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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0303

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Vermischtes. — Kunftlitteratur und verviels. Kunst.

2Zy

eigentlich neuen Stil gebracht hat, so ist es ihr doch um so besser
gelungen, ihr technisches Geschick nach jeder Richtung hin ganz
ausnehmend zu steigern. Selbst nach der Seite hin, die in Deutsch-
land am allervernachlässigtsten war: im ganzen Gebiet der Farbe.
Dazu rechnen wir nun auch die pikanten Licht- und Schatten-
wirkungen, dann die mannigfachen Arten der Herstellung des
„Flimmerns", wie man sie jetzt mit oft großem Geschick bei
Leder-, Holz- und Metallarbeiten, dann durch die Erzielung
stumpfer und glänzender Töne auf den verschiedensten Materialien
anwendet, — also alles Dinge, von denen unser Kunstgewerbe
noch vor zwanzig Jahren recht wenig wußte, die es erst durch
das Studium der alten Arbeiten dieser Art, vorab derer des
Orients, kennen gelernt hat, dessen Ueberlegenheit fast ganz in
der pikanten Behandlung der Ornamentik durch Punkte und
Linien, matte und brillante Töne liegt. Hier sind denn auch
die Anregungen, die der größte Meister des Malerischen in
unserer Zeit, Hans Makart, gab, auf den fruchtbarsten Boden
gefallen, wie nach ihm die der in dieser Beziehung so glänzenden
japanischen Knnstindustrie. Bei näherer Untersuchung wird man
sich aber bald überzeugen, daß diese Art von koloristischen Talenten,
die mit kleinen Mitteln reizende Wirkungen zu erzielen verstehen,
bei uns immer noch selten ist. So besonders im Gebiet der
Flächenverzierung aller Art, des Farben- und Tapetendrucks,
der Seiden- und Wollweberei, wie aller teppichartigen Stoffe.
Hier hat sich nun in neuerer Zeit die besonders für die Lipper-
heidesche illustrierte Frauenzeitung beschäftigte lithographische
Kunstanstalt von Schmidt-Pecht in Konstanz durch die Schönheit
ihrer Nachbildungen alter und orientalischer Muster von Leder-
pressung, applizierter Spitzen, dann von spanischer Renaissance-
Stickerei aufs vorteilhafteste bekannt gemacht, da sie auf eine
Photographie des Originals, welche die grauen Halbtöne liefert,
das Farbenspiel desselben mit einem Verständnis wiedergegeben
hat, wie es in dieser Feinheit bei uns immer noch zu den seltensten
Erscheinungen gehört. Mit demselben feinen Farbensinn findet
man aber auch ungarische Leinenstickerei oder Knüpfteppiche mit
Gold- oder Silbergrund, altitalienische und orientalische Stickereien
aller Art uachgeahmt. Desgleichen Füllungen in Barockstil,
ebenso ganz reizende mit Vögeln und Blumen in japanischem
Stil für Gilbers in Dresden angefertigte, wo man überall sofort
das koloristische Talent und feine Farbenverständnis des Leiters
der Anstalt als die Seele des Ganzen findet. — Leidet unsere
.Teppich- und Tapetenfabrikation wie der Buntdruck jeder Art
immer noch an einer gewissen Roheit, so wären Talente wie das
des Genannten ganz geeignet, ihr abzuhelsen, wenn sie zur Leitung
solcher Anstalten berufen würden. lSNH

l?. ?t. „Radierungen vom Radierverein zu
Weimar." (1894, Selbstverlag, 20 M.) Eine allerliebste, echt
künstlerische Gabe des Vereins Weimarscher Künstler, die sogar
beweist, daß sie in der dortigen kleinen Kunstschule doch bereits
eine Art von gemeinsamen Charakter — unbedingten Naturalismus
mit einziger Anlehnung an die alten Niederländer — ausgebildet
haben. Dies zeigen besonders die
Landschafter, unter denen Asperger
zwei prächtige Waldbilder bringt,
denen sich Weichberger mit einem
nicht weniger guten anschließt, wo
aber auch Hagen, Fritz Braendel
u. a. Eigenartiges bringen, wieThedy
einen direkt an Rembrandt erinnern-
den Alten, L. Oskar Schultz eine
viel Gelungenes enthaltende hl. Eli-
sabeth. Alles in allem wird man
solch ein Album immer mit Ver-
gnügen Wiedersehen, wo uns so gar
nichts an die alles beherrschende Pho-
tographie erinnert und das meiste
echt künstlerische Freiheit atmet. IMY
— Wilh. Hauff, „Phanta-
sien im Bremer Ratskeller".
Illustriert von Hans Schweiger.
(Wien, Gesellschaft für vervielfäl-
Aus„sck--r-. Illuster.- Geschichte "gende Kunst. 12 M.) Das poesievolle
der weitlitteratur". „Herbstgeschenk für Freunde des

