nur ein alter gebrechlicher Mann lag in einem Bette
und fragte mit kläglicher Stimme, warum man ſo ſein
Hausrecht verletze. Die Agenten ließen ſich aber dies-
mal nicht täuſchen; da das Zimmer keinen anderen
Ausgang hatte, als die Thür, durch dte ſie eingetreten,
ſo wollten ſie ſich des Kranken bemächtigen, welcher
aber bei jeder Berührung ſchmerzhaft aufſchrie und
ſchwur, er könne keine Bewegung machen. Da blieb
plötzlich einer der Agenten beim Aufheben des Kranken
an einem Bande hängen, das derſelbe um den Leib
geſchlungen hatte; er zog daran und ſiehe da — der
Kranke verwandelte ſich in einen ſchmucken Soldaten.
Damit waͤr nun das Geheimniß des frechen Diebes
enthüllt, der, als er ſich ertappt ſah, ein vollkommenes
Geſtändniß ablegte. Er iſt ein Amerikaner und heißt
James Weſtern.
Die Nagglmaiern.
„Warum 1
die Männer
ſo ungern
heirathen“
iwer deß
Epiſchtel ich
enmool vun-
nere Freile
Luiſe was
zum Beſchte
gewe hab,
bricht jetzt aah
e Mann for
ſein ſchtarkes
G'ſchlecht e
Lanz. Er ſegt:
„Die Ver-
faſſerin des
Artikels
„Warum die
Männer he NN
ungern ei⸗-IN SSUU
rathen hat in 14
dieſem über ⸗
die Heiraths⸗ =
ſcheu der E
Männer ſehr — ö
viel Richliges geſagt. Ja, — es iſt wahr, die Ver-
gnügungsſucht von heutzutage iſt ein Luftſtrom, der
das ſtille, heilige Feuer des häuslichen Herdes ſchwer
aufkommen läßt. Aber ſeien wir ganz unparteiiſch, —
trifft die Hauptſchuld die Männer ganz allein? Und
uns ſchreibt die Verfaſſerin doch dieſelbe zu, wenn-
gleich ſie ihre Schweſtern nicht beſchönigen will.
Sie hat das rechte Wort geſagt, wenn ſie auf die
Vergnügungsſucht hinweiſt als den Keim des mit Recht
beklagten Uebels. Jedoch ich meine, die Eva'stöchter
tragen gleiche Schuld mit uns.
Ein Bekannter von mir, ein ſtiller, ruhiger, be-
ſcheidener Mann, mit einfacher, bürgerlicher Stellung,
hat einen ſtereotypen Ausdruck, wenn man ihn fragt:
„Warum heirathen Sie nicht?“ — Er ſagt: Die Welt
weiſt heutzutage nur zweierlei Mädchen auf: Die einen
leben blos dem Strickſt: mpf und dem Kochherde und
entbehren jedes Verſtändniſſes für die Beſtrebungen,
die heute jeden nur halbwegs Gebildeten erfüllen und
dieſe, ſie mögen ſonſt noch ſo treffliche Hausfrauen
ſein, können uns nie dauerndes Glück ſchaffen; die
anderen aber mit ihrer Halbbildung machen Anſprüche,
die eine beſcheidene Exiſtenz überſteigen und find un-
glücklich, wenn ſie nicht überall dabei ſein können.
Und ihre ſogenannte Bildung? Sie plappern franzö-
wen und klimpern Klavier — und verſtehen gar nichts
weiter.
Woran liegt dies? Unſtreitig an der Erziehung,
die derzeit eine ganz verfehlte iſt: man erzieht heut-
zutage nur Fräuleins — und Mägde in weiterer Be-
deutung des Wortes. Und ſelbſt die ſchlicht Erzoge-
nen ſind nicht frei vom „Sand in die Augen“ ſtreuen
und wenn die „wohlerzogenen“ Mädchen Frauen wer-
den, ſo wollen ſie „gnädige Frauen“ werden, wie Ba-
roneſſen und Comteſſen.
