet werden: Die schon
genannte Erdbebenwarte, die den Namen Albert v. Reinachs trägt, ein meteoro-
logisches Observatorium I. Ordnung mit Registrierapparaten für alle in Betracht
kommenden Elemente, eine aerologische Station zur Erforschung der hohen Luft-
schichten mit Drachen, Fesselballonen, Registrierballonen und Pilotballonen und
— nach dem Kriege — eine Abteilung für Sonnen- und Himmelsstrahlung. Vor-
übergehend wurden auch luftelektrische Beobachtungen und Registrierungen
angestellt.

DIE VON REINACH’SCHE ERDBEBENWARTE
Die Erdbebenwarte enthält ein photographisch registrierendes Horizontalpendel
nach Galitzin, ein mechanisch registrierendes Horizontalpendel nach Mainka
und ein kleines WiECHERTsches Vertikalpendel. Diese Instrumente sind in einem
Doppelhause aufgestellt, dessen innerer Raum in den Quarzitfelsen eingesprengt
ist, so daß die Seismographen auf dem gewachsenen Felsen des uralten Quarzit-
sockels des Taunus fundiert werden konnten. Zwischen dem äußeren und dem
inneren Hause, die voneinander unabhängig sind, befindet sich ein breiter Gang,
der die im Innern aufgestellten Apparate gegen schnelle Temperaturschwankungen
und Winderschütterungen vortrefflich schützt. Eine Heizung brauchte nicht vor-
gesehen zu werden. Mit Ausnahme der Frühlingsmonate läßt sich die Feuchtigkeit
auch ohne künstliche Trocknung so niedrig halten, daß die empfindlichen Re-
gistrierapparate ungestört arbeiten können. Ein kleiner Teil des inneren Raumes
ist für photographische Registrierungen abgeteilt.
Über die Arbeiten dieser Erdbebenwarte erscheinen regelmäßig Berichte, die
den seismischen Instituten der ganzen Welt zugesandt werden.
Günstig für die seismischen Arbeiten ist der verhältnismäßig geringe Betrag
der durch die Brandung des Meeres an steilen Küsten hervorgerufenen sogenann-
ten „Brandungsbewegungen des Bodens". Erdbebenwarten, die auf Sand oder
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