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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

DOI Artikel:
Pender, Herdman R.: Wissenschaftliche Forschung und Forschungsinstitute in England
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0564

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WISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNG
UND FORSCHUNGSINSTITUTE IN ENGLAND
Von
R. HERDMAN PENDER, M. A.
Lektor an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin
la.
DIE Probleme dieses ganzen Werkes „Forschungseinrichtungen, die nicht aus der
Lehre erwachsen und daher auch nicht zwangsläufig mit ihr verknüpft sind“,
lassen eine Reihe von Fragen auf tauchen:
Wenn es zwei Arten von wissenschaftlichen Instituten gibt, gibt es dann auch
zwei Arten von Wissenschaft? Wenn ja, worin liegt der Unterschied? Besteht
er grundsätzlich oder nur zufällig? Können die Forschungsinstitute von den
Universitätsinstituten nach der an ihnen betriebenen Art von Wissenschaft
unterschieden werden? Warum ist solche Unterscheidung heute schwieriger als
früher?
Eine kurze Betrachtung über Wesen und Entwicklung derjenigen geistigen Strö-
mungen, die zur Gründung von Forschungsinstituten geführt haben, ist eine not-
wendige Voraussetzung, um ein Bild von der Geschichte der Forschung in England
geben zu können, die umgekehrt als konkretes Beispiel für die allgemeinen Grund-
sätze dienen kann.
Ib.
Es ist kaum zu bestreiten, daß die beiden verschiedenen Arten von wissenschaft-
lichen Instituten zwei Begriffen von Wissenschaft entsprechen. Typisch ist es, daß
man in England gewöhnlich „Forschung“ gleichsetzt mit Naturwissenschaft;
„Wissenschaft“ wiederum bezieht sich nur auf die reine Physik. Das ist in Frank-
reich und in Deutschland nicht in gleichem Maße der Fall, doch kann
man sagen, daß auch in diesen Ländern von „Forschung“ nur da gesprochen
wird, wo naturwissenschaftliche Normen und Methoden zur Anwendung kommen.
Die extrem entgegengesetzte Form des Wissens stellt das religiöse Dogma dar.
Wissenschaft und Glaube sind zwei verschiedene Arten des Wissens. Das erklärt
die heftigen Kämpfe zwischen beiden während des letzten Jahrhunderts in Eng-
land. Heute sind wir uns der Tatsache dieses Gegensatzes nicht mehr so bewußt,
hauptsächlich darum nicht, weil die Wissenschaft den Sieg davongetragen hat und
der Glaube an die Dogmen, die Anerkennung der Dogmen als Wahrheit und damit
als Wissenschaft außerordentlich zurückging; zum Teil ist das Bewußtsein dieses
Gegensatzes von Glaube und Wissen aber auch deshalb so undeutlich, weil die
anderen, nur weniger extremen Formen der gleichen Art von Wissen wie das der
religiösen Dogmen, die gesellschaftlichen Dogmen (z. B. die Konventionen und Prin-
zipien der Gesellschaft, wie sie in den Ritterakademien des 16. Jahrhunderts gelehrt
wurden), allgemein gar nicht für Wissen gehalten werden. Jedoch ist das Wissen
um die Konvention, ja sogar um die Mode, äußerst wichtig für eine bestimmte
Gruppe von Menschen und im Grunde dem Wissen, wie es das religiöse Dogma dar-

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