Ich kenne einen jungen Mann, der eine ſogenannte
„nette“ Exiſtenz hat. Das Glück der Ehe wünſchend,
ſuchte und fand er ein Mädchen, das einfach aufge-
wachſen war; die Mittel geſtatteten es nicht anders.
Er führte ſie als Frau heim und nun fühlt ſie ſich
unglücklich, weil ſie auch als Frau „ſo ſelten irgendwwwo
hinkommt,“ „und ſie hatte ja ohnedies noch ſo wenig
Unterhaltungen genoſſen,“ meinte ein Freundin be-
dauernd.
Das Kernübel liegt alſo tiefer, als Sie meinen.
Die Erziehung iſt eine verfehlte und den Eltern ſelbſt
muß erſt der Kopf wieder zurecht geſetzt werden. Wenn
dieſe ſelbſt trotz ganz geringer Mittel fliegen wollen,
ſo iſt es nicht zu verwundern, wenn die Kinder nicht
gehen mögen. ö ö
Die Thorheit hat heute alle Welt beim Schopfe
und ſelbſt wer „klein“ angefangen, will im „großen“
Tone ſprechen. Daher der Schwindel, daher „Sand.
in die Augen“ ꝛc. ꝛc. —
Wenn die Erziehung wieder natur- und vernunft-
gemäß wird, wenn wieder Hausfrauen mit geſundem
empfänglichen Sinn und richtigem Blick in das Haus-
weſen herangebildet werden, wenn ein Mädchen mit
Verſtändniß für das Bewegende der Zeit, das zugleich
daheim in Küche und am Nähriſch ſchafft und ihre
Häuslichkeit ihren Himmel nennt; wenn ſolche Mäd-
chen nicht mehr als Ausnahme zählen, dann wird es
wieder beſſer werden und die Ehe wieder gelten als
das, was ſie iſt: Das Höchſte der bürgerlichen Ge-
ſellſchaft. ö
Druck, Verlag und für die Redaction verantwortlich: G. Geiſendörfer.
und fragte mit kläglicher Stimme, warum man ſo ſein
Hausrecht verletze. Die Agenten ließen ſich aber dies-
mal nicht täuſchen; da das Zimmer keinen anderen
Ausgang hatte, als die Thür, durch dte ſie eingetreten,
ſo wollten ſie ſich des Kranken bemächtigen, welcher
aber bei jeder Berührung ſchmerzhaft aufſchrie und
ſchwur, er könne keine Bewegung machen. Da blieb
plötzlich einer der Agenten beim Aufheben des Kranken
an einem Bande hängen, das derſelbe um den Leib
geſchlungen hatte; er zog daran und ſiehe da — der
Kranke verwandelte ſich in einen ſchmucken Soldaten.
Damit waͤr nun das Geheimniß des frechen Diebes
enthüllt, der, als er ſich ertappt ſah, ein vollkommenes
Geſtändniß ablegte. Er iſt ein Amerikaner und heißt
James Weſtern.
Die Nagglmaiern.
„Warum 1
die Männer
ſo ungern
heirathen“
iwer deß
Epiſchtel ich
enmool vun-
nere Freile
Luiſe was
zum Beſchte
gewe hab,
bricht jetzt aah
e Mann for
ſein ſchtarkes
G'ſchlecht e
Lanz. Er ſegt:
„Die Ver-
faſſerin des
Artikels
„Warum die
Männer he NN
ungern ei⸗-IN SSUU
rathen hat in 14
dieſem über ⸗
die Heiraths⸗ =
ſcheu der E
Männer ſehr — ö
viel Richliges geſagt. Ja, — es iſt wahr, die Ver-
gnügungsſucht von heutzutage iſt ein Luftſtrom, der
das ſtille, heilige Feuer des häuslichen Herdes ſchwer
aufkommen läßt. Aber ſeien wir ganz unparteiiſch, —
trifft die Hauptſchuld die Männer ganz allein? Und
uns ſchreibt die Verfaſſerin doch dieſelbe zu, wenn-
gleich ſie ihre Schweſtern nicht beſchönigen will.
