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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

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Hofmann, Fritz: Das Schlesische Kohlenforschungsinstitut der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0281

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DAS SCHLESISCHE KOHLENFORSCHUNGSINSTITUT
DER KAISER WILHELM-GESELLSCHAFT
Von
Professor Dr. phil. Dr. med. h. c. FRITZ HOFMANN
Direktor des Schlesischen Kohlenforschungsinstituts der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft in Breslau
DAS Schlesische Kohlenforschungsinstitut der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft zu
Breslau besteht seit dem 1. Oktober 1918. Um auch dem deutschen Osten mit
seinen reichen Kohlenlagerstätten eine wissenschaftliche Zentrale der chemischen
Kohlenforschung zu bereiten, stiftete der schlesische Großindustrielle Geheimrat
Fritz von Friedländer-Fuld 3 Millionen Mark und erbat vom Senat der Kaiser
Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften die Errichtung eines
schlesischen Kohlenforschungsinstituts. Zum gleichen Zwecke schenkte die Stadt
Breslau ein wertvolles Grundstück mit Gartenhaus und stand auch sonst der jungen
Gründung mit Rat und Tat durch ihren Stadtkämmerer Dr. jur. Georg Friedel
zur Seite.
In den schweren Nachkriegs- und Inflationsjahren ging das Stiftungskapital fast
restlos verloren. Das tatkräftige Eintreten der drei schlesischen Kohlensyndikate
sowie der Stadt Breslau sicherte jedoch den Weiterbestand der jungen Forschungs-
stätte, welcher weder Reich noch Preußen Hilfe gewähren konnten. Aus den Bei-
trägen der Waldenburger, Gleiwitzer und Kattowitzer Kohlenkonventionen ist das
Institut bis Ablauf des Jahres 1929 fast ausschließlich unterhalten worden. Leider
wird sich ab 1. Januar 1930 der Kreis dieser Alimentatoren durch das Ausscheiden
der meisten polnischen Verwaltungen erheblich verringern, wodurch das Institut
schwere Einbuße erleidet. Dankbar muß aber hervorgehoben werden, daß außer
den niederschlesischen und deutsch-oberschlesischen Werken auch weiterhin eine
Anzahl der ost-oberschlesischen Grubenverwaltungen treu zu seinem Forschungs-
institut stehen wird.
Die ersten Arbeitsjahre fielen in die schwere Zeit des deutschen Zusammen-
bruches, wo Materialmangel und Streiks die Errichtung eines Neubaues unmöglich
machten. Daß das Institut trotzdem seine Arbeit aufnehmen und fördern konnte,
hatte es dem großen Entgegenkommen der technischen Hochschule zu danken,
welche ihm jahrelang gastliche Aufnahme in ihren Räumen gewährte. Seit Frühjahr
1922 wirkt es auf eigenem Grunde und konnte im Laufe der Jahre seine anfangs
recht bescheidenen Anlagen mehr und mehr ausbauen und auf die nötige technische
Höhe bringen. Tätig sind im Institut neben dem Direktor als Assistenten mehrere
Chemiker und ein Physiker samt dem Hilfs- und Werkstattpersonal. Auch auslän-
dische Gelehrte beherbergte das Institut als Gäste und gab Doktoranden die Mög-
lichkeit, die experimentellen Unterlagen für ihre Dissertation zu gewinnen.
Arbeiten an der Aufklärung des Chemismus der Steinkohlen und an der Ver-
edelung der Kohlenschätze stellen das wichtigste Programm dieser Forschungs-
stätte dar.
Zur Förderung des für unsere Zeit besonders wichtigen Problems der Über-
führung von Kohle oder ihren Derivaten in technisch wertvolle Öle, zur Verfeine-
rung des Kokerei- und Schwelprozesses, zur Emanzipation der Steinkohlenbriket-

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