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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Heilbut, Emil: Etwas über die symbolistische Bewegung
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Theodor Horschelts Erlebnisse vor Straßburg (1870), [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0054

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von kserman Helferich. — Theodor ksorschelts Lrlebniffe vor Straßburg (;870).

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durch die Färbung des Ganzen, die er vorschreibt, die Stimmung von Lilien und was man in ihrer Folge
denkt, erweckt. Grasset hat viel für die Veredlung des farbigen Plakats geleistet; und der Stil des farbigen
Plakats vermittelt in Frankreich eine Kunst, die in Deutschland bei den Anhängern der symbolistischen Bewegung
den verständnisvollsten Beifall, das völlige Gutheißen finden würde. Übrigens wäre auch ein Plakat wie das
der Münchener Secession, von Stuck gezeichnet, in Frankreich der bedingungslosen Bewunderung sicher.

Ich glaube, daß die Namen, die wir hier gegeben haben, den Kreis derer, wenn auch natürlich nicht
erschöpfen, doch bezeichnen, die in unserer Kunst entweder die Vorbilder oder anerkannte Meister der Neben-
linien oder die Mitglieder jener Verbindung sind, die wegen ihrer allen merkantilen Erwägungen abholden
Passion gewiß unsere Sympathien verdienen, und wegen des Einflusses, den sie üben und üben werden, unser
Interesse für die Neigungen, von denen sie ausgehen, fordern. Wenn man von ihren Zielen spricht, so darf
der Schriftsteller, der sie erörtert, nicht vergessen, daß die jungen Anhänger der Bewegung nichts davon wissen
dürfen, daß das Ziel der Bewegung eine Abkehr vom Naturalismus ist. Wir glauben dies; sie aber dürfen
nicht eine Abkehr vom Naturalismus in Szene setzen. Wie schrecklich eine solche absichtliche Bewegung aus-
arten, wie sie zu absurden Werken, zu fürchterlichem Wahnwitz in der Kunst führen würde, zeigt die in Belgien
auf die Spitze getriebene, ohne den Besitz genügender Individualitäten sich doktrinär der Sache hingebende
junge Symbolistenschule, die ihr Quartier im Müsse Moderne in Brüssel hat. Wie der Naturalismus seine
absichtlichsten Anhänger in Belgien hatte, so hat der Symbolismus dort seine absichtlichsten Vertreter gefunden.
Mehrere Künstler der jungen Schule sind dort anziehend, ein größerer Teil ist aber nur, weil er es
wollte, weil er dogmatisch war, zu Bildern symbolistischer Richtung gelangt. Wir können unsere Über-
zeugung dahin formulieren, daß unsere jugendlichen Künstler, welche Ideen sie auch erfüllen mögen, sich keineswegs
mit Absicht dem Symbolismus hingeben müssen. Lebt ein Ingenium in ihnen, das in dieser Richtung Frucht-
bares zu erzeugen vermag, so wird es, ihnen unbewußt, ihre Abkehr vom Naturalismus herbeiführen, indem
es ihnen einen Stil bildet; wirkt aber kein solches Ingenium in ihnen, so wird das Wollen ihnen keine Kunst
geben, und wenn sie sich vom Naturalismus abkehren, werden wir kein anderes Resultat bei ihnen finden als
Bilder voller Fehler.

Theodor GorscheltF Erlebnisse vor Strnszburg (1870).

6>tl ls Theodor
Horschelt
viel zu frühe und
im vollen Drange
des Schaffens am
3. April 1871 als
ein Opfer der heim-
tückischen Diphtheri-
tis aus dem Leben
schied, hatten sich
die kühnsten Wünsche
seiner Jugend schon
vollständig erfüllt.
Geboren zu Mün-
chen am 16. März
1829, als der Sohn
des seiner Zeit viel-
berühmten Ballett-
meisters Friedrich
Horschelt, träumte
der durch eine sorg-
sameErziehung rasch
geförderte Knabe
schon frühzeitig von Kriegen und Schlachten, von den
Wundern des Orient, von dem durch altersgraue Mären
berühmten Kaukasus und dessen kriegskundigen Stämmen;
er wurde nicht müde, von der kuppelreichen Stadt Moskau,
von St. Petersburg und dessen fabelhaftem Eispalast zu
hören. Wie für den kleinen Schliemann die erste
Kunde von Troja, so wurde für Horschelt das ganze

moskowitische Reich der Born alles Sinnens und Ver?
langens.

Nachdem die frühe hervorstechenden künstlerischen Nei-
gungen durch das Vorbild seines älteren Bruders Fritz
Horschelt und durch tüchtige Lehrer im väterlichen
Hause die gediegenste Grundlage und eifrigste Förderung
erfahren hatten, besuchte der auch durch gentile Lebens-
formen und die Kenntnis moderner Sprachen zum Ein-
tritt in die große Welt ausgerüstete Jüngling vorüber-
gehend die Münchener Akademie. Größeren Eindruck
übte der Schlachtenmaler Albrecht Adam, in dessen
Atelier, wetteifernd mit dessen Söhnen, insbesondere
mit Franz Adam, Pferdeporträts gezeichnet und
gemalt wurden. Innige Freundschaft verband den jungen
Künstler alsbald mit den gleichmäßig aufstrebenden
Malern Karl Piloty und Arthur von Nürn-
berg. Bald durchstreifte Horschelt die stolzen Alpen-
thäler von Bayern und Tirol, Gemsenpirsch und Adler-
fang wurden erprobt und die Lust zum edlen Weidwerk
erweckt, wie ihm später auch noch ein Wagnis in den
wildesten und höchsten Bergen als ein wahres Lebens-
elixir erschien. Als Folge davon ergaben sich allerlei
Ölbilder, welche mit Jägern, Edelwild und Wildschützen
staffiert wurden, auch lieferte Horschelt viele Holzschnitt-
Illustrationen zu Jagdwerken und dergleichen. Wichtig
für den Künstler wurden allerlei Studien nach den
prächtigen arabischen Pferden im königlichen Gestüt zu
Stuttgart, welche zu mehreren Bildern mit orientalischen
Sklaventransporten und Kriegsszenen Verwendung fanden.
Die schönste Ausbeute aber ergab eine mit Hackländer
 
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