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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

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Rüdin, Ernst: Die Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie in München, Kaiser Wilhelm-Gesellschaft, ihre Geschichte, Organisation und Ziele
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0112

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DIE DEUTSCHE FORSCHUNGSANSTALT
FÜR PSYCHIATRIE IN MÜNCHEN, KAISER WILHELM-
GESELLSCHAFT, IHRE GESCHICHTE, ORGANISATION
UND ZIELE
Von
Professor Dr. ERNST RÜDIN
Leiter der genealogisch-demographischen Abteilung und stellvertretender geschäftsführender
Abteilungsleiter der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in München
DIE Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie in München ist das Werk Emil
Kraepelins. Die Gründung erfolgte vornehmlich durch Zuwendungen von Dr.
James Loeb, Dr. Krupp von Bohlen-Halbach und von Heinsheimer, New York,
als private Stiftung zum bayrischen König, als selbständiges Forschungsinstitut, an-
gegliedert an die Universität München. Die Stiftungsbestimmung einer Summe von
1 700 000 Mark durch König Ludwig III. wurde am 13. Februar 1917 getroffen und
der wissenschaftliche Betrieb am 1. April 1918 eröffnet. Die Absicht, die wirtschaft-
liche Unabhängigkeit durchzuführen und den Bau einer Anstalt sowohl als auch die
Betriebskosten aus dem gestifteten Kapital und dessen Zinsen zu decken, ohne
öffentliche Unterstützung, außer in Form einer Miete von Arbeitsplätzen, in An-
spruch nehmen zu müssen, ließ sich auf die Dauer leider nicht aufrechterhalten.
Denn die Inflation führte zur Vernichtung der ursprünglichen Gelder. Es mußten
wieder Betriebsmittel durch neue private Stiftungen, durch Beiträge der bayrischen
Kreise und preußischen Provinzen, des bayrischen Staates, der Stadt München und
durch Anschluß an die Kaiser Wilhelm-Gesellschaft beschafft werden. Die Kosten
für den Bau eines eigenen Heims, das im Jahre 1928 eröffnet wurde, stiftete die
Rockefeller-Foundation. Dadurch war es nicht mehr nötig, das Gastrecht der Psy-
chiatrischen Klinik in München in Anspruch zu nehmen, und es entstand eine neue,
engere Verbindung mit dem Oberarzt und Leiter der psychiatrischen Abteilung des
städtischen Krankenhauses Schwabing, deren Leiterstelle jeweils auf Vorschlag des
Verwaltungsrates besetzt wird und neben welcher das neue Forschungsanstalts-
gebäude errichtet wurde. — Auch die Geschichte bezüglich der Forscher der Anstalt
hat bereits schwere Verluste durch Tod zu verzeichnen: Brodmann, Leiter der
früheren topographisch-histologischen Abteilung, Nissl, Leiter der jetzt ebenfalls
aufgelassenen ersten pathologisch-histologischen Abteilung und endlich Kraepelin
selbst (klinische und psychologische Abteilung, welch letztere ab 1929 vom Institut
für Arbeitsphysiologie, Kaiser Wilhelm-Institut in Dortmund übernommen wurde).
Die Organisation und Verfassung der Anstalt sieht einen Stiftungsrat vor, in
welchen die Spender größerer Summen aufgenommen wurden. Ihnen wurde auch
das Recht verliehen, einen Arbeitsplatz zu besetzen. Außerdem gehören dem Stif-
tungsrate an: Vertreter des Reichsministeriums des Innern, des bayrischen Kultus-
ministeriums, des bayrischen Ministeriums des Innern, der Kaiser Wilhelm-Gesell-
schaft, der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, des Kreises Oberbayern,
der preußischen Provinzen, der Stadt München, der Universität München, der medi

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