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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Schumann, Paul: Robert Diez, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0168

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X. Jahrgang, tzeft 9.

i. Februar 1895.

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 388". daher. Verzeichnis Nr. 441. k. u. k. österr. Zeitungsliste dir. 1851) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Koücrt Diez.

von Paul Zchumann.

^eit einem halben Jahrhundert blüht der Ruf der Dresdner Bildhauer-
schule, und gar viele tüchtige Künstler, die aus ganz Deutschland nach
Dresden kamen, um dort ihre Ausbildung zu suchen, sind aus ihr hervor-
gegangen. Julius Rietschel, Ernst Hähnel, Johannes Schilling sind Namen,
die weithin in deutschen Landen einen guten Ruf haben. Speyer, Braunschweig,
Weimar, Wien, Prag, Bonn, Wiesbaden, der Niederwald, Leipzig und Dresden
und viele andere deutsche Städte dürfen sich der Werke rühmen, die von jenen
berühmten Dresdner Meistern stammen. Wohl blieb auch der Dresdner Bild-
hauerschule das Schicksal nicht erspart, daß sie alterte und in konventionellen
Formen zu erstarren begann. Trotzdem hat sie ihre Lebenskraft bewahrt: aus
dem Baum, der schon dürre zu werden begann, ist ein neues starkes Reis her-
vorgebrochen, das mächtig blüht und neue herrliche Früchte treibt.

Robert Diez gehört nicht zu den Künstlern, deren Ruhm sich all-
jährlich erneut, wenn die großen Ausstellungen eröffnet sind, und die Kuust-
berichte von den neuen Werken der bekannten und berühmten Meister erzählen.
Kaum ein Werk von ihm ist in den letzten zehn Jahren auf deutschen Kunst-
ausstellungen erschienen, und der Name Robert Diez ist in weiteren Kreisen
nicht so geläufig wie etwa der eines Fritz von Uhde oder Franz von Lenbach,
eines Arnold Böcklin oder Max Klinger. Und doch ist der Ruhm von Robert Diez fest begründet. Kaum
ein bedeutenderes künstlerisches Preisausschreiben -ergeht in deutschen Landen, bei dem nicht auch Robert Diez
unter den Namen der Preisrichter stünde. Beim Kyffhäuser-Denkmal, bei den Kaiserdenkmälern für Frank-
furt a. M-, Breslau und Stuttgart, beim Petersen-Denkmal für Hamburg, bei dem großen Münchener Monn-
mentalbrunnen u. a. O-, überall wurde ihm die Ehre zu teil, im Rate der Männer zu sitzen, denen man ein
maßgebendes Urteil in so wichtigen Kunstfragen zuerkannte. Und die beiden herrlichen Monumentalbrunnen,
die kürzlich in Dresden enthüllt worden sind, haben bestätigt, daß man sich mit Recht großer Dinge von
Robert Diez versah, daß er in der That berufen ist, den Ruhm der Dresdner Bildhauerschule neu zu beleben
und zu mehren. So wird es gerechtfertigt erscheinen, wenn wir ihn unter die deutschen Künstler einreihen,
denen die „Kunst für Alle" eine eigene Nummer gewidmet.

Robert Diez wurde am 20. April 1844 zu Pößneck in Sachsen-Meiningen geboren, wo sein Vater
Bürgermeister und Notar war. Das Städtchen konnte dem Knaben wenig künstlerische Anregungen geben;
der künstlerische Trieb, der in ihm schlummerte, erhielt seine erste Nahrung durch die Spielwaren, die er während
der Sommerferien alljährlich im großelterlichen Hause in Sonneberg sah. Sonneberg ist ja berühmt als der
Mittelpunkt der zahlreichen umliegenden Fabrikorte, von wo die berühmten Thüringer Spielwaren nach allen
Weltgegenden hin versendet werden; und es ist bekannt, daß die besseren Sonneberger Spielsachen sich durch
sorgfältige Modellierung und Durchbildung auszeichnen, also recht wohl auch künstlerische Anregung zu geben
vermögen. Das Musterzimmer im großelterlichen Hause zu Sonneberg, wo die schönsten Spielsachen zur Schau
gestellt waren, übte begreiflicherweise einen großen Reiz ans den Knaben aus; ebenso waren die Lager- und

Robert Die;.

Die Kunst für Alle X.
 
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