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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

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Fuchs, Walter: Das Kaiser Wilhelm-Institut für Kohlenforschung in Mülheim-Ruhr
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0275

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DAS KAISER WILHELM-INSTITUT
FÜR KOHLENFORSCHUNG IN MÜLHEIM-RUHR
Von
Dr. WALTER FUCHS
Abteilungsvorsteher am Kaiser Wilhelm-Institut für Kohlenforschung
Mülheim - Ruhr
DAS Institut wurde in den Jahren 1913—1914 nach den Plänen des zum Direktor
bestimmten Prof. Dr. Franz Fischer als drittes der Kaiser Wilhelm-Institute
erbaut. Emil Fischer, der große deutsche organische Chemiker, hatte sich lebhaft
für die Errichtung gerade dieses Instituts im westdeutschen Industriegebiet ein-
gesetzt; und die rheinisch-westfälische Industrie brachte ihm von vornherein großes
Interesse entgegen. Diese beiden Umstände eröffneten günstige Aussichten für die
Entwicklung des neuen Instituts.
Zur Zeit der Gründung des Instituts waren Kohlenforschung und Kohlenkunde
noch keineswegs so ausgebildet wie heute. Aus dieser Tatsache erwuchsen dem
Direktor nicht nur sachliche, sondern weit mehr noch organisatorische und persön-
liche Aufgaben, die durch den Hinweis auf die Schwierigkeiten einerseits der Aus-
wahl und Heranbildung von Mitarbeitern, anderseits der dauernden Interessierung
der Industrie nur unvollkommen angedeutet sind.
Als Wahlspruch des Instituts hatte Emil Fischer „Die Vermehrung des inneren
Wertes der Kohle“ aufgestellt. Dabei hatte er gleich darauf hingewiesen, daß für
Fortschritte der Forschungsarbeit die Berücksichtigung aller Brennmaterialien, wie
Holz, Torf, Braunkohle und Steinkohle, sich nützlich erweisen könne. In der Tat
ist es im Institut immer so gehalten worden, daß die Untersuchungen stets in
möglichst breiter Front durchgeführt wurden.
Das Institut wurde am 27. Juli 1914 eingeweiht. Durch die Stürme der Kriegs-
und Nachkriegszeit konnte seine Entwicklung wohl gehemmt, aber nicht gehindert
werden. Gegenwärtig besteht das Institut aus einem Hauptgebäude mit drei Ge-
schossen, einem besonderen Hörsaal- und Sammlungsbau, einer Versuchsanlage
für Arbeiten im halbtechnischen Maßstabe sowie mehreren Wohngebäuden.
Was die räumliche Einteilung des Hauptgebäudes betrifft, so befinden sich im
Kellergeschoß die Heizungsanlage, die Werkstätten (Tischlerei, Schlosserei, Fein-
mechanik), Vorratsräume sowie Spezialräume besonders für Arbeiten, die geräusch-
voll oder auch gefährlich sind. Im Erdgeschoß befinden sich das Verwaltungs-
zimmer, die Bücherei, die Diensträume des Direktors, die Glasbläserei, eine Anzahl
von Laboratorien mit ihren Nebenräumen, wie Wägezimmer und Verbrennungs-
zimmer. Im Obergeschoß befinden sich weitere Laboratorien, Dunkelräume für
photographische Zwecke sowie ein kleiner Hörsaal.
Die persönliche Gliederung des Instituts ist durchaus frei beweglich gedacht; sie
ergibt sich im einzelnen aus der Absicht, die Erforschung der Kohle im weitesten
Umfange und mit den Mitteln aller irgendwie in Betracht kommenden Wissens-
zweige möglichst in der Richtung auf technische Fortschritte durchzuführen. Nach
Bedarf wurden Sonderabteilungen aufgelöst oder errichtet, Abteilungen, deren Ar-
beitsgebiet in großen Zügen vom Direktor bestimmt wird und die von einem Ab-

II, 17.

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