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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Pecht, Friedrich: Julius Adam
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0071

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vom Herausgeber.

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Dolrr far nirnkr. von Julius Adam.

tiere sind, die Klauen und Zähne nicht umsonst haben, das macht gerade den Verkehr mit ihnen so pikant,
da sie weit entfernt sind von der Bedientenhaftigkeit des Hundes. Besteht alles Interesse des geselligen
Umganges darin, daß man angenehm zu schmeicheln, aber nötigenfalls auch zu kratzen versteht, da niemand
den respektiert, der keine Klauen hat, so sind die jungen Kätzchen recht eigentlich die Vorbilder für den
Salonverkehr der gebildeten Klassen unter sich. Oder könnte man etwas Charakteristischeres auch für elegante
Zirkel sehen als den schön schwarzbefrackten Katzenjüngling, der als „kleiner Patient", obwohl leidend, doch
stolzbewußt vier jungen Damen Vortrag hält? Wie lieblich macht sich da die ihm so aufmerksam und gläubig
zuhörende „Naive" gegenüber, wie prüfend sehen ihn die beiden schon erfahreneren Salondamen an, und wie
neugierig betrachtet ihn die hinterm Korb mit gespitzten Ohren herüberblickende Jüngste! Immerhin werden
unsere Bilder genügend zeigen, welchen Reichtum an Situationen und Charakteren unser Meister diesem an-
scheinend so einfachen Thema des Katzenlebens abzugewinnen gewußt, und sich damit eine der interessantesten
Spezialitäten in unserer Münchener Kunst zu schaffen verstanden hat. — Man muß den Meister erst in seiner
neuerbauten lieblichen Villa in der Malerkolonie Gern bei München von seinen Modellen auf Schritt und
Tritt umschmeichelt sehen, um zu begreifen, welch inniges Verhältnis sich zwischen ihm und ihnen nach und
nach herausgebildet hat, die ihrem Verherrliche! ja dies reizende Besitztum recht eigentlich geschenkt haben!
Für den eigentlichen Kunstliebhaber werden immer unseres Malers Studien das meiste Interesse haben, so z. B.
die köstlichen drei grauen Kätzchen, von denen das oberste vor der Schüssel hockt, oder die prächtigen vier Katzen-
köpfe, von denen der mittlere, offenbar lauernde, besonders gelungen, während das unten in ganzer Figur dargestellte
Kätzchen das Weiche und doch so Elastische, Sprungbereite der Katzennatur höchst charakteristisch wiedergiebt. Überaus
interessant sind dann auch die bloßen Federzeichnungen von Kätzchen, weil man da die blitzschnelle Erfassung des
eigenartigen in der Bewegung am besten verfolgen kann, die unseren Künstler vor allen Konkurrenten auszeichnet.*)

*) Eine Anzahl solcher Studien und Zeichnungen hat der Künstler nebst einigen seiner größeren Bilder in dem soeben
erschienenen Werke „Vom Kätzchen" vereinigt, das unsere Leser in der in diesem Hefte beginnenden Weihnachtsbücherschau des
Näheren besprochen finden.

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