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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

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Morstatt, Hermann: Die Biologische Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft und die Pflanzenschutzforschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0231

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nicht geregelten fachlichen Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses
dienen.
Die bisherige Entwicklung der Pflanzenpathologie, deren Spiegelbild in den
letzten 30 Jahren die Arbeiten der Reichsanstalt sind, stand ganz unter dem Einfluß
ihrer Entstehungszeit, in der die Parasitenforschung das Feld beherrschte. Die
Pflanzenpathologie hat daher keine vorhergehende Durchbildung ihrer Krankheits-
lehre, wie sie in der Medizin geschah, erreichen können. Wir stehen aber gegen-
wärtig mitten in der von einzelnen schon lange angestrebten Richtung, welche die
physiologischen und ökologischen Gesichtspunkte zum Hauptgegenstand der
Untersuchung macht. Wir sehen die Parasiten nicht mehr so ausschließlich als
einzige Ursache der Pflanzenkrankheiten und ihre Erforschung als Hauptaufgabe
an, sondern wir lernen mehr und mehr auch die sonstigen Bedingungen für das
Zustandekommen von Krankheiten und Epidemien, die in der ererbten Konsti-
tution und den Einflüssen von Standort und Klima liegen, kennen. Diese Richtung,
die praktisch auf eine Hygiene der Pflanzen hinzielt, wird sich in der nächsten
Zukunft auswirken, und man kann voraussagen, daß ihr große Erfolge beschieden
sein werden. Sie hat auch die Erkenntnis mit sich gebracht, daß die Erforschung
der nichtparasitären Pflanzenkrankheiten bisher zu sehr vernachlässigt wurde.
Diese ist aber neben ihrer unmittelbaren praktischen Bedeutung die Grundlage für
eine zu schaffende allgemeine Pathologie, in der auch die physiologische Seite der
Probleme der Pathologie neben der anatomischen und ätiologischen zur Geltung
kommen muß. Die mykologische und entomologische Forschung und die prak-
tische Schädlingsbekämpfung werden durch eine mehr physiologisch und öko-
logisch eingestellte Forschungsarbeit nicht überflüssig werden; aber erst diese
kann uns die umfassende Erkenntnis des Wesens der Pflanzenkrankheiten geben,
die das eigentliche Ziel ihrer wissenschaftlichen Erforschung ist.
QUELLENSCHRIFTEN
Appel, 0., Die Zukunft des Pflanzenschutzes in Deutschland. Angew. Botanik, I. 1919, 3—15.
— Die Organisation des Pflanzenschutzes im Deutschen Reich. Arbeiten der Deutschen
Landwirtschafts-Gesellschaft, Heft 310, 1921.
— Die Bedeutung der Arbeiten der Biologischen Reichsanstalt für die praktische Land-
wirtschaft. Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Stück 11, 1927.
Hiltner, L., Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz. In: v. Braun, Arbeitsziele der deut-
schen Landwirtschaft nach dem Kriege. Berlin 1918, S. 475—504.
Morstatt, H., Die Entwicklung der Pflanzenpathologie und des Pflanzenschutzes. Natur-
wissenschaftliche Wochenschrift, Neue Folge XIX. 1920, S. 817—822.
— Die wissenschaftlichen Grundlagen der Pflanzenpathologie. Angewandte Botanik, IV.
1922, 16—32.
— Einführung in die Pflanzenpathologie. Berlin 1923.
Schwartz, M., Was ist Pflanzenschutz? Naturwissenschaftliche Wochenschrift, Neue FolgeXX.
1921, Nr. 37.
— Der Deutsche Pflanzenschutzdienst. Flugblatt Nr. 71 der Biologischen Reichsanstalt.
Erste bis fünfte Denkschrift über die Tätigkeit der Biologischen Abteilung für Land- und
Forstwirtschaft am Kaiserlichen Gesundheitsamt, 1901—1905. (Denkschriften zum Etat
des Reichsamtes des Innern.)
Mitteilungen aus der Biologischen Reichsanstalt (insbesondere Heft 1 und die Jahresberichte
der Anstalt).
Nachrichtenblatt für den Deutschen Pflanzenschutzdienst.

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