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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

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Unna, Paul: Das Hamburger Dermatologicum Professor P. G. Unnas
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0127

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Schüler aus allen Teilen der Welt. Diesen hielt P. G. Unna seit 1888 Vorträge über
allgemeine Pathologie der Haut. Da es an Räumlichkeiten für Lehr- und For-
schungszwecke fehlte, richtete er in einem Gartenhaus, das gleichzeitig Assistenten-
wohnungen enthielt, mehrere Zimmer für Laboratoriumszwecke ein, das erste defini-
tive Laboratorium.
Das klinische Material für seine Vorträge entnahm er teils aus der Klinik und
Privatpraxis, teils aus einer Poliklinik, welche er mit einigen wissenschaftlichen
Freunden auf dem Terrain des israelitischen Krankenhauses gemeinsam hatte bauen
lassen.
Die zahlreichen klinischen, bakteriologischen und therapeutischen Arbeiten
P. G. Unnas und seiner Schüler aus jener Zeit wurden größtenteils in den von
P. G. Unna gegründeten Monatsheften für praktische Dermatologie veröffentlicht.
Infolge dieser intensiven ärztlichen, literarischen und Lehrtätigkeit vergrößerte sich
der Ruf des Laboratoriums immer mehr. So kam es, daß, während im Jahre 1888
erst fünf Schüler hier arbeiteten die Zahl im folgenden Jahre (1889) schon auf
elf Schüler stieg. Im ganzen haben dort weit über 300 Schüler P. G. Unnas ihre
Ausbildung genossen. Die Arbeiten des Instituts bewegten sich nach verschiedenen
Richtungen.
Die junge dermatologische Wissenschaft war damals noch im wesentlichen mor-
phologisch-deskriptiv eingestellt. Zahlreiche kasuistische Abhandlungen klinischen
Inhalts sind kennzeichnend für diese Epoche, welche zeitlich mit dem Höhepunkt
der KocHschenÄra zusammenfällt. Die Lepra- und Tuberkuloseforschungen standen
im Mittelpunkt des Interesses. Die Grundlagen der Mykologie wurden damals gelegt.
Die Pharmakologie und Therapie der Haut steckte erst in den Kinderschuhen.
Es ist unmöglich, innerhalb dieser kurzen Übersicht die zahlreichen therapeutischen
Methoden auch nur zu erwähnen, welche aus dem Institut mit Hilfe einer Anzahl
tüchtiger Chemiker und Apotheker hervorgegangen sind. Ich nenne nur Namen, wie
Beiersdorf, Mielck, Troplowitz, Runge. Der bekannte französische Dermatologe
Jean Darier sagt hierüber in einem Nachruf, welchen er in der ,,Presse medicale“
vom 10. April 1929 veröffentlicht: „Ä l’empirisme regnant il a substitue des medica-
ments vraiment scientifiques, bases sur l’anatomie et la physiologie de la peau et
sur l’etude experimentale des preparations pharmaceutiques si variees qu’il a intro-
duites dans la pratique.“
Die seit 1888 regelmäßig stattfindende Lehrtätigkeit wurde immer mehr aus-
gebaut, so daß allmählich eine Art Universitas dermatologica entstand, lange bevor
man in Hamburg an Fortbildungskurse, geschweige denn an eine Universität dachte.
Die Hörer dieser Kurse waren keine Studenten im landläufigen Sinne, sondern teils
Universitätsdozenten, teils fertige Ärzte oder Assistenzärzte, die sich der Dermato-
logie widmen wollten und welche zu diesen Vorträgen aus allen Weltgegenden her-
beiströmten. Es handelte sich also um eine richtige Schule, die sich in diesem be-
scheidenen, aus eigenen Mitteln geschaffenen Institut um die Person ihres Be-
gründers scharte. Aus ihr ist eine große Anzahl bedeutender Universitätslehrer im
In- und Auslande hervorgegangen.
1891 entschloß sich P. G. Unna, jährlich eine dermatologische Preisaufgabe zu
stellen, um jüngere Kräfte zur Bearbeitung von wissenschaftlichen Fragen der nor-
malen und pathologischen Anatomie der Haut, „die viel Zeit erforderten, deren

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