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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Relling, ...: Die Große Berliner Kunstausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0345

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X. Jahrgang, tzeft Io.

15. Juni 189A.

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3883, bayer. Verzeichnis Nr. 441, k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 1851) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr
_ (6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Die Grosze Berliner Liunstau§stettung.

von vr. RelllNg.

I7>ie Eröffnung der Ausstellung fand am 1. Mai in
einfacher und würdiger Form statt. Nicht nur
hierbei sondern auch bei der sonstigen Einrichtung merkte
man deutlich die ordnende Hand des Vorsitzenden der
diesjährigen Ausstellungs-Kommission, des Grafen Ferd.
Harr ach, der über den Maler den Edelmann nicht ver-
gessen hat. Schon wie sie ins Leben trat und die Art
ihrer äußeren Einrichtung nahmen für die Ausstellung
ein. Der günstige Eindruck blieb auch nach der ersten
Wanderung durch die Säle bestehen. Erstaunt und ohne
es zuerst selber zugeben zu wollen, mußte man einge-
stehen, daß sich diese Ausstellung weit besser als ihre
Vorgängerinnen einführe, und daß sie wirklich schon das
vorstellt, was man eine Kunstausstellung nennt. Und wer
über sie zu berichten hat, thut es diesmal mit angeregtem
Interesse und nicht in träger Unlust, um einer leidigen
Pflicht zu genügen.

Es ist diesmal eine internationale Ausstellung.
Pariser und Amerikaner, Holländer und Italiener, Schotten
und Münchener haben gewählte Kollektionen ihrer Bilder
eingeschickt. Diese fremden Bilder sind das Beste auf der
Ausstellung, und sie geben ihr das vornehme Gepräge.
Man beachte den Unterschied. Wenn anderswo eine internationale Ausstellung veranstaltet wird, so ordnen
sich die ans dem näheren oder ferneren Ausland eingeschickten Bilder der heimischen Kunstproduktion unter.
Hier bei uns ist das anders. Das Ausland giebt den Ton an, und diesmal ist der Ton gut. Über Berlin
kann man vorbeisehen. Numerisch gehen die Hiesigen den Auswärtigen weit voran. Mehrere Säle und eine
lange Reihe seitlicher Kabinette ist mit Berliner Kunst gefüllt. Aber sie bedeutet nichts. An dem Glanz der
diesjährigen Ausstellung hat die Berliner Kunst kein Verdienst. Wie in früheren Jahren wird man der Besten,
die man von den kleinen winterlichen Ausstellungen zu rühmen gewohnt ist, wenn man sie überhaupt hier trifft,
nicht recht froh. Adolf Menzel hat bescheiden in einem entlegenen Seitenkabinett Bleistiftstudien ausgestellt,
einige erst aus diesem Jahr sind gewiß erfreuliche Zeichen der nicht erlahmenden Kraft des Altmeisters.
Aber sie beweisen uns nichts und sagen, was wir schon wußten, daß Menzel einen Studienkopf meisterlich zu
zeichnen versteht. Gern Hütten wir eine seiner Gouachen im Ehrensaal gesehen. Hier, wo diesmal von jeder
Nation ein oder zwei repräsentative Bilder hängen, ist Berlin durch Anton von Werner vertreten. Das
stimmt insofern, als Anton von Werner als der typische Vertreter der offiziellen Berliner Kunst gelten kann.
„Der Kronprinz 1878 auf dem Hofball" heißt das Bild. Der Prinz, in Kürassieruniform, unterhält sich mit

Unangenehme Nachbarschaft.

Die Aunst für Alle X.

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