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Brauer, Ludolph [Hrsg.]; Mendelssohn Bartholdy, Albrecht [Hrsg.]; Meyer, Adolf [Hrsg.]
Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele (2. Band) — Hamburg: Paul Hartung Verlag, 1930

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Jürgens, Adolf: Die Organisation der Forschung in den skandinavischen Ländern mit Berücksichtigung des Carlsbergfond
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https://doi.org/10.11588/diglit.57254#0671

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Gedanken der Selbstverwaltung der Universitäten, der im Prinzip heute in Deutsch-
land überall anerkannt ist, sich aber in der Praxis einer verschieden starken Ent-
wicklung erfreut. Denn bei der Pflege der Forschung ist die Unterstützung des
großen Forschers das Entscheidende, heute mehr denn je, wo zum Teil erhebliche
Mittel für die Durchführung namentlich der naturwissenschaftlichen Aufgaben be-
nötigt werden. Eine größere Elastizität in den Bewilligungen ist notwendig, auch
wenn das Einzelergebnis dieser Forschungen noch nicht immer druckreif ist und
aus Gründen der Priorität des Gedankens der Öffentlichkeit auch die Richtung der
Arbeiten mitunter vorenthalten bleiben muß. Auch die Förderung junger Talente,
die nach dem Urteil ihrer Erzieher zwar befähigt, aber bisher noch keine endgülti-
gen Proben ihrer Eignung zu eigener Arbeit aufweisen können, bietet Staatsstellen
aller Länder gewisse Schwierigkeiten, die von nichtstaatlichen Einrichtungen viel-
leicht eher überwunden werden können, wenn nur das Endergebnis zeigt, daß im
allgemeinen die richtigen Talente gefördert worden sind. Mäcenas ist nicht durch
eine staatliche Beamtenstelle zu ersetzen, vielleicht aber durch einen Organismus, der
seine Daseinsberechtigung auch auf diesem Gebiet stets von neuem beweisen muß.
Gedanken dieser Art müssen im Laufe der letzten Jahrzehnte im Reich der
Forschung vielfach angestellt worden sein. Ich denke hier in erster Linie an die
angelsächsische Wissenschaftsprovinz, an Amerika und England, wo diese Ent-
wicklung ausgesprochen in Erscheinung tritt. Stets zwar in Verbindung mit den
Universitäten, doch meist in eigenen Instituten und mit Männern eigener Wahl
haben hier die großen Stiftungen ein Monopol für die Bewältigung der großen
Forschungsaufgaben erhalten, das ihnen der Staat nur in seltenen Fällen streitig
macht, zudem sein Beitrag geistig und materiell sehr gering ist; hier arbeiten die
Rockefeiler Foundation für das Gesamtgebiet der Medizin, die Laura Spelman
Rockefeiler Foundation für die Sozialwissenschaften, die Carnegie Foundation für
einen weiteren Umkreis von Gebieten und vier oder fünf andere große Gesell-
schaften1, deren Mittel sich insgesamt auf etwa 550 Millionen Dollar belaufen. Aber
gerade an dieser Stelle ist es notwendig, auch die Einwendungen hervorzuheben,
die man gegen derartige Stiftungen gerade in Amerika in letzter Zeit häufig erhoben
hat, ebenso wie ich die staatlicher Verwaltung leicht anhaftenden Schwierigkeiten
ja bereits geschildert habe. Es ist nicht zu verkennen, daß der stiftungsmäßig ge-
sicherte Einfluß einzelner Familien und kapitalistischer Gruppen sich in der Aus-
wirkung auf die Freiheit der Institute und der Forschung selbst vielfach verhäng-
nisvoll geltend gemacht hat und starke Kritik hervorrief. Im ganzen dürfte aber
noch jetzt weit das positive Moment überwiegen, weshalb auch in England die Ent-
wicklung in ähnlichen Linien zu gehen scheint, wo auf Grund der Balfourschen
Denkschrift ein einmaliger Betrag von 40 Millionen Mark 26 halbstaatlichen For-
schungsgesellschaften zugeführt wurde, allerdings mit dem engeren Ziel einer Be-
fruchtung der englischen Industrie und nicht der reinen Forschung. Deutschland
mit der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft und der Kaiser Wilhelm-
Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften zeigt ähnliche Entwicklungen.
Die drei skandinavischen Länder von diesem Gesichtspunkte aus zu betrachten,
wird die Aufgabe dieses Aufsatzes sein, wobei auch hier wiederum Verschieden-
heiten in der Entwicklung das Bild reizvoller gestalten.
1 Vgl. K. Griewank, Staat und Wissenschaft im Deutschen Reich, S. 80/1.

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