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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur u. vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0164

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126

Ausstellungen und Sammlungen. — vermischte Nachrichten

sie durch das flimmernde elektrische Licht gebracht, das sie mit
einer glitzernden Haut bedeckt. Warum gerade Böcklins Bilder,
die energisches Tageslicht verlangen und vertragen, hierher ver-
wiesen wurden, wo sich die in verschimmernden Tönen gehaltenen
Bilder Joseph Blocks unbeschadeter ihres Eindruckes hätten
aufhalten können. Die aber hängen im Oberlichtsaal. Block ist
ein sympathisches Talent von geschickt anempfindender Art, noch
sympathischer würden uns seine Porträts erscheinen, wenn sie
nicht alle, die er malt, so verwünscht nach Börse und Kurszettel
aussähen. Kommt man über die Dargestellten hinweg, so wird,
man seine vielleicht etwas flache, aber malerische Porträtauffassung
gerecht anerkennen müssen. Ohne daß man sich recht klar wird
warum, haben seine Bilder etwas Einschmeichelndes und in den
weichen Farben Verlockendes. Ob die Bilder als Porträts
gut sind, d. h. ob die gemalten Personen charakteristisch und
ähnlich im Bilde erscheinen, vermag ich nicht zu kontrollieren, da
ich die Dargestellten alle nicht kenne (unter uns gesagt, ich mache
mir nichts daraus). Ich möchte aber bezweifeln, ob Block gerade
darin gut ist. Das Charakteristische sucht er eigentlich gar nicht
im Porträt. Wen er malt, der träumt und sinnt, und das Bei-
werk, die Lanipe, der Tisch mit den Büchern, das ganze Interieur
spielt keine kleine Rolle. Darum gefallen mir seine genrehaft
aufgefaßten Bildnisse auch am besten. Von diesen sinnigen
Bildern ist aber gerade keines, das diese Art gut zeigt, ausgestellt.
Block wirkt modern, aber man gewinnt nicht den festen Glauben,
daß ihm das Moderne heiligste und teuer erkaufte Überzeugung
ist, sie ist ihm angeflogen und erscheint ihm kaum anders, als
eine nützliche Mode. — Neben ihm hingen zahlreiche Bildchen
und Studien von Paul Höniger. Alles in Paris recht nett
zusammengesärbt, den Pariser Ton gut treffend. Aber wie oft
hat man diese Dämchen aus dem Moulin rouge schon gesehen.
Hier schadet den Bildern jedenfalls, daß man vor ihnen die
Erinnerung an die bessern Originale Franz Skarbinas nicht los
wird. Große Selbständigkeit ist dem Karlsruher Landschafter H.
v. Volkmann auch nicht nachzurühmen. Aber er nimmt es
wohl ganz ernst mit seiner Kunst und führt sorgfältig aus. Bon
verblüffenden Problemen hält er sich klüglich fern, das würde
nicht in seiner Natur liegen. Was schon manche andere ruhige
und einfache Menschen in der Natur gesehen haben, zeigt er uns
in seinen Bildern, und da es gar nicht aufdringlich gegeben
wird, so kann auch diese altgewohnte Sprache der Landschafts-
schilderung einmal wieder ergötzen, lind dann ist noch Raphael
Schuster zu erwähnen. Das., jemand mit dem Namen auch
gerade Madonnen malen muß! Aber Namen zu spotten, ist gewiß
nicht fein, aber wer als heutiger Maler seinen Vornamen Raphael
noch dazu vor einem solchen Familiennamen nicht unterdrückt,
kann auf besondere Rücksicht nicht mehr rechnen. Am besten
erschien auch hier sein allegorisches Bild „An den Pforten der

Dämmerung",
das in diesem
Sommer im
Glaspalast
war. Der schat-
tige, kühle
Ton der drei
Frauenköpfe ist
von feiner ma-
lerischer Em-
pfindung. Ra-
phael Schuster
malt auch Por-
träts, deren
moderncreFär-
bung oft von
guter Wirkung
ist. IN«»)
U. 8. Mün-
chen. Wenn
diese Zeilen er-
scheinen, liegt
die Weihnachts-
ausstellung der
Kunstgenossen-
schaft längst
hinter uns.
Hoffen wir, daß

