DAS KAISER WILHELM-INSTITUT
FÜR MEDIZINISCHE FORSCHUNG IN HEIDELBERG
Von
Geheimrat Dr. LUDOLF VON KREHL
o. ö. Professor der Medizin zu Heidelberg
Direktor des Kaiser Wilhelm-Instituts für medizinische Forschung in Heidelberg
DAS Heidelberger Forschungsinstitut wurde gegründet mit der Aufgabe, die
medizinische Forschung in jeder Weise und nach allen Richtungen hin zu
fördern. Als Naturwissenschaft ist die Medizin ein Teil der Biologie. Für sich ist
die Medizin etwas Besonderes, eine eigene Wissenschaft, denn sie arbeitet mit Be-
trachtungs- und Untersuchungsformen, die ihr eigentümlich sind. Aber mit ihnen
arbeitet sie gewissermaßen nicht von Anfang an, nicht von vornherein, sondern
diese der Medizin eigentümliche Arbeits- und Betrachtungsform ist erst die Krö-
nung eines Baues, der auf ganz andern Grundmauern errichtet ist und errichtet
sein muß, soll er nicht zusammenfallen.
Das Heidelberger Institut erstellt zunächst die Fundamente, auf denen jede
Form von Biologie stehen muß, das sind Physik, Chemie und Physiologie. Diese
drei Eckpfeiler sind in unserm Institut da, und — was als das Allerwichtigste er-
scheint -— es ist der weitblickenden Leitung der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft gelun-
gen, für die drei Institute, die diese drei Eckpfeiler der Medizin bilden, je einen Phy-
siker, einen Chemiker, einen Physiologen ersten Ranges zu gewinnen. Jeder dieser
Forscher hat für sich ein Institut, das für die Forschungsaufgaben jedes Faches
mit allen modernen Hilfsmitteln und Beobachtungsmöglichkeiten ausgestattet ist.
Diese drei Laboratorien sind völlig voneinander getrennt. Jedes ist für sich selb-
ständig unter eigener Verwaltung mit eigenen Mitteln und mit freier Verwendung
des bis zu einer gewissen Höhe festgesetzten Etats. Innerhalb dieser Summe ist
für jeden der drei Direktoren jede Freiheit da. Assistenten und Hilfskraftstellen
sind nicht fest normiert, sondern innerhalb der gewährten Summe, die natürlich
streng eingehalten werden muß, hat jeder Institutsleiter jede Freiheit: er kann sich
die Hilfskräfte nach freiem Ermessen anstellen. Das ist für die wechselnden Auf-
gaben. die die Biologie an ihre Grundwissenschaften stellt, von außerordentlichem
Vorteil, weil man auf diese Weise für verschiedene Aufgaben wechselnden An-
forderungen nachzukommen imstande ist.
Alle drei Institute sind also für die Arbeit streng voneinander getrennt, aber
sie liegen Tür an Tür in dem gleichen Hause unter einem Dache. Dadurch und
durch die gemeinsame, schöne und große Bücherei sind sie innig miteinander ver-
bunden. Die gemeinsame Verwaltung der allgemeinen Angelegenheiten des gemein-
samen Hauses ist auf den tunlichst kleinen Umfang beschränkt, zur Vermeidung
jedes nicht unbedingt notwendigen Aufwandes an Menschen und Geld.
Die Beziehungen der drei Institute zueinander und zur Medizin, auf denen ja
allein Bedeutung und spezifische Aufgaben dieses Forschungsinstituts beruhen,
sind noch durch weitere Maßnahmen geschaffen. Ein Kliniker erhält ein Labora-
torium für pathologische Physiologie, welches das vierte Teilinstitut bildet. Durch
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FÜR MEDIZINISCHE FORSCHUNG IN HEIDELBERG
Von
Geheimrat Dr. LUDOLF VON KREHL
o. ö. Professor der Medizin zu Heidelberg
Direktor des Kaiser Wilhelm-Instituts für medizinische Forschung in Heidelberg
DAS Heidelberger Forschungsinstitut wurde gegründet mit der Aufgabe, die
medizinische Forschung in jeder Weise und nach allen Richtungen hin zu
fördern. Als Naturwissenschaft ist die Medizin ein Teil der Biologie. Für sich ist
die Medizin etwas Besonderes, eine eigene Wissenschaft, denn sie arbeitet mit Be-
trachtungs- und Untersuchungsformen, die ihr eigentümlich sind. Aber mit ihnen
arbeitet sie gewissermaßen nicht von Anfang an, nicht von vornherein, sondern
diese der Medizin eigentümliche Arbeits- und Betrachtungsform ist erst die Krö-
nung eines Baues, der auf ganz andern Grundmauern errichtet ist und errichtet
sein muß, soll er nicht zusammenfallen.
Das Heidelberger Institut erstellt zunächst die Fundamente, auf denen jede
Form von Biologie stehen muß, das sind Physik, Chemie und Physiologie. Diese
drei Eckpfeiler sind in unserm Institut da, und — was als das Allerwichtigste er-
scheint -— es ist der weitblickenden Leitung der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft gelun-
gen, für die drei Institute, die diese drei Eckpfeiler der Medizin bilden, je einen Phy-
siker, einen Chemiker, einen Physiologen ersten Ranges zu gewinnen. Jeder dieser
Forscher hat für sich ein Institut, das für die Forschungsaufgaben jedes Faches
mit allen modernen Hilfsmitteln und Beobachtungsmöglichkeiten ausgestattet ist.
Diese drei Laboratorien sind völlig voneinander getrennt. Jedes ist für sich selb-
ständig unter eigener Verwaltung mit eigenen Mitteln und mit freier Verwendung
des bis zu einer gewissen Höhe festgesetzten Etats. Innerhalb dieser Summe ist
für jeden der drei Direktoren jede Freiheit da. Assistenten und Hilfskraftstellen
sind nicht fest normiert, sondern innerhalb der gewährten Summe, die natürlich
streng eingehalten werden muß, hat jeder Institutsleiter jede Freiheit: er kann sich
die Hilfskräfte nach freiem Ermessen anstellen. Das ist für die wechselnden Auf-
gaben. die die Biologie an ihre Grundwissenschaften stellt, von außerordentlichem
Vorteil, weil man auf diese Weise für verschiedene Aufgaben wechselnden An-
forderungen nachzukommen imstande ist.
Alle drei Institute sind also für die Arbeit streng voneinander getrennt, aber
sie liegen Tür an Tür in dem gleichen Hause unter einem Dache. Dadurch und
durch die gemeinsame, schöne und große Bücherei sind sie innig miteinander ver-
bunden. Die gemeinsame Verwaltung der allgemeinen Angelegenheiten des gemein-
samen Hauses ist auf den tunlichst kleinen Umfang beschränkt, zur Vermeidung
jedes nicht unbedingt notwendigen Aufwandes an Menschen und Geld.
Die Beziehungen der drei Institute zueinander und zur Medizin, auf denen ja
allein Bedeutung und spezifische Aufgaben dieses Forschungsinstituts beruhen,
sind noch durch weitere Maßnahmen geschaffen. Ein Kliniker erhält ein Labora-
torium für pathologische Physiologie, welches das vierte Teilinstitut bildet. Durch
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