DAS TIERÄRZTLICHE STAATSINSTITUT VON
NIEDERLÄNDISCH-INDIEN IN BUITENZORG (JAVA)
Von
Dr. c. bubberman
Direktor des Tierärztlichen Staatsinstituts in Buitenzorg
DIE Mannigfaltigkeit der Materie sowie die Menge der zu lösenden spezifischen
Probleme sichern den tropischen Forschungsinstituten ganz gewiß einen ersten
Platz in der Reihe derartiger wissenschaftlicher Einrichtungen. Ihre Aufgaben
können überaus vielseitig sein. Neben der Arbeit am fortwährenden Ausbau der
bereits gewonnenen Resultate und der Vervollkommnung des Geschaffenen ist es
vor allem die Erforschung des Neulandes, die zu den Obliegenheiten dieser In-
stitute zählt.
Zieht man einen engeren Kreis, der die medizinischen und tiermedizinischen
Institute und Laboratorien der warmen Länder umfaßt, so darf man wohl be-
haupten, daß es oft eine gebieterische Notwendigkeit war, die die Regierungen
der betreffenden Länder veranlaßte, schon früh zur Errichtung dieser für Land
und Volk so überaus wichtigen Anstalten zu schreiten, wobei auch der jüngeren
Schwester der Medizin, der Tiermedizin, gewaltige Aufgaben zufielen.
In Gebieten mit wenig Ackerbau und Plantagenbetrieb ist es meistens der Vieh-
bestand, der fast das ganze Vermögen und den Wohlstand der europäischen und
vor allem der eingeborenen Bevölkerung repräsentiert. Schädigungen der Vieh-
zucht durch Seuchen können zu Katastrophen wie Hungersnöte führen, wovon
uns die Züge der Rinderpest in Afrika und Asien erschreckende Beispiele geliefert
haben. Gerade die Erfolge bei der Bekämpfung dieser Seuche zeigen so recht den
Nutzen und die Notwendigkeit der tierärztlichen Institute in Ländern mit großer
Viehzucht, denen ein Neuausbruch der Rinderpest zum wirtschaftlichen Verhäng-
nis werden könnte. Darum haben auch große Männer wie R. Koch bei den Regie-
rungen (Südafrika, Britisch-Indien), die ihren Rat und auch ihre persönliche
tatkräftige Hilfe einholten, stets auf die Wichtigkeit der Errichtung solcher fach-
wissenschaftlicher Anstalten hingewiesen.
Grundlegend für die tiermedizinischen Einrichtungen der tropischen Länder
war fast ausschließlich eine reine Zweckmäßigkeit, die auch beim weiteren Ausbau
dieser Institute ihrer Organisation die Richtung gab.
In erster Linie gilt wohl die Erforschung der Tierseuchen und ihre Bekämpfung
als eine der Hauptaufgaben. Wenn hier im allgemeinen die rein tropischen Krank-
heiten in den Vordergrund der Forschung treten, so bilden doch diejenigen Krank-
heiten und Seuchen, die auch in den gemäßigten Zonen vorkommen, ebenfalls
einen wesentlichen Teil des Arbeitsgebietes. Dabei ist weniger die Forschung im
engeren Sinne, als vielmehr der Ausbau praktischer Bekämpfungsmaßnahmen das
zu lösende Problem. Es ist z. B. manchmal unmöglich, etwas kompliziertere, Erfolg
versprechende Impfmethoden zu übernehmen, weil sie eben einfach bei den oft
primitiven Verhältnissen von Land und Leuten, wo ein Verständnis für tierärzt-
liches Eingreifen mangelt oder sogar skeptisch beschaut wird, nicht oder nur
II, 45.
707
NIEDERLÄNDISCH-INDIEN IN BUITENZORG (JAVA)
Von
Dr. c. bubberman
Direktor des Tierärztlichen Staatsinstituts in Buitenzorg
DIE Mannigfaltigkeit der Materie sowie die Menge der zu lösenden spezifischen
Probleme sichern den tropischen Forschungsinstituten ganz gewiß einen ersten
Platz in der Reihe derartiger wissenschaftlicher Einrichtungen. Ihre Aufgaben
können überaus vielseitig sein. Neben der Arbeit am fortwährenden Ausbau der
bereits gewonnenen Resultate und der Vervollkommnung des Geschaffenen ist es
vor allem die Erforschung des Neulandes, die zu den Obliegenheiten dieser In-
stitute zählt.
Zieht man einen engeren Kreis, der die medizinischen und tiermedizinischen
Institute und Laboratorien der warmen Länder umfaßt, so darf man wohl be-
haupten, daß es oft eine gebieterische Notwendigkeit war, die die Regierungen
der betreffenden Länder veranlaßte, schon früh zur Errichtung dieser für Land
und Volk so überaus wichtigen Anstalten zu schreiten, wobei auch der jüngeren
Schwester der Medizin, der Tiermedizin, gewaltige Aufgaben zufielen.
In Gebieten mit wenig Ackerbau und Plantagenbetrieb ist es meistens der Vieh-
bestand, der fast das ganze Vermögen und den Wohlstand der europäischen und
vor allem der eingeborenen Bevölkerung repräsentiert. Schädigungen der Vieh-
zucht durch Seuchen können zu Katastrophen wie Hungersnöte führen, wovon
uns die Züge der Rinderpest in Afrika und Asien erschreckende Beispiele geliefert
haben. Gerade die Erfolge bei der Bekämpfung dieser Seuche zeigen so recht den
Nutzen und die Notwendigkeit der tierärztlichen Institute in Ländern mit großer
Viehzucht, denen ein Neuausbruch der Rinderpest zum wirtschaftlichen Verhäng-
nis werden könnte. Darum haben auch große Männer wie R. Koch bei den Regie-
rungen (Südafrika, Britisch-Indien), die ihren Rat und auch ihre persönliche
tatkräftige Hilfe einholten, stets auf die Wichtigkeit der Errichtung solcher fach-
wissenschaftlicher Anstalten hingewiesen.
Grundlegend für die tiermedizinischen Einrichtungen der tropischen Länder
war fast ausschließlich eine reine Zweckmäßigkeit, die auch beim weiteren Ausbau
dieser Institute ihrer Organisation die Richtung gab.
In erster Linie gilt wohl die Erforschung der Tierseuchen und ihre Bekämpfung
als eine der Hauptaufgaben. Wenn hier im allgemeinen die rein tropischen Krank-
heiten in den Vordergrund der Forschung treten, so bilden doch diejenigen Krank-
heiten und Seuchen, die auch in den gemäßigten Zonen vorkommen, ebenfalls
einen wesentlichen Teil des Arbeitsgebietes. Dabei ist weniger die Forschung im
engeren Sinne, als vielmehr der Ausbau praktischer Bekämpfungsmaßnahmen das
zu lösende Problem. Es ist z. B. manchmal unmöglich, etwas kompliziertere, Erfolg
versprechende Impfmethoden zu übernehmen, weil sie eben einfach bei den oft
primitiven Verhältnissen von Land und Leuten, wo ein Verständnis für tierärzt-
liches Eingreifen mangelt oder sogar skeptisch beschaut wird, nicht oder nur
II, 45.
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