Verkleinerte Nachbildung sie den Weih-

aus Noch und Vieth „Der Vkt". nachtsabend

(Besprechung aus Seite (27.) Manches Mü-

lerheims hat vergolden Helsen; aber nun, da ihre Pforten geschlossen
sind, und die Befürchtung, daß der gute Zweck des Unternehmens
durch eine sachliche Kritik Schaden erleiden könnte, nicht mehr
besteht, muß jeder, der in der Veranstaltung einen Aufschwung
des Vereins erwartet hat, gestehen, daß er eine Enttäuschung
erlebte. Die Ausstellung erhob sich in nichts über das Niveau
der permanenten. Jeder, der mit Münchener Kunstverhältnissen
vertraut ist, weiß, was das heißt; er weiß aber auch, wie traurig
die Verhältnisse für die Künstler liegen, die von ihrer Hände
Arbeit leben müssen, und wie manches tüchtige Talent gezwungen
ist, dem rohen Geschmack des Käufers nachzugeben und sich als
Künstler zu Grunde zu richten. Aber die Ausstellung zeigte mehr
als das: ein solches Sammelsurium von Talent- und Geschmack-
losigkeit, unter der die guten Werke — geniale fehlten ganz —
nicht zu Worte kamen. War das wirklich alles, was die Kunst-
metropole Deutschlands in der Mitte des Winters an guten
kleineren Werken zu bieten vermöchte? Was soll das werden?
Man denke sich einen kunstliebenden reichen Mann aus der Pro-
vinz, der vor der Weihnachtszeit nach München geht, um dort
einige ernsthafte Kunstwerke anzukaufen und sich an das älteste
Institut mit dem klangvollsten Namen wendet — was wird ihm
dort offeriert? Ja, wenn es sich noch um den Bazar irgend eines
kleinen Vereins oder um die Geschäftsräume irgend eines Kunst-
händlers handelte; aber der kleine Bazar des jungen Künst-
lerinnenvereins stand künstlerisch höher, da er nicht den trostlosen
Eindruck der hohlen Geschäftsmalerei zeigte. — Heißt das nicht
das Publikum mit Gewalt irreleiten, ihm gewaltsam die Möglich-
keit nehmen, seinen Geschmack zu bilden, wie es die Mission des
allen Vereins mit seiner vornehmen Tradition sein müßte, anstatt
dem niedrigsten Geschmack zu huldigen und zu schmeicheln. Die
Genossenschaft sollte doch noch genug ernsthafte Künstler zählen,
die dem Unwesen, das in dem schönen Bau am Königsplatz unter
dem Deckmantel der „guten alten Münchener Kunst" getrieben
wird, steuern könnten. Aber die guten Namen glänzten durch
Abwesenheit oder waren so vertreten, daß sie die Gesamterscheinung
nicht zu ändern vermochten. Es giebt allerdings noch mehr
Leute, die den Krebsschaden nicht sehen wollen und bei allen
Versuchen, ihn zu bessern, in Entrüstung über das Untergraben
des Ansehens der Münchener Kunst geraten. Ganz so wie die
Strauße, die die Köpfe in den Sand stecken. lZMSl

chst Königsberg. Die Ausstellungen der östlichen Kunst-
vereine zu Königsberg i. Pr., Stettin, Elbing, Posen und Görlitz
finden in der Zeit von Februar bis August 1895 statt. Die für
dieselben bestimmten Kunstwerke müssen spätestens bis zum 12.Jan.
an die Spediteure G. Dietrich L Sohn in Berlin oder bis zum
5. Januar an Gebr. Wetsch in München und G. Pfaffrath in
Düsseldorf abgeliefert sein. ls?WI

— Brüssel. Die Kgl. belgische Gesellschaft für
Aquarellmalerei hat unlängst ihre 35. Ausstellung eröffnet.
Unter den Ausstellern sind fast alle bekannten Namen der belgischen
Aquarellmaler vertreten, wie Becker, Den Duyks, De Vriendt,
Hommon, Knopfs, Lanneau, Themon,Uytterschaut,VanLeemputten,
Verhas, Smits, Cassiers u. a. issi»)

— München. Von der Künstlergenossenschaft.
Am 14. Dezember fand im Saale des Arzberger Keller unter
Vorsitz des Präsidenten von Stieler eine außerordentliche
Generalversammlung statt. Dem offiziellen Berichte darüber ent-
nehmen wir folgendes: Als Punkt 1 der Tagesordnung wurde
eine Reihe von Anträgen des Vorstandes, welche auf Hebung
der ständigen Ausstellung der Münchener Künstlergenossenschaft
im Kgl. Kunstausstellungsgebäude an, Königsplatz abzielen, ein-
stimmig angenommen. Von den beschlossenen Neuerungen sind
hervorzuhebcn, die Veranstaltung von Kollektivausstellungen ein-
zelner Künstler oder Künstlergruppen, die Umgestaltung der Jury,
die Schaffung einer eigenen Ausstellungskommission, welche
speziell die Interessen der ständigen Ausstellung wahrzunehmen
hat, sowie die Maßnahme, daß von nun ab der Verkaufspreis
an den ausgestellten Kunstwerken nicht mehr angeheftet wird.
Der zweite Teil der Tagesordnung enthielt den Antrag Groß,
Zwengauer und Genossen, die Satzungen dahin abznändern,
daß jedes Mitglied das Recht haben solle, zu allen von der Ge-
nossenschaft veranstalteten Ausstellungen ein Werk juryfrei ein-
zusenden. Von einigen der 25 Unterzeichner des Antrages war
am Tage vor Abhaltung der Generalversammlung beim Präsi-
 
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