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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0302

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2Z8

Personal- und Ateliernachrichten. — Vermischtes.

gefügt worden und haben vermöge ihres Feinsinns, ihrer künst-
lerischen Auffassung und Durchführung dem Bilderschmuck des
Rathauses eine nicht unwesentliche Bereicherung gebracht. Die-
selben Motive hat der Künstler bereits vor Jahren einmal be-
arbeitet, als es galt, eine offene Halle im Parke des Herrn
von Siemens in Klein-Wannsee mit Wandgemälden zu schmücken.

k. kt. In München findet gegenwärtig zur Feier seines
60. Geburtstages eine von der Kunstgenossenschaft veranstaltete
„Defregge r-A usstellung" statt, die alle Aufmerksamkeit verdient.
Bloß aus Studieuköpfen, architektonischen und Landschaftstudien,
dann einigen Skizzen zu berühmten Bildern des Meisters be-
stehend, die zusammen einen einzigen Saal füllen, macht das
Ganze doch den packendsten Eindruck einer merkwürdig fesselnden
Persönlichkeit. Denn diese Studien
sind unleugbar fast alle noch weit un-
mittelbarer der Natur abgelauscht und
auch oft viel besser gemalt als die später
aus ihnen entstandenen Bilder. Ja sie
tragen so sehr das Gepräge eines Mei-
sters ersten Ranges, daß man aufs
tiefste von dieser Vereinigung männ-
licher Kraft mit zarter, ja oft naiv
kindlicher Empfindung gefesselt wird.

Besonders ein Dutzend Mädchen- und
Kinderköpse mit ihrem bald neckischen
und schalkhaften, bald finnigen und
ahnungsvollen Ausdruck bei schärfster
Ausprägung der jeweiligen Indivi-
dualität sind sicherlich nie und von
niemand besser gemalt worden. Selbst
die Stadtmädchen kann man genau von
den frischeren ländlichen unterscheiden
und die eigenen Buben des Meisters
sind vollends herzerquickend in ihrer
Mischung von fröhlichem Trotz und
naiv fragendem Wesen. Die Lokali-
täten endlich, die der Meister fast alle
als Studien zu projektierten Bildern
gemalt, zeigen seine Kraft und Einheit
des Tons, die man sonst nur alten
Meistern zuzutrauen gewöhnt war.

Kurz, man lernt den Künstler hier nicht
nur von den altgewohnten, sondern
auch von ganz neuen Seiten kennen in
diesen echten Perlen. lES)

— Zürich. Prof. Franz Stucks
Gemälde „Centaur und Nymphe" ist
von deni hiesigen Kunstfreunde General-
konsul Henneberg um die Summe von
10000 M. erworben worden.

k.kt. Am 24. März d. I. starb
in Eisenach, wohin sie sich als müde
Greisin zurückgezogen, die einst hoch-
angesehene Blumenmalerin Emmeline
Humblot. Als sie sich der Malerei
zugcwendet, hatte sie zu Anfang der
dreißiger Jahre in Berlin Völkers Un-
terricht genossen. Bald darauf mit ihrer
Familie nach Dresden übersiedelnd,
besuchte sie dort die Galerie und lieferte
da eine Reihe Kopien nach den großen Blumenstücken de Heems,
Huysums u. a., welche ob ihrer Vortrefflichkeit allgemeines Auf-
sehen machten, sodaß sie bald eine sehr beliebte Lehrerin ward.
Auch ihre eigenen Arbeiten in Tel wie besonders in Aquarell und
Gouache waren so gut, daß Lenau über eines ihrer Bilder der-
maßen in Entzücken geriet, daß er ihr das bekannte Gedicht
„Die Blumenmalerin" widmete. In der That sind denn auch be-
sonders ihre Gouachemalereien so, daß man wohl behaupten kann,
sie seien in dieser Art nie besser gemacht worden. Leider ließ sie
sich verleiten, ein photographisches Institut in Dresden zu er-
richten und mit demselben nach Paris zu übersiedeln, worüber
sie ihr Vermögen verlor. Sie ging dann später wieder als
Malerin nach London, wo ihre Arbeiten sehr gefielen, und siedelte
bald nach München über, wo sie mehrere Jahre ausschließlich
für das Obpachersche Institut arbeitete, bis sie müde sich nach
Eisenach zur Ruhe setzte, wo sie achtzigjährig starb. l^v'U
— Gestorben: Zu Rothenfels a. M. der Zeichner und
Bildhauer Michael Mehling, 85 Jahre alt; in Lausanne der
Bildhauer David Lugeon, 77 Jahre alt; in Paris am

