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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

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Steinmann, Ernst: Die Bibliotheca Hertziana der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0375

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DIE BIBLIOTHECA HERTZIANA
DER KAISER WILHELM-GESELLSCHAFT
ZUR FÖRDERUNG DER WISSENSCHAFTEN IN ROM
Von
Professor Dr. ERNST STEINMANN
Direktor der Bibliotheca Hertziana in Rom
DIE Bibliotheca Hertziana wurde im Oktober 1912 gelegentlich des Internatio-
nalen Kunsthistorischen Kongresses in Rom der kunstgeschichtlichen Forschung
zugänglich gemacht. Der Gedanke, den Palazzo Zuccari als eine Forschungsstätte
herzurichten, hatte Henriette Hertz seit mehr als zehn Jahren beschäftigt. Sie
hatte den Palast mit seinen anliegenden Gebäuden in den Jahren 1904 und 1905
käuflich erworben und mit Hilfe ihrer Freunde, des Chemikers Ludwig Mond und
seiner Gattin, von Grund aus wiederherstellen lassen.
Der Bau des Hauses war im Jahre 1591 von dem damals schon berühmten Maler
Federigo Zuccari begonnen worden, der das unvollendete Gebäude in seinem Testa-
ment als eine Akademie für Maler, Bildhauer und Architekten von jenseits der Alpen
bestimmt hatte. Das Haus hat in den nächsten Jahrhunderten eine sehr wechsel-
volle Geschichte gehabt. Es diente zeitweise als Aufenthalt der Königin Casimira
von Polen, deren Wappen und Namenszüge noch heute mehrfach erhalten sind, hat
dann vor allem auch im 18. Jahrhundert Männern wie Winckelmann, dem Maler
Reinhart, dem Historiker Ludwig Fernow und anderen als Wohnstätte gedient.
Auch Goethe ist im Palazzo Zuccari aus- und eingegangen, um den Rat Reiffen-
stein aufzusuchen, der im Jahre 1786 die Räume des Erdgeschosses bewohnte, die
heute der Bibliothek dienen.
Im Jahre 1815 ließ der Generalkonsul I. S. Mendelssohn-Bartholdy von den
Malern Veit, Overbeck, Cornelius und Schadow einen Raum mit den Fresken
der Geschichte Josefs schmücken, die 1887 in die Berliner Nationalgalerie über-
führt wurden.
Den Bestimmungen der Stifterin gemäß galt es zunächst, eine kunstgeschicht-
liche Bibliothek anzulegen, die allen Kunstgelehrten, gleichviel welcher Nation, zu
möglichst freier Verfügung gestellt werden sollte. Anfangs wurde vor allen Dingen
die Geschichte und Kunstgeschichte der italienischen Renaissance gesammelt, aber
bald sah man ein, daß es notwendig war, das Gebiet zu erweitern, wollte man zu
einer wirklich fruchtbringenden Auswirkung des neuen Instituts gelangen. Es sind
in den achtzehn Jahren, die das Institut heute besteht, die Papstgeschichte, die Ge-
schichte Italiens überhaupt und die Geschichte der einzelnen Länder und Städte in
den Bereich von Forschung und Sammlung hineinbezogen worden. Da das Archäo-
logische Institut aufgehört hatte, die sogenannte Platneriana fortzusetzen, die einzig-
artige topographische Sammlung der Geschichte und Kunstgeschichte von ganz
Italien, so fiel der Bibliotheca Hertziana von selbst die Aufgabe zu, dies Gebiet zu be-
arbeiten. Auf dem Gebiete der Lokalforschung steht natürlich die Stadt Rom im
Mittelpunkte, und es wurde versucht, eine möglichst vollständige Sammlung der
Literatur über die Denkmäler des christlichen Zeitalters anzulegen, der Kirchen, der
Paläste, der Museen und Galerien. Hieran schloß sich dann noch ohne weiteres die

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