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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Schumann, Paul: Robert Diez, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0169

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Robert Diez.

Dir Lorelry vom Monnmenkalbrunnrn „Stilles Wasser", von Robert Diez.

Packhäuser seine Lieblingsplätze. Zunächst war indes noch keine Rede davon, daß Robert Diez sich etwa der
künstlerischen Laufbahn widmen sollte. Nachdem er die Bürgerschule seiner Vaterstadt verlassen, trat er in das
Gymnasium zu Meiningen ein. Während dieser Gymnasialzeit nun wohnte er im Hause seines Onkels, des
Meiningschen Hofmalers Samuel Diez, welcher sich besonders als Bildnismaler eines ausgebreiteten Rufes
erfreute und namentlich in den dreißiger Jahren an den deutschen Fürstenhöfen zahlreiche Bildnisse gemall
hatte. Von dieser Thätigkeit zeugt noch ein Album in der Berliner Nationalgalerie, welches gegen 150 Bildnis-
zeichnungen enthält. Dieser Maler, der eine feine, liebenswürdige Natur war, gewann nun entschiedenen
Einfluß auf Robert Diez. Er leitete ihn besonders zum Zeichnen nach der Natur an und bestärkte ihn auch
in der allmählich anftretenden Absicht, das Universitätsstudium aufzugeben, sich vielmehr der Kunst zu widmen.
Robert Diez verließ daher mit der Zustimmung seines Vaters, die er ohne besondere Schmierigkeiten erlangte,
das Gymnasium, nachdem er die Unterprima ein Jahr lang besucht hatte, und ging 1863 nach Dresden. Sein
Wunsch, sogleich in Hähnels Atelier ausgenommen zu werden, erfüllte sich nicht. Robert Diez trat daher zu-
nächst in die Vorklassen der Kgl. Kunstakademie und ging 1867 in Johannes Schillings Atelier über, dessen
Kunstweise ihm nach näherer Bekanntschaft mehr zusagte als die Hähnels.

Es war eine stattliche Summe von Talenten damals im Schillingschen Atelier vereinigt, aber der Tod
hat arg gewüstet unter ihnen. Bruno Piglhein ist im letzten Jahre dahingegangen; Gustav Kuntz, der gleich
Piglhein sich von der Bildhauerei zur Malerei wandte, Adolf Breymanu, der Schöpfer des Denkmals für
Heinrich den Löwen und des Siegesdenkmals in Braunschweig, und Karl Schlüter, sind gestorben, ehe sie ihre
so verheißungsvollen Gaben völlig entfalten konnten. Noch am Leben sind der Schleswig-Holsteiner Heinrich
Möller in Dresden und der Frankfurter Karl Rumpf, auch Heinrich Weinhold in Dresden, der zu Robert
Diez' Zeiten nach Kunz das akademische Reisestipendium erhielt. Die selbständige Kunstauffassung regte sich
schon damals bei Robert Diez; doch ist Schillings Lehrweise nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Er
überkam von Schilling das feine Gefühl für den schönen Fluß der Linien und den Ausgleich der Massen in
der Komposition und Anordnung. In dieser Hinsicht verleugnet Diez auch jetzt nicht den Zusammenhang mit
der Dresdner Schule, der er im übrigen neue Bahnen weist.
 
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