30. März in seinem 40. Lebensjahre der Bildhauer Jules
Ronlleau, ebenda der Maler E. Vidal, wie der Radierer-
Victor Hamel; am 16. März in Hampstead der englische
Aquarellmaler Henry George Hine, Vizepräsident des „Hoyal
Institute ok kainters in zVater Lolouis". in77;

k. Hannover. Das Uebereinkommen zwischen dem Pro-
Vinzial-Ausschusse und dem Magistrate der Kgl. Residenzstadt,
das den schon längst zum Bedürfnisse gewordenen Neubau für
das Provinzial-Museum sichert, ist
durch Zustimmung des Landtages und
der städtischen Kollegien Mitte Februar-
perfekt geworden. Nach diesem Vertrage
übernimmt die Stadt für den Kauf-
preis von 725000 M. das alte Haus
in der Sophienstraße, das sie seinem
eigentlichen Zwecke als Vereinshaus
zurückgiebt und dadurch nutzbar macht,
daß sie seine Räume an die hier be-
stehenden Vereine für Kunst und
Wissenschaft: den Kunst- und Künstler-
Verein, den Architekten- und Ingenieur-
Verein, die naturhistorische Gesellschaft
w. fest vermietet. Außerdem überläßt
die Stadt der Provinz einen 2^/„ Mor-
gen großen Bauplatz, der an der Ring-
straße gegenüber dem zukünftigen Bür-
gergarten und in der Nähe des städt-
ischen Kestner-Museums sehr günstig
gelegen ist. Ter Neubau, dessen Kosten
vorläufig auf 1 500000 M. berechnet
sind, soll außer den Sammlungen des
Provinzial-Museums auch die dem
Herzog von Cumberland gehörigen
Kunstschätze aufnehmen, die aus der
Porträt-Galerie des welfischen Hauses,
aus einer reichen Sammlung älterer
und neuerer Gemälde und einer Reihe
antiker und moderner Skulpturen be-
stehen und unter dem Namen Fidei-
kommiß-Galerie des Gesamthauses
Braunschweig-Lüneburg dem Museum
überlassen sind. Man giebt sich auch
der Hoffnung hin, die mittelalterlichen
Kostbarkeiten, die jetzt im K. K. Kunst-
gewerbe-Museum in Wien aufbewahrt
werden, nach Herstellung eines wür-
digen und feuersicheren Museumsge-
bäudes wieder hierher überführt zu
sehen, von wo dieser sogenannte „Welfen-
schatz" im Jahre 1866 nach Oesterreich
geflüchtet wurde. Auch das Welfen-
Museum, eine reiche Sammlung für
die welfischen Lande und Fürsten in-
teressanter Gegenstände wird in dem
neuen Hause Aufstellung finden. Der
Neubau, für den demnächst ein Preisausschreiben erlassen werden
dürfte, soll im Jahre 1806 begonnen werden.

?. Kassel. Ein kürzlich hier verstorbener Bürger,
Johannes Wimmel, hat in hochherziger Weise sein hinter-
lassenes Vermögen außer für wohlthätige Zwecke auch für drei
bemerkenswerte künstlerische Stiftungen vermacht. Zum Gedächt-
nisse des Krieges von 1870 und 71, an den bis jetzt nur die
beiden an dem alten Auethore angebrachten Reliefs erinnern, soll
auf dem Wilhelmshöher-Platze ein selbständiges Siegesdenkmal er-
richtet werden, für welches ein Betrag von 50 000 M. ausgeworfen
ist. Des weiteren ist eine Summe von 12 000 M. für die Be-
schaffung zweier Oelgemälde bestimmt, von denen das eine eine
Szene aus dem modernen Leben von Kassel, das andere eine
Episode aus der Regierungszeit des letzten Landgrafen von Hessen
zum Borwurfe haben soll. Zur Erlangung der drei Kunstwerke
wird seitens der Stadt Kassel ein Wettbewerb unter den deutschen
Künstlern ausgeschrieben. 140241

V. kt. Wenn unsere Kunstindustrie ganz wie die Baukunst
es bis heute wohl zu allerhand Nachahmungen, aber zu keinem

Pallas-Slakurkkr. von 6. M. wadere.
 
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