Sie hat das rechte Wort geſagt, wenn ſie auf die
Vergnügungsſucht hinweiſt als den Keim des mit Recht
beklagten Uebels. Jedoch ich meine, die Eva'stöchter
tragen gleiche Schuld mit uns.
Ein Bekannter von mir, ein ſtiller, ruhiger, be-
ſcheidener Mann, mit einfacher, bürgerlicher Stellung,
hat einen ſtereotypen Ausdruck, wenn man ihn fragt:
„Warum heirathen Sie nicht?“ — Er ſagt: Die Welt
weiſt heutzutage nur zweierlei Mädchen auf: Die einen
leben blos dem Strickſt: mpf und dem Kochherde und
entbehren jedes Verſtändniſſes für die Beſtrebungen,
die heute jeden nur halbwegs Gebildeten erfüllen und
dieſe, ſie mögen ſonſt noch ſo treffliche Hausfrauen
ſein, können uns nie dauerndes Glück ſchaffen; die
anderen aber mit ihrer Halbbildung machen Anſprüche,
die eine beſcheidene Exiſtenz überſteigen und find un-
glücklich, wenn ſie nicht überall dabei ſein können.
Und ihre ſogenannte Bildung? Sie plappern franzö-
wen und klimpern Klavier — und verſtehen gar nichts
weiter.
Woran liegt dies? Unſtreitig an der Erziehung,
die derzeit eine ganz verfehlte iſt: man erzieht heut-
zutage nur Fräuleins — und Mägde in weiterer Be-
deutung des Wortes. Und ſelbſt die ſchlicht Erzoge-
nen ſind nicht frei vom „Sand in die Augen“ ſtreuen
und wenn die „wohlerzogenen“ Mädchen Frauen wer-
den, ſo wollen ſie „gnädige Frauen“ werden, wie Ba-
roneſſen und Comteſſen.
Ich kenne einen jungen Mann, der eine ſogenannte
„nette“ Exiſtenz hat. Das Glück der Ehe wünſchend,
ſuchte und fand er ein Mädchen, das einfach aufge-
wachſen war; die Mittel geſtatteten es nicht anders.
Er führte ſie als Frau heim und nun fühlt ſie ſich
unglücklich, weil ſie auch als Frau „ſo ſelten irgendwwwo
hinkommt,“ „und ſie hatte ja ohnedies noch ſo wenig
Unterhaltungen genoſſen,“ meinte ein Freundin be-
dauernd.
Das Kernübel liegt alſo tiefer, als Sie meinen.
Die Erziehung iſt eine verfehlte und den Eltern ſelbſt
muß erſt der Kopf wieder zurecht geſetzt werden. Wenn
dieſe ſelbſt trotz ganz geringer Mittel fliegen wollen,
ſo iſt es nicht zu verwundern, wenn die Kinder nicht
gehen mögen. ö ö
Die Thorheit hat heute alle Welt beim Schopfe
und ſelbſt wer „klein“ angefangen, will im „großen“
Tone ſprechen. Daher der Schwindel, daher „Sand.
in die Augen“ ꝛc. ꝛc. —
Wenn die Erziehung wieder natur- und vernunft-
gemäß wird, wenn wieder Hausfrauen mit geſundem
empfänglichen Sinn und richtigem Blick in das Haus-
weſen herangebildet werden, wenn ein Mädchen mit
Verſtändniß für das Bewegende der Zeit, das zugleich
daheim in Küche und am Nähriſch ſchafft und ihre
Häuslichkeit ihren Himmel nennt; wenn ſolche Mäd-
chen nicht mehr als Ausnahme zählen, dann wird es
wieder beſſer werden und die Ehe wieder gelten als
das, was ſie iſt: Das Höchſte der bürgerlichen Ge-
ſellſchaft. ö
Druck, Verlag und für die Redaction verantwortlich: G. Geiſendörfer.