Stuttgart, Franckbsche v-rlagsbdl. Weins", das heut noch wie ehedem

seinen Zauber auf jeden, der es liest und wieder liest, ausübt, bietet
sich hier in einer äußerlich hübsch ausgestattcten Prachtausgabe
mit Illustrationen eines jungen Künstlers, die in Einzelheiten mit
verschiedenartigem Erfolge die Poesien des Dichters bildlich vor
dem Leser aufsteigen lassen. lbssss

— Jo h. Scherr, „Illustrierte Geschichte der Welt-
litter a tur". Neunte Auslage, bis zur Gegenwart ergänzt von Pro-
fessor O. Haggenmacher. (Stuttgart, Franckhsche Verlags-
handlung. 20 Lieferungen L 80 Pfg.) Die erste Auflage dieses
Buches erschien im Jahre 1849. In einer fast fünfzigjährigen
Vergangenheit hat sich das Werk als ein itanckarck-vrorü auf dem
deutschen Büchermarkt behauptet,
nicht den lauten Beifall der Menge
findend — dazu war der Ver-
fasser zu wenig nach der meisten
Leute Geschmack — aber doch sich
durch seine Gediegenheit denen
empfehlend, die sich dem Autor
als Führer durch das Gebiet der
Weltlitteratur anvertrauten. Ob
der Verfasser bei seinen Lebzeiten
die in der jetzt erscheinenden Neu-
Auflage eingeführte Illustrierung
des Werkes im Prinzip gebilligt
haben würde, glauben wir kaum
behaupten zu können, wenn der
bildliche Schmuck sich jedoch auch
im Fortschreiten des Erscheinens
auf das beschränken wird, was
die ersten Lieferungen
bringen, so kann man
es schließlich dem
Verleger nicht übel
nehmen, wenn er in
der Ausstattung des
Werkes der augen-
blicklich herrschenden
Liebhaberei Konzes-
sionen macht. Nach
Abschluß der Neuauf-
lage werden wir noch-
mals auf dieselbe zu-
rückkommen. lwiss
— Erich Frantz,

„Geschichte der
christlichen Ma-
lerei". Drei Bände
(zwei Bände Text und
ein Band Bilder).

30 M. Freiburg i. Br.

Herdersche Verlags-
handlung. Durch das
endliche Erscheinen de>

Jahre 1887 begonnene

Scheffels Ingrnd-Pvrkräk.

Aus „Scherr, )llustr. Geschichte der Meltlitteratur".
Stuttgart, Franckbsche verlagskandlung.

zweiten Bandes ist daS bereits im
Werk nunmehr zum Abschluß gelangt.
Es behandelt die Geschichte der christlichen Malerei von ihren
Anfängen, als die Kunst sich aus den Fesseln der bhzantinischen
handwerksmäßig keck befreite, bis zu der Zeit der Hochrenaissance
auf Grund eingehender Studien, die der Verfasser in dem Quellen-
material sowohl, wie auch in dem langjährigen Umgang mit den
Monumenten der Kunst selber gemacht hat. Sowohl als Nach-
schlagebuch wird das Werk dem Kenner, wie auch als belehrende
und unterhaltende Lektüre allen Kunstfreunden wertvoll sein.
Der Verfasser wird den einzelnen Meistern und Schulen nicht
nur nach der mehr äußeren kritischen Seite gerecht und charak-
terisiert sie dementsprechend, sondern er weiß auch in das Innere
einzudringen, die Intentionen der Meister zu erfassen und an
ihren hervorragendsten Schöpfungen nachzuweisen, wie er auch
bestrebt gewesen ist, die Aufgabe, welche er sich gestellt hat, von
den verschiedensten Gesichtspunkten aus, historischen, ikono-
graphischen, stilistischen, technischen, zu behandeln. issss)

— Schriften-Schatz. Herausgegeben von Alb. Schiller
(l. Serie 10 Hefte L 1 M., Verlag von Otto Maier in Ravens-
burg). Ein billiges Vorlagenwerk auf diesem Gebiete, das sich,
soweit nach dem vorliegenden ersten Hefte ein Urteil möglich ist,
durch seine saubere Ausführung vorteilhaft empfiehlt. Die bei
der Wiedergabe der Schriften angewendete Größe gestattet sowohl
ohne weiteres das Kopieren, wie sie auch genügende Deutlichkeit
in der Konstruktion der Schriftarten gewährt, um darnach neu zu
komponieren. l^s»